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Donnerstag, 28. November 2024 Mediadaten
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v.l. Dr. Hilko Linnemann (VS Heimat- und Geschichtsverein), Marie-Luise Niegel (kommissarische Dezernentin fu00fcr Bildung und Kreisentwicklung), Hans-Joachim Scholz (Allgemeiner Vertreter der Landru00e4tin), Georg Muschik (Oberstudiendirektor des Campe Gymnasiums), Dr. Katja Drews (Kulturreferentin des Landkreises Holzminden), Werner Wellmann (Oberstudienrat im Campe Gymnasium)

Holzminden (r). Große Überraschung kurz vor Weihnachten letzten Jahres im Campe Gymnasium Holzminden. Beim Aufräumen in den Kellerräumen des altehrwürdigen Remters entdeckte Hausmeister Burkhard Beller versteckt hinter einem Schrank einen alten Bilderrahmen. Darin: eine offenkundig mit viel Aufwand reich verzierte Urkunde. Schnell war klar, dass es sich bei dem Zufallsfund nicht um die Arbeit eines Schülers aus dem Kunstunterricht handelte, sondern um historisch Bedeutsames. Denn in dem Rahmen befand sich das Original einer Gratulationsurkunde der Holzmindener Baugewerkschule an das Gymnasium anlässlich des vor 125 Jahren aus der Weserstraße in die Wilhelmstraße vollzogenen Umzuges. Doch wohin mit einem so wichtigen Zeitdokument? Am besten dahin, wo auch schon die historische Bibliothek des 450 Jahre alten Gymnasiums zu finden ist. Oberstudiendirektor Georg Muschik und Oberstudienrat Werner Wellmann übergaben die Urkunde jetzt in den Räumen der Bibliothek im Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern an den Landkreis Holzminden.

„Diese Gratulationsurkunde ist ein Zeugnis der großen Anerkennung und Wertschätzung, die dem angesehenen Gymnasium in Holzminden und seinem Neubau im späten 19.Jahrhundert entgegengebracht wurde“, stellt Werner Wellmann bei der Übergabe an den Allgemeinen Vertreter der Landrätin, Hans-Joachim Scholz und an Dr. Hilko Linnemann, Mitglied im Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins, fest. Während der Landkreis als Schulträger Eigentümer sowohl der in der Bibliothek befindlichen Bücher als auch der Urkunde ist, betreibt der HGV die Bibliothek und hatte sich maßgeblich um deren Einrichtung gekümmert. Der Verein wird auch die Urkunde korrekt katalogisieren und archivieren. 

Campe-Geschichtslehrer Wellmann wiederum hatte dafür gesorgt, dass die am 7. August 1894 zur Einweihung von den Offiziellen der Baugewerkschule (heute HAWK) an die Schule überreichte Urkunde neu gerahmt und sicher bis zur Übergabe aufbewahrt wurde. Restauriert werden musste das Dokument nicht, die Zeit hatte ihm kaum etwas anhaben können. Im Gegenteil, die jahrzehntelange Lagerung im Dunkel des Kellers hat es nahezu in aller Pracht erhalten.

Denn prächtig ist die aufwändig gestaltete Urkunde tatsächlich. Stilistisch vereint sie sowohl Merkmale des Historismus als auch des beginnenden Jugendstils. Auf großformatigem (ca. 60 x 70 cm), weißen Grund dominieren Gold- und Blautöne, die die Urkunde mit floralem und ornamentalem Schmuck ästhetisch geschmackvoll umrahmt. Darin eingefügt ist ein allegorischer Jahrhundertreigen, der sich vom 11. bis zum 19. Jahrhundert erstreckt. Für jedes Jahrhundert steht eine historische Figur, symbolisch für die Eigenheiten der jeweiligen Zeit. Vervollständigt wird das Ganze durch Reichs-und Länderwappen, dazu angedeutete Embleme, möglicherweise von Burschenschaften und Verbindungen.

Eigentlicher Kern der Urkunde aber sind die Zeichnungen und Texte, die sich auf den Anlass, die Einweihung des neuen Schulgebäudes, beziehen. „Es darf als wahrscheinlich gelten, dass diese kunstvollen Arbeiten von Könnern der Baugewerkschule selbst gestaltet sind, zumal sich nirgendwo Anzeichen externer Fertigung finden lassen“, nimmt Werner Wellmann an. Handschriftlich unterzeichnet sind die Signaturen des Direktors Ludwig Haarmann und die von zwanzig Lehrern zu erkennen. Und auch der untrennbare Zusammenhang zwischen dem Kloster Amelungsborn, der reformatorischen Schulgründung von 1569 und der städtischen Entwicklung des heutigen Campe-Gymnasiums nimmt die Urkunde mit einer feinlinigen Zeichnung Bezug.

Die wiedergefundene Gratulationsurkunde sei auf jeden Fall ein wertvolles Dokument der Schul- und Stadtgeschichte Holzmindens. Da sind sich nicht nur Werner Wellmann und Georg Muschik sicher. Auch Dr. Hilko Linnemann, als Historiker vom Fach, würdigte das Dokument als Hinweis darauf, dass es zwischen den beiden großen städtischen Bildungsinstitutionen eine enge Verbundenheit gegeben haben müsse. Für die in der historischen Bibliothek des Schlosses anwesenden Vertreter des Landkreises – neben Hans-Joachim Scholz auch die für Schulangelegenheiten zuständige kommissarische Dezernentin Marie-Luise Niegel und Kulturreferentin Dr. Katja Drews – ist die Urkunde in jedem Fall ein Grund zur Freude. „Die Gratulationsurkunde ist in jedem Fall eine schöne Ergänzung unserer historischen Sammlungen hier im Schloss“, befand Scholz. „Als ehemaliger Schüler des Campe Gymnasiums weiß ich ihren Wert auch ganz persönlich zu schätzen.“

Foto: Landkreis Holzminden

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