Holzminden (red). „Geschlechterbilder - früher und heute“, dieses Motto stand im Mittelpunkt des fünften intergenerationellen Erzählcafés, das einmal mehr in den Räumen der Mobilen Seniorenarbeit im Familienzentrum „Drehscheibe“ stattfand. Ziel dieser besonderen Form der Begegnung ist die Förderung des Dialogs zwischen alten und jungen Menschen durch gemeinsames Miteinander. Der Senioren- und Pflegestützpunkt Holzminden und die Mobile Seniorenarbeit haben diese Veranstaltung in Kooperation mit der HAWK organisiert.

27 Senior*innen, die meisten von ihnen aus dem von Silvia Kieven geleiteten Gesprächskreis „Aktiv leben - gesund alt werden“ des Senioren- und Pflegestützpunktes, und zwölf Studierende der HAWK aus dem Studiengang Soziale Arbeit haben an dem Erzählcafé teilgenommen. Zur Einstimmung in das Thema erläuterten die Studierenden aus der Seminargruppe von Professor Stefanie Debiel und Franziska Hartmann anhand eines Zeitstrahles die rechtliche Entwicklung zum Geschlechterverhältnis. Der Einstieg in das eigentliche Erzählcafé erfolgte dann über vier spannende Erzählungen: Moderiert von Christel Girke, erzählten Gertrud Baensch und Joachim Wilde sowie die Studierenden Celina und Leo von ihren Erfahrungen und Erlebnissen aus der Kinder- und Jugendzeit. So berichtete Joachim Wilde von einem sehr traditionellen Bild der Geschlechter, das seine Kindheit geprägt habe und von dem uneingeschränkten Respekt und Wertschätzung gegenüber älteren Menschen.

Aus Sicht der Studierenden dagegen besteht das Ziel der heutigen Erziehung darin, Kinder in ihrer Selbstbestimmung zu fördern, um eigenständig entscheiden zu können, wie man als Junge oder Mädchen sein will. Angefangen mit dem Wahlrecht für Frauen, über die Einbeziehung der Gleichberechtigung in die Artikel des Grundgesetzes bis hin zur Ehe für alle wurden dabei bedeutende Eckpunkte erläutert. Allerdings sei auch heute noch ein traditionelles Bild von Geschlechtern in der Gesellschaft zu erkennen. Aufgrund gesetzlicher Änderungen sei jedoch ein Wandel von Geschlechterbildern wahrzunehmen. Jung und Alt waren sich einig, dass es ein positives Nebeneinander von Traditionen und neuen Geschlechterbildern gibt und dass Individualität und Selbstbestimmung im Vordergrund von Erziehung stehen sollten.

Ein gemeinsames Lied begleitete den Übergang, um sich an intergenerationell zusammengesetzten Cafétischen angeregt über eigene Erlebnisse und Gedanken auszutauschen. Hier wurden sensible Themen wie das „Dritte Geschlecht“ und „Ehe für alle“ ebenso diskutiert, wie das Leben in sogenannten „Regenbogenfamilien“. Über das Erzählen und Diskutieren gelangten beide Generationen zu neuen Sichtweisen und Perspektiven. In freundlicher, offener Atmosphäre und mit  Wertschätzung auf beiden Seiten fand so ein lebendiger Austausch statt.

Im Rahmen des Erzählcafés wurde noch einmal deutlich, dass es für junge und alte Leute höchst anregend sein kann, zu erfahren, wie Menschen früher gelebt haben bzw. wie sich die Lebenssituation junger Menschen heute gestaltet. Gemeinsam waren beide Gruppen sich darüber einig, dass die Verantwortung für ein Leben in Vielfalt der Gesellschaft obliegt.

Foto: Hartmann