Holzminden (mk). Wie jedes Jahr am zweiten Sonntag im September öffnen historische Bauten und Stätten ihre Türen, die sonst der Allgemeinheit überhaupt nicht oder nur zum Teil zugänglich sind. Zu Streifzügen in die Vergangenheit sind dann sowohl große, als auch kleine Architektur- und Geschichtsliebhaber eingeladen, einen informativen Blick hinter die sonst verschlossenen Portale zu werfen und dazu Fragen an fachkundige Führungsleiter zu stellen. Am Sonntag, den 10. September war es auch in der Stadt Holzminden wieder einmal so weit.
Thingplatz – die dunkle Geschichte von Holzminden
Im etwas abseits gelegenen Stadtpark von Holzminden, genauer gesagt auf dem ehemaligen Thingplatz, kann man erfahren, wie an den alten verbliebenden Mauerresten etwas über die Geschichte der Stadt Holzminden abgelesen werden kann. Der einstige Thingplatz im Stadtpark gehört zu Holzmindens Geschichte aus dem Jahren 1933 bis 1936. Damals wurde expliziert für die Spiele im Umfeld der Thing-Bewegung des Nationalsozialismus dieser Platz errichtet. Die örtliche Arbeitsdienst-Abteilung legte den Thingplatz an, welcher jedoch kaum eine Verwendung fand und bereits zu NS-Zeiten verrottete. In den Jahren des Nationalsozialismus wurde dieser Ort nicht nur wie vorgesehen als Freilichttheater, sondern auch für politische Kundgebungen verwendet. Heute ist dieser Flecken ein beliebtes Ziel als Grill- und Spielplatz, der einen erfreulicheren Nutzen bringt.
Torhaus zum Katzensprung – „Mögen bessere mich durchschreiten“
Ein weiteres Baudenkmal, das nur an diesem Tag des offenen Denkmals am Sonntag in Holzminden und zu besonderen Themenseminaren seine Haustür öffnete, war das Torhaus am Katzensprung. Bis 1921 stand hier an dieser Stelle ein privates Wohnhaus, welches zum Zweck einer Verbindung zur Neuen Straße wich. Nach den Plänen des damaligen Stadtbaumeisters von Holzminden, Leopold Scherman, wurde 1922 bis 1923 eine Wohnung mit Überbrückung geschaffen und mit der Inschrift „Mich baute der Rat in schweren Zeiten 1922. Mögen bessere mich durchschreiten“ versehen. Zunächst fand die Firma Eisenschmidt AG hier ihre Räumlichkeiten. Später fand es mitunter 1926 Verwendung für das städtische Heimatmuseum, in den 90er Jahren für ein privates Puppen- und Spielzeugmuseum und präsentiert in den heutigen Tagen einen Ausflug in die Industriegeschichte Holzmindens. Gelegentlich finden auch Duft- und Aromaseminare des Stadtmarketings Holzminden hier statt.
Das Wohnhaus eines Brauereibesitzers - Villa Hodapp in der Altendorfer Straße
Für ein weiteres Gebäude wird in wenigen Wochen bald wieder die Tür offen stehen. Dann nämlich, wenn die Umbauarbeiten der herrschaftlichen Unternehmervilla Hodapp in der Altendorfer Straße zu einer Senioren-WG abgeschlossen sind und besichtigt werden können. Für neugierige Besucher zum Tag des offenen Denkmals war aber augenblicklich schon am Sonntag das prächtige Hausportal der Villa weit geöffnet. Auch kundige Handwerker, die bei den Umbaumaßnahmen beteiligt sind, waren vor Ort und gaben gerne anhand von Fotos Auskunft über „das Wohnhaus eines Brauereibesitzers“. In sehr vielen Bereichen ist das Bauwerk aus dem Baujahr 1921 noch im Originalzustand. Von außen mit der Dacheindeckung aus Sandstein und den dazwischengeschobenen Fledermausgauben noch erhalten und im Inneren des Domizils wieder liebevoll aufgearbeitet. Immer wieder fanden die wunderschönen Terrazzoböden gleich im Bereich des Eingangs Bewunderung durch die Besucher. Aber auch der hölzerne Treppenaufgang, die aufgearbeiteten Türen und Fenster erfuhr die Anerkennung der Betrachter.
Motto „Macht und Pracht“ – Volle Entfaltung des Denkmalthemas 2017
Zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals hatte Holzminden mächtig die Türen geöffnet und prächtig erstrahlen lassen. Wirkliche Schätze der Stadt wurden für wissbegierige Architektur- und Geschichtsliebhaber sichtbar. Ganz nach dem Motto unter dem dieser Tag des Denkmals stand: „Macht und Pracht“.
Fotos: mk