Holzminden (red). Sie tun es freiwillig und zusätzlich zum obligatorischen Lernstoff: Zwanzig Auszubildende aus dem Raum Holzminden wollen wissen, wie E-Commerce geht und wie sie zum Beispiel einen Online-Shop betreiben können. Sie lernen Berufe wie Einzelhandels- oder Industriekauffrau oder -kaufmann in regionalen Unternehmen und an der BBS Holzminden und sie gehören zu der ersten Gruppe, die jetzt an dem Pilotprojekt „Online Vertriebskanäle nutzen“ teilnimmt.
Die Entwicklung dieses Qualifizierungsangebots wird vom ZZHH begleitet. Erste Ergebnisse der Begleitforschung haben jetzt Prof. Dr. Alexandra Engel und Sascha Schenk vom ZZHH gemeinsam mit den Kooperationspartnern, Georg-von-Langen-Schule BBS Holzminden, Institut für Lerndienstleistungen der TH Lübeck, der Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden und der Geschäftsstelle Hildesheim der IHK Hannover vorgestellt.
So waren die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer gefragt worden, was sie sich von der zusätzlichen Qualifizierungsmaßnahme versprächen: Der Online-Vertrieb werde immer wichtiger, so die Auszubildenden, denn er sichere die Zukunft des eigenen Ausbildungsbetriebes und damit auch die persönlichen Berufsaussichten. Eine solche zertifizierte Weiterbildung erhöhe zudem die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und die Chancen des Unternehmens am Markt, denn eine Verbesserung des Online-Vertriebs oder die Entwicklung eines Web-Shops verstärkten die Zielgruppenorientierung und Reichweite des Unternehmens.
Genau das ist das Ziel des Projektes: „Regionale Unternehmen zu stärken, heißt, die Region zu stärken. Primäres Ziel des Projektes ist es, die Kompetenzen bei den angehenden Fachkräften im Themenbereich Online-Vertrieb zu steigern und damit auch die Attraktivität zahlreicher kaufmännischer Ausbildungsberufe zu erhöhen“, betont Andreas Hölzchen, Schulleiter der BBS Holzminden. Alexandra Engel fügt hinzu: „Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, den Berufsschulstandort Holzminden zu stärken und damit auch langfristig die wohnortnahe Beschulung und duale Berufsausbildung in der Region zu sichern. Eine breit aufgestellte und innovative berufsbildende Schule ist Grundlage für die Deckung des Fachkräftebedarfs im Landkreis Holzminden.“
Gleichzeitig sensibilisiere das Projekt nicht nur für die Chancen digitaler Transformationen, sondern leiste ganz konkret einen Beitrag dazu, dass Auszubildende zu kompetenten Entwickler/inne/n und Treiber/inne/n aktueller wirtschaftlicher und technologischer Modernisierung werden, hebt auch Projektmitarbeiter Sascha Schenk vom ZZHH vor.
Das Qualifizierungsangebot findet im Rahmen eines Schuljahres alle 14 Tage donnerstags von 17:30 Uhr bis 19 Uhr an der BBS Holzminden statt und wird mit 2,5 Wochenstunden Online-Lehre erweitert. Für die digitalen Lehreinheiten haben die Lehrkräfte der BBS Holzminden gemeinsam mit dem Institut für Lerndienstleistungen der TH Lübeck Materialien entwickelt, die auf einer Online-Plattform abgerufen werden können. Entstanden sind sogenannte Lightboard-Videos und Screencasts, die Grundlagen sind, um in Videokonferenzen, Forendiskussionen sowie anderen digitalen Medien Kompetenzen zum Online-Vertrieb über Online-Lernszenarien zu vermitteln.
Die Kooperation ermöglicht die Gestaltung der digitalen Medien auf methodisch-didaktisch sowie mediendesigntechnisch und medienpädagogisch höchstem Niveau. Für Ende dieses Jahres ist eine weitere Befragung in Form von Gruppendiskussionen und Einzelinterviews vorgesehen. So werde eine beständige Prozessevaluation gesichert. Die Befragungsergebnisse können auch zur Modifikation bestehender Lernszenarien genutzt werden.
Nach dieser Pilotphase soll das Qualifizierungsangebot „Online Vertriebskanäle nutzen“ dauerhaft etabliert werden. Dazu ist für Ende Februar 2020 eine Tagung an der HAWK in Holzminden geplant. Schon jetzt haben insbesondere berufsbildende Schulen in ländlichen Räumen großes Interesse an diesem innovativen „Holzmindener Modell“ bekundet.
Das Qualifizierungsangebot „Online Vertriebskanäle nutzen“ baut auf den Ergebnissen des Projekts „Attraktivitätssteigerung der dualen Berufsausbildung in ländlichen Räumen durch innovative Lernszenarien“ auf und wird aus dem europäischen Sozialfonds gefördert.
Foto: HAWK