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Montag, 25. November 2024 Mediadaten
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Hannopver/Holzminden (r). Die Konservierung von Kulturgut umfasst Untersuchungs- und Vorsorgemethoden, die eine möglichst lange physische Erhaltung gewährleisten und die dazu beitragen, zukünftige Schäden in ihrem Ausmaß zu minimieren oder ganz zu verhindern. Bei heterogenen, nicht vollständig erschlossenen, Mengenbeständen, wie der Sammlung Albrecht Haupt der Technischen Informationsbibliothek (TIB), hat die Konservierung die vorrangige Aufgabe, den Istzustand der Objekte mit ihren historischen Spuren zu erhalten. Bekannt sind die Erstmaßnahmen der Reinigung und Verbesserung der Aufbewahrung in Magazinen, weniger bekannt sind die Materialuntersuchungen der Konservierung und ihr Leistungsvermögen. 

Die Ausstellung „Herrenhausen und Europa – ein Gartennetzwerk“ zeigt eine Reihe von bedeutenden grafischen Werken zur Gartenkunst der Renaissance, des Manierismus und des Barock, die Architekt und Bauforscher Albrecht Haupt zusammengetragen hat. Im Rahmen der Ausstellung präsentiert die Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Buch und Grafik der HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen an drei ausgewählten Einzelblättern, wie verborgene historische Spuren entdeckt, interpretiert und erhalten werden können. Diese Spurensuche gleicht einer detektivischen Untersuchung. Es geht dabei um das Erkennen von historischen Spuren, die sich oft unauffällig auf dem Trägermaterial Papier abgebildet haben. Sie können bei der Ermittlung von Herkunft und Datierung helfen und unterstützen die Erschließungsarbeiten der Sammlung Albrecht Haupt.

Das besondere an den ausgestellten Einzelblättern ist, dass sie auf sehr unterschiedlichen Papieren gedruckt und gezeichnet wurden. Sie stammen aus einer für die europäische Papier- und Drucktechnologie bedeutenden Zeitspanne des 18. und 19. Jahrhunderts. Innerhalb dieses Intervalls lag zum einen der allmähliche Übergang von der handwerklichen zur industriellen Papierherstellung und zum anderen veränderten sich die Rohstoffe. In diesem Zeitraum liegen auch Veränderungen der Grafikherstellung von überwiegend handwerklich mechanischen Technologien (Hoch- und Tiefdruck) zu einer Technologie, welche auf chemischen Vorgängen basiert (Flachdruck) und die zur Grundlage für die industrielle Fortentwicklung des Bilddrucks wurde. Die Spuren bilden folglich höchst spannende Aspekte der Material- und Technikgeschichte ab. Gegenstände werden aber auch durch ihre Nutzung sowie die Art und Weise der Ablage und Aufbewahrung verändert. Sie hinterlassen Abdrücke. Diese Spuren besitzen Informationen, die sich von den Inhalten der grafischen Darstellungen und den technologischen Herstellungsmerkmalen unterscheiden. Sie bilden die Gebrauchs- und Archivierungsgeschichte der Objekte ab und zwar ab dem Zeitpunkt nach ihrer Entstehung bis in die Gegenwart. 

In der Ausstellung können die Besucherinnen und Besuchern die Spurensuche verfolgen und sie können selbst zu Entdeckerinnen und Entdeckern werden. Die Vielfalt an Informationen, die sich eindrucksvoll auf Papier abbilden, ist mit der Originalität verbunden. Reproduktionen, Faksimiles oder Digitalisate können sie niemals vollständig abbilden. Insofern wird die Bedeutung der Originalerhaltung eindrucksvoll belegt.

Gleichzeitig werden in der Ausstellung Inhalte des Bachelorstudiums der Konservierung und Restaurierung an der HAWK dargestellt und es wird die Konservierungsmethode gezeigt, mit welcher es Studierendengruppen von 2017 bis 2018 gelungen ist, insgesamt 4.886 klein- und mittelformatige Grafiken zu reinigen ohne diese historischen Spuren zu beinträchtigen. Die TIB und die Masterstudierenden in Hildesheim entwickelten einen passenden „Workflow“, den die Bachelorstudierenden in der Folge mühelos in die Tat umsetzen konnten. Gereinigt wurde mit einer bisher einzigartigen elektrostatischen Reinigungsanlage. 2011 übernahm die HAWK diese Maschine von der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt. „Wir haben die Technologie der elektrostatischen Reinigung hier weiterentwickelt, inzwischen kann die Maschine unter bestimmten Bedingungen auch Kunst auf Papier reinigen“ sagt Professor Ulrike Hähner von der HAWK. Eine klassische Reinigung mit Pinsel und Schwamm hätte die handschriftlichen Aufzeichnungen auf den Trägerkartons gefährdet und Schäden an den empfindlichen Oberflächen der Grafiken zur Folge haben können und deutlich mehr Zeit gekostet, beschreibt Hähner. „Die Maschine hingegen hebt lose aufliegende Oberflächenverunreinigungen ohne Reibung ab.“

Zur Ausstellung: 

Die Ausstellung „Herrenhausen und Europa – ein Gartennetzwerk“ vom 17. März bis zum 12. Januar 2020 im Museum Schloss Herrenhausen zeigt außergewöhnliche Einblicke in die Geschichte der Gartenkunst. 

Für die Ausstellung öffnet die Technische Informationsbibliothek (TIB) ihre international renommierte Sammlung Albrecht Haupt, die aus zahlreichen Büchern zur Architekturgeschichte, -theorie und Gartenkunst, etwa 6 800 historischen Zeichnungen und Druckgrafiken sowie 6 000 Reiseskizzen und Studienblättern von Haupt selbst besteht. Albrecht Haupt (1852–1932) machte sich als freischaffender Architekt und Bauforscher, als Hochschullehrer und als Forschungsreisender einen Namen.

Für zehn Monate ist eine Auswahl von circa 130 Exponaten – hochwertige Reproduktionen der historischen Pläne und Reiseskizzen sowie einige Originalpublikationen zur Gartengeschichte zu sehen: Von Haupt handgefertigte Reiseskizzen sind dort genauso ausgestellt wie historische Pläne von Gartenanlagen aus den Niederlanden, Frankreich, England, Deutschland und Österreich, die anschaulich zeigen, welchen Einfluss diese Gärten auf die fürstliche Sommerresidenz Herrenhausen hatten.

Der Ausstellungsteil der HAWK gibt unter dem Thema „Spuren lesen und Geschichte(n) erhalten“ vor allem einen Einblick in die historisch-technischen und diagnostischen Lehrinhalte des Bachelorstudiums Konservierung und Restaurierung in der Studienrichtung Schriftgut, Buch und Grafik. Zwei Grafiken und eine Zeichnung des Bestandes der GESAH (Graphische Einzelblätter Sammlung Albrecht Haupt) aus dem Zeitraum von 1721 bis 1886 stehen im Mittelpunkt. Anhand „versteckter“ Spuren – Abdrücke, Zeichen, besondere Merkmale –, ihrer Sichtbarmachung und Interpretation können Informationen zu den historischen Arbeitsmethoden der Papierherstellung, des Bilddrucks oder der Zeichentechnik sowie zu ihrer historischen Verwendung als Arbeitsmittel, Gebrauchsgegenstand und Archivgut gewonnen werden.

Foto: HAWK

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