Niedersachsen (red). Frauen verdienen oft weniger als Männer, arbeiten mehr in Teilzeit und geben ihre Karrieren häufiger wegen der Familie auf. Das Ergebnis: Sie erhalten weniger Rente. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen – doch das ist für viele Frauen noch immer ein rotes Tuch. Im Interview rät Nicole Lamping, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen: Einfach loslegen und das Sparen nicht als Belastung ansehen. Warum scheuen viele Frauen das Thema Altersvorsorge? In meinen Workshops merke ich oft, dass Frauen Ängste aufgrund der Kapitalmarktsituation haben.
In der aktuellen Nullzinsphase können wir mit den klassischen Anlagen, wie etwa dem Bausparvertrag oder dem Sparbuch, kein Vermögen aufbauen. Aktienmärkte empfinden viele Frauen aber immer noch als zu unsicher. Wie können Frauen die Ängste überwinden? Frauen sollten einfach loslegen: Ein Buch über Altersvorsorge lesen, im Internet recherchieren und einen Workshop besuchen. Im Austausch mit anderen Frauen lassen sich Ängste oft mindern. Und: Das Sparen sollte nicht als Belastung angesehen werden – es ist ein wichtiger Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit.
Bei meinen Studentinnen merke ich einen Wandel: Es wird viel mehr über das Thema Geldanlage gesprochen. Sie informieren sich über YouTube, Podcasts oder Workshops. An Schulen gibt es aber immer noch zu wenig Finanzbildung. Das sollte sich ändern. Was sollten Frauen beachten, die Geld für das Alter zurücklegen möchten? Zunächst ist es wichtig, eine Notreserve anzulegen und die Existenz abzusichern. Auf einem Tagesgeldkonto sollten mindestens drei Nettogehälter liegen. Dann kann ich mir über die Absicherung meiner Rente Gedanken machen. Und wie können Frauen dann mit der Altersvorsorge starten? Für einen langfristigen Vermögensaufbau wären zehn Prozent der monatlichen Einnahmen optimal, doch auch schon 25 Euro monatlich lohnen sich.
Derzeit gibt es wenig gute Alternativen zu Aktienfondssparplänen. Wichtig ist dabei, dass die Verbraucherinnen das Geld absehbar nicht benötigen. Denn es wird für lange Zeit angelegt. Mit welcher Laufzeit sollten Verbraucherinnen bei einem Aktiensparplan rechnen? Mindestens zehn oder 15 Jahre. Danach ist es eher unwahrscheinlich, dass Sparerinnen Verluste erleiden. Und: Keine Frau muss unruhig werden, wenn die Kurse zwischendurch fallen.
Sie müssen auch nicht wöchentlich schauen und sollten Kursschwankungen gelassen nehmen. Nicole Lamping ist Honorarberaterin zur Geldanlage und Altersvorsorge der Verbraucherzentrale Niedersachsen und Dozentin für Finanzen an Hoch- und Fachhochschulen. Bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen können sich Frauen individuell und unabhängig beraten lassen. Weitere Informationen zur Altersvorsorge unter www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/themen/finanzen/altersvorsorge
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