Holzminden (fw). Am gestrigen Sonntag fand der Neujahrsempfang 2019 in der Stadthalle Holzminden statt. Zahlreiche Gäste waren der gemeinsamen Einladung der Stadt und der Johanniter Unfallhilfe gefolgt, erhofften interessante Ansprachen und durchaus auch den ein oder anderen Aufhänger, um im Nachgang mit Gleichgesinnten lamentieren zu können.
Zu Beginn begrüßte Bürgermeister Jürgen Daul in gewohnt freundlicher und loyaler Weise die Anwesenden und erlaubte sich, besonders einige Gäste namentlich zu erwähnen, wie zum Beispiel Bundestagsabgeordneter Johannes Schraps, Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt und Christian Meyer, aber auch den Dekan der Fachhochschule Holzminden Ulrich Hundertmark und den Bürgermeister aus Höxter, Alexander Fischer nebst Gattin. Des Weiteren nutzte Daul den Empfang und fand einige treffende Worte, um die politische Lage der Stadt Holzminden zu verdeutlichen. Dabei riss er auch das Thema Haushalt an und bezeichnete diesen in diesem Jahr als „solide“ - zahlreiche erfreuliche Investitionen für Schulen, KiTas oder die Feuerwehr wurden getätigt, dennoch bleibe nach wie vor die Innenstadt als größtes Problem. Doch die erhoffte Aufnahme in das Städtebauförderprogramm solle Abhilfe schaffen, circa 15 Millionen Euro Fördergelder seien dadurch zu erwarten. Reißaus nahm ein Mitglied des Stadtrates als Daul kritisch die Migrationspolitik der Bundesregierung ansprach, aber unbeirrt dessen, bedankte sich Holzmindens Bürgermeister noch für die gute Zusammenarbeit bei Ralf Schwager, dem Werbekreis und der Stadtmarketing GmbH und übergab sogleich das Mikrofon an Mitgastgeber JUH-Dienststellenleiter Sebastian Multhoff.
Multhoff berichtete, dass es seit 1968 die Johanniter Unfallhilfe in Holzminden gäbe, die Aufgabenbereiche würden vom Rettungsdienst, über Fahrdienst und dem Hausdienst bis hin zum Sanitätsdienst reichen, aber auch eine Rettungshundestaffel und eine Kindertagesstädte würden betreut werden. Ebenfalls betonte Multhoff, dass sich die Johanniter nach wie vor besonders in Stadtoldendorf um die Betreuung und Integration der Flüchtlinge kümmern würden – das alles würde von 45 hauptamtlichen und 99 ehrenamtlichen Helfern im Kreisgebiet Holzminden gestemmt werden. Doch sei die Johanniter Unfallshilfe nicht konkurrenzlos, man habe es schwer, sich zu behaupten bei all den europaweiten Ausschreibungen – so appellierte Multhoff an die Politik, man müsse bedenken, dass die hiesigen Helfer auch die hiesigen Steuerzahler seien.
Als Festredner des diesjährigen Empfangs fungierte Superintendent des Kirchenkreises Holzminden-Bodenwerder, Ulrich Wöhler. Mit einleitenden Worten machte Wöhler die Bedeutung der Kirche deutlich, 50 Prozent der Bevölkerung seien Mitglied der christlichen Kirche. Eine weitaus größere Gemeinschaft, als die ‚Volksparteien‘, die zusammen lediglich ein Prozent aufweisen könnten. Doch auch die Kirche stünde im Wandel: „Ja, wir werden weniger“, resultierte Wöhler aus den vergangenen Jahren. Aus Gründen der finanziellen Entsolidarisierung oder spirituelle Individualisierung, aber auch der demografische Wandel würden hierzu beitragen. Taufen zum Beispiel würden heutzutage wesentlich weniger werden, vergleichsweise aber mehr Beerdigungen. Nicht jede Familie ließe ihre Kinder noch taufen, hier sei die Selbstverständlichkeit verloren gegangen, die Kirche könne nicht mehr so viele Menschen erreichen und an die Kirche erinnern. Als Beispiel für diesen Wandel nannte der Superintendent eine Situation aus dem Religionsunterricht, die ihm von einer Lehrerin berichtet worden ist, bei der muslimische Kinder von ihrem Glauben erzählen würden und die christlichen Kinder nicht den Hauch einer Ahnung darüber hätten. „Geht hier die Identität verloren“, warf er in den Raum und appellierte in diesem Zuge die europäische Identität zu schützen und entsprechende Werte zu erlernen und zu erproben.
Ja, die Kirche würde Steuergelder beziehen und sei steinreich, doch allein 60 Millionen würden im Land in Einrichtung zur Förderung der Bildung fließen, im Kreis Holzminden gäbe es zehn christlich geführte KiTas. 440 Millionen Euro würden für den Erhalt der Kirchen herhalten – dies sei aber auch notwendig, da meist Kirchen und Gemeindehäuser auf den Dörfern einer der Orte seien, wo sich die Gemeinschaft treffen würde. Zusammenfassend verdeutlichte er noch einmal die Wichtigkeit der Kirche, es ginge um die Barmherzigkeit, um die Würde des Menschen und um den Erhalt der Feiertage zur ‚Erhebung der Seele‘. Als Zeichen großen Zuspruchs für seine Worte empfing Superintendent Wöhler ausgiebigen Applaus.
Musikalisch begleitet wurde der Neujahrsempfang durch Darbietungen des Trios Kathrin und Alexander Käberich und Hanzo Kim.
Im Anschluss sammelten sich die Holzmindener Persönlichkeiten und Gäste des Neujahrsempfangs 2019 im Foyer zu anregenden Gesprächen und Meinungsaustausch.
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