Holzminden (r). Gut gefüllt war der Holzmindener Marktplatz am Tag der Arbeit am 1. Mai. Gut 250 Besucher verzeichnete der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) bei der diesjährigen Kundgebung. Thema in diesem Jahr war Europa und die anstehenden Wahlen zum EU-Parlament. Andrea Wemheuer, Stellvertretende Landesleiterin der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, war dazu die Hauptrednerin. Wemheuer warnte vor einer Europa-Verdrossenheit und schloss sich dem DGB-Motto „Europa – Jetzt aber richtig!“ an.
Vieles gibt es zu kritisieren, vieles gilt es für das nächste EU-Parlament zu verbessern, so Wemheuer und würdigte den Einsatz der EU für den Frieden: „Ohne Frieden ist alles andere nichts!“ Daher müsse es mit Europa unbedingt weitergehen. Das betrifft auch den sozialen Frieden. Die von den Gewerkschaften und Sozialverbänden geforderten Verbesserungen der sozialen Rechte seien im Europaparlament noch nicht richtig präsent.
Vor einer Bedrohung von Rechts warnte die Gewerkschafterin. Anti-Europäern mit ihrem Geschrei nach höheren Mauern und Zäunen dürfe nicht das Feld überlassen werden. Der AfD warf sie vor, keine echten Perspektiven zu haben für diejenigen, die für sich und ihre Kinder sorgenvoll in die Zukunft sehen, die sich vor einem sozialen Abstieg fürchten.
Ebenso forderte Wemheuer, die Rüstungsspirale, die sich derzeit immer schneller drehe, endlich zu durchbrechen und wiederholte die Feststellung, dass ohne Frieden alles andere nichts sei.
Eine schlimme Tendenz sei es seit längerem, das System der Tarifverträge auszuhöhlen. Viele Unternehmen zögen sich aus ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und bedienten sich der Leiharbeit und Scheinselbstständigkeiten. Das sei ebenso wenig gerecht wie die ungerechte Bezahlung zwischen Mann und Frau bei gleicher Arbeit. Es klaffe eine Lohnlücke von teilweise über 21 Prozent – zu Lasten der Frauen. Das sei nicht hinnehmbar. Da liegt man auf einer Linie mit den Sozialverbänden.
Eine weitere große Herausforderung für die Gewerkschaften sei der Kampf gegen das sinkende Rentenniveau: „Die Rente muss zum Leben reichen!“ forderte die Rednerin zum Abschluss.
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Hierauf blickte Karin Poppe vom AWO-Kreisverband Holzminden zurück. Sie schloss sich den Forderungen der Gewerkschaften nach mehr Solidarität und Gerechtigkeit in der Gesellschaft an, dies sei seit nunmehr einhundert Jahren Aufgabe und Ziel der AWO. Die AWO sei stets an der Seite der Gewerkschaften und der Sozialverbände.
Fotos: DGB Holzminden