Holzminden (r). Das Deutschlandstipendium an der HAWK ist eine Erfolgsgeschichte. Seit der Einführung des Stipendiums stieg die Zahl der jährlich geförderten Studierenden von 22 im Jahr 2011 auf 118 im Jahr 2018. Das heißt, insgesamt konnten Stipendien von insgesamt 2,2 Millionen Euro eingeworben werden. Damit konnten von 2011 bis heute 618 Stipendien vergeben werden.
Die HAWK hat im vergangenen Jahr zum dritten Mal die Höchstförderquote überschritten. Normalerweise darf eine Hochschule höchstens 1,5 Prozent ihrer Studierenden fördern. Erreichen andere Hochschulen im gleichen Bundesland diese Quote jedoch nicht, können überzählige Stipendien auf andere Universitäten und Fachhochschulen verteilt werden. So erreichte die HAWK im vergangenen Jahr erstmals eine Förderquote von zwei Prozent. Die Stipendiat/inn/en können sich jeweils ein Jahr lang über eine monatliche Unterstützung von 300 Euro freuen.
„Diese Entwicklung war nur dank vieler engagierter Stifterinnen und Stifter möglich“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Viöl, HAWK-Vizepräsident für Forschung und Transfer. Denn die Hälfte der Förderungssumme übernehmen Privatpersonen oder Unternehmen als Sponsor/inn/e n. Die andere Hälfte zahlt der Bund dazu. Aktuell werden wieder neue Stifter/innen gesucht, die einen oder mehrere Studierende mit 150 Euro im Monat unterstützen möchten.
Für die Stipendiat/inn/en lohnt sich die Förderung gleich doppelt. Denn neben der finanziellen Unterstützung gibt es für sie wertvolle Kontakte in die Wirtschaft. Studierende und Stifter/innen lernen sich gegenseitig kennen. Führungen durch die Unternehmen und Praktikumsangebote sind keine Seltenheit. Einige Stipendiat/innen haben auf diese Weise sogar ihren künftigen Arbeitsplatz gefunden.
Durch diesen persönlichen Austausch profitieren auch fördernde Unternehmen auf der Suche nach Fachkräften. So ist es nicht erstaunlich, dass mehr als die Hälfte der 78 aktuellen Stifter/innen nicht zum ersten Mal ein Deutschlandstipendium fördern.
Göttingen
Eine Firma, die schon mehrere Studierende unterstützt hat, ist Kappa Optronics. „Mein Unternehmen hofft natürlich, neben dem sozialen Engagement, auch fähige Nachwuchskräfte heranzuziehen“, betont Dr. Bernd Schlichting, Department Manager bei Kappa Optronics. Das Unternehmen fördert in diesem Jahr Tape Franck Vinny Gouane Bi, Student der Fakultät Naturwissenschaft und Technik in Göttingen. Bevor Gouane Bi für das Studium der Elektro- und Informationstechnik an die HAWK kam, lebte er mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern in der Republik Elfenbeinküste. Trotz großer sprachlicher Schwierigkeiten meisterte er das Studium bisher sehr erfolgreich. Die Finanzierung des Studiums fiel ihm allerdings schwer, weil seine Eltern ihn nicht unterstützen können. So arbeitete er nebenbei, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Dank des Deutschlandstipendiums kann er sich nun mehr auf seine Leistungen im Studium fokussieren und hofft, seine Noten noch zu verbessern.
Hildesheim
Auch gemeinnützige Vereine engagieren sich durch die Stiftung von Stipendien. In Hildesheim hat der Lions Club Hildesheim-Rose bereits mehrere Studierende gefördert. In diesem Jahr unterstützt die Service-Organisation die HAWK-Studentin Nicole Ilper. Sie studiert im Masterstudiengang Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie an der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit. Ilper reiste im Rahmen ihrer Bachelorarbeit nach Namibia, lernte dort die damals siebenjährige Hope Swartz kennen und übernahm eine Patenschaft für das Mädchen. Das Deutschlandstipendium ermöglicht ihr, die Patenschaft auch weiterhin zu finanzieren. Auch das Hildesheimer Energieunternehmen EVI beispielsweise hat sich beim Deutschlandstipendium engagiert.
Holzminden
In Holzminden profitiert zum Beispiel Jannik Weigelt von einem Deutschlandstipendium. Er studiert im Bachelorstudiengang Green Building und engagiert sich nebenbei in der internationalen Jugendarbeit. Damit er dieses Engagement auch neben Vorlesungen und Klausuren noch aufrechterhalten kann, unterstützt ihn die Sigi und Hans Meder Stiftung mit einem Deutschlandstipendium. Die hessische Stiftung ist bei der Förderung von Studierenden besonders engagiert: 2018 stiftete sie allein zehn Deutschlandstipendien für HAWK-Studierende. Auch die Bürgerinitiative Pro Hochschule und Unternehmer Ralf Schwager sind seit Jahren aktiv beim Deutschlandstipendium. Gerade jetzt wieder haben sie zudem einen Aufruf in die Region Holzminden gestartet.
Für die nächste Förderperiode haben sich bereits Stifterinnen und Stifter gefunden. „Auch in diesem Jahr möchten wir gerne wieder mehr als 100 Studierende fördern und schön wäre es, wenn wir dafür auch die 118 aus dem Vorjahr überschreiten“, erklärt Daniela Zwicker, Koordinatorin für das Deutschlandstipendium an der HAWK. „Viele unserer Förderer haben uns schon für die nächste Förderperiode ihre Zusage der Weiterförderung gegeben.“ Die aktuelle Zahl der Stipendien wird mit dem „Stipendienbarometer“ am Gebäude Goschentor in Hildesheim dargestellt. In dem gläsernen Treppenhaus auf der rechten Seite des Gebäudes zeigt jeder weitere blaue Punkt den prozentualen Fortschritt.
Foto: HAWK