Hannover (red). „Fahrradfahrer – sorgt gefälligst für Beleuchtung, wir Autofahrer tun es auch!“ In einem wütenden Appell macht ein LKW-Fahrer im Sozialen Netzwerk Facebook seinem Ärger Luft. Nur knapp habe er zwei Unfälle mit Fahrradfahrern verhindern können. Sie waren nicht auffallend genug gekleidet. Der Beitrag wird tausendfach geteilt und stößt eine Debatte über Sicherheit im Straßenverkehr an. Ein Thema, das gerade in der dunklen Jahreszeit an Bedeutung gewinnt. Tatsächlich steigt das Unfallrisiko für Fußgänger und Fahrradfahrer in der dunklen Jahreszeit. Die Ursachen: Sichtverhältnisse werden durch die frühe Dunkelheit, Nebel oder Schnee erschwert. Für Autofahrer ist es schwieriger, Hindernisse zu erkennen. Sehen und gesehen werden – das ist der wichtigste Grundsatz im Straßenverkehr. Das gilt auch für Mitarbeitende im Rettungsdienst. Reflektierende Kleidung ist Vorschrift. „Die leuchtend rote Einsatzkleidung mit Reflexstreifen dient zum Eigenschutz der Notfallsanitäter. Da ein Reflexstreifen einfallendes Licht zurückwirft, befindet sich das Band auf der Hose in der Höhe der Unterschenkel, genau dort wo das Licht eines Autoscheinwerfers auftrifft“, sagt Kersten Enke, Leiter der Johanniter-Akademie in Hannover. Mit einfachen Hilfsmitteln können sich auch Verkehrsteilnehmer vor Unfallgefahren schützen. Die Johanniter geben Tipps zur passenden Kleidung: „Reflektoren oder Leuchtwesten sind ideale Hilfsmittel, um sich sichtbarer für andere Verkehrsteilnehmer zu machen“, sagt Enke. „Was Kinder bereits im Grundschulalter vormachen, sollten auch Erwachsene beherzigen. Bunte und helle Kleidung sowie neonfarbene Fahrradhelme fallen auf. Schulranzen und Turnbeutel haben Reflexstreifen. Auch für Erwachsene ist das Angebot im Sport- und Outdoor-Bereich groß“, so Enke. „Reflektierende Elemente wie Klettbänder für Arme und Beine erhöhen die Sichtbarkeit – im Scheinwerferlicht sind sie weit auffälliger.“ Fluoreszierende Kleidung wird vor allem bei Dämmerung gut gesehen. Lichtgurte, LED-Blinker, Reflektor-Sticker auf den Taschen, am Fahrradhelm oder Katzenaugen-Reflektoren an Jacken und Rucksäcken helfen, sich erkennbar zu machen. Senioren sind in der dunklen Jahreszeit besonders gefährdet. Nachlassende Sehkraft sowie geringeres Hör- und Reaktionsvermögen führen nicht selten zu unsicherem Verhalten im Straßenverkehr. „Ob jung oder alt – Verkehrsteilnehmer sollten generell nicht davon ausgehen, dass sie von anderen gesehen werden“, rät Enke. Laut Statistischem Bundesamt verunglückten im Jahr 2018 fast 90.000 Radfahrer auf den deutschen Straßen. Rund 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 74,1 Prozent war der PKW der häufigste Unfallgegner. „Das sollten alle Verkehrsteilnehmer ernst nehmen“, unterstreicht Enke.
Das können Sie tun, um sich zu schützen:
- Durch reflektierende Accessoires, wie Leuchtwesten oder Reflektoren, erkennbar sein.
- Gehhilfen, Rollstühle und Kinderwagen mit entsprechend sichtbaren Elementen versehen.
- Hundebesitzer können ihrem Vierbeiner ein mit LED-Lichtern versehenes Geschirr oder Halsband anlegen und eine Hundeleine aus reflektierendem Material verwenden.
- Straßen dort überqueren, wo Beleuchtung vorhanden ist: bei Zebrastreifen oder Ampelanlagen.
- Nicht hinter Hindernissen, z.B. einem geparkten Fahrzeug, die Fahrbahn überqueren.
- Blickkontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern halten.
- Hektik vermeiden, den Verkehr im Blick behalten und achtsam über die Straße gehen.
- Senioren sollten das Tageslicht ausnutzen und wichtige Besorgungen auf den Vormittag legen.
Foto: Johanniter