Holzminden (sl). Mit den Worten „selten so viele anwesende Zuschauer“ eröffnete Fritz-Gerhard Hamann die 22. öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Finanzen. Sonst seien keine Bürger anwesend, aber heute machten sich viele auf den Weg in das Familienzentrum, um die Vorstellung der Marchbarkeits- und Konzeptstudie: Düfte und Aromen für die Welt zu anzuhören. Ursula Dworák von MuseoConsult aus Stuttgart präsentierte den Ausschussmitgliedern und den Zuschauern mit einer digitalen Präsentation die von der Bürgerstiftung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie.

Für das ganze Projekt werden circa vier Millionen Euro benötigt, die zu 70 Prozent vom Förderprogramm der N-Bank getragen werden können und eine jährliche Bereitstellung von 250.000 Euro im Haushalt der Stadt Holzminden. Die jährlichen Betriebskosten von 442.000 Euro könnten bei einem Verkauf von 73.670 Karten à 6 Euro gedeckt werden. Zunächst jedoch gab Dworák einen Überblick zu den Themenfeldern innerhalb der Erlebniswelt, zur möglichen Architektur und Inneneinrichtung, zu den zwei Standorten, zu den Kosten und die Möglichkeiten zum Alleinstellungsmerkmal „Stadt der Düfte und Aromen“ vor. Seit 2003 wird Holzminden mit dem Slogan vermarktet und so in die Welt getragen. Ein „Leuchtturmprojekt“ zu diesem Vermarktungssatz fehle Holzminden noch. Durch dieses errichtete „Museum“ könne Holzminden aus dem Mehrwert schöpfen und profitieren, so die Vortragende. Der Einzelhandel und die Gastronomie könnten durch diese Einzigartigkeit aufblühen. Die Zielgruppen für diese Erlebniswelt sind zum einen die Regionsansässigen, aber auch die Touristen aus den Bereichen Camping, Fahrrad und Wandern. Laut der Studie würden die Besucher eine Fahrt von 60 Minuten aufnehmen, wodurch sich eine Reichweite von 640.000 potenziellen Besuchern ergebe. „Es ist ein Thema für alle“, erklärte Dworák die Faszination des Riechens und das Alleinstellungsmerkmal. Sie sei von der Idee ziemlich überzeugt und beendete ihren Vortrag mit den Worten: „Wenn nicht jetzt wann dann?“. 

Das anwesende Publikum klatschte nicht lange euphorisch, denn dann kam der Ausschuss zu Wort. Alena Friese, Stadtkämmerin, ließ den Traum vom Stadtmarketing und den Bürgern erst einmal platzen. Der Verwaltung fehlen noch eine öffentliche Ausschreibung und eine Nachtragsmeldung. Alexander Tietze, Ausschussmitglied, lobte zunächst die hochprofessionelle Arbeit, aber stellte im nächsten Satz klar, dass diese Chance für den Haushalt nicht tragbar sei. Zurzeit habe die Stadt Holzminden schon einen negativen Haushalt und keine Möglichkeit 250.000 Euro bereitzustellen. „Wie können wir uns das leisten?“, fragte Tietze den Ausschuss. Für einen positiven Aufschwung sorgte Peter Matyssek: „Wir müssen Mut beweisen“, appellierte er an die Mitglieder. Die vorgeführten Zahlen mit niedrigen Kalkulationen seien nicht auf den Euro kalkulierbar, unterstützte Matyssek die präsentierten Zahlen. Für ihn überwiegen die Vorteile und er unterstütze diese „Initialzündung“. Mit dem Denkanstoß die Kosten auf mehrere Schultern zu verlagern, fing die Einwohnerfragestunde mit Ralf Schwager an. Sofort sicherte er seine Unterstützung mit der Gründung eines Fördervereins und einer erheblichen Summe zu. Dr. Patric von Löwis of Menar untermauerte den Vorschlag von Schwager und auch er sei sich sicher, dass man alles tun müsse, um diese Chance realisieren zu können. Die Gesamtwirtschaft könne sich so positiv entwickeln. Auch Arnulf Rott, ein vielfragender Bürger, stimmte Schwager zu, indem er sich in den Posten als zweiten Vorsitzenden des Fördervereins anbot. Ruth Koßmann, Stadtführerin, betonte zusätzlich die Wichtigkeit im Zusammenhang mit der Landesgartenschau in Höxter: „Wir brauchen die und die brauchen uns“. 

Doch trotz der positiven Zuschauerstimmen stehen noch viele offene Fragen im Raum: Wie bringt sich Symrise ein? Ist der Hochwasserschutz gewährt? Wie kann das Gebäude zusätzlich genutzt werden? Wer ist der Betreiber? Und wie können die Kosten für die Stadt Holzminden tragbar gemacht werden?

Die Erlebniswelt wird auch in weiteren Sitzungen der verschiedenen Ausschüsse Thema sein. Die Ratsmitglieder haben noch einen knappen Monat Zeit, um sich mit der Machbarkeitsstudie auseinanderzusetzen und Fragen zu klären. Die nächste Ratssitzung mit geplanter Abstimmung zur Erlebniswelt findet am 21. Mai statt.

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