Holzminden (red). Zum sechsten Mal fand an der HAWK in Holzminden der Personalmanagement-Kongress „Practice meets Campus“ statt. Das Event bringt Studierende der immobilienwirtschaftlichen Studiengänge mit Vertreterinnen und Vertretern namhafter Branchenunternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Zum Auftakt begrüßten Initiatorin Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub und Dekan Dr. Ulrich Hundertmark die Geschäftsführerin des ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.), Sun Jensch, die in ihrer Keynote mit dem Titel „Wohnungsnot versus politisches Versagen?“ ein aktuelles Thema der Immobilienbranche aufgriff.
Dekan Hundertmark hieß Studierende, Lehrende und interessiertes (Fach-)Publikum im Lichthof der Hochschule willkommen. Dass neben Angehörigen der Immobilienwirtschaft auch die Baustudiengänge vertreten seien, veranschauliche die Interdisziplinarität der Fakultät und der Veranstaltung. Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub skizzierte die Professionalisierung in der Immobilienbranche und zeigte dabei die Bedeutung und die Vorreiterrolle der Studiengänge an der HAWK in Holzminden auf. Seit ihrer Etablierung vor gut 20 Jahren seien an der HAWK bereits rund 1.500 Fachkräfte ausgebildet worden. Dass sich die Immobilienbranche trotz der gesteigerten Professionalität zahlreichen Negativmeldungen ausgesetzt sähe, verdeutliche die hohe Bedeutung von Verbandsarbeit, wie sie der ZIA Spitzenverband der deutschen Immobilienwirtschaft im Namen von rund 37.000 Mitgliedsunternehmen ausübt.
Weniger Beschränkungen, mehr Anreize schaffen
„Deutschland hat einen Mangel an Wohnungen und keinen Mangel an Regulierungen.“ Mit diesen Worten leitete Sun Jensch ihre Keynote ein. Das Thema Wohnungsnot beschäftigt Immobilienbranche, Politik und Bauwirtschaft – vor allem in Ballungsräumen. Wo liegen die Probleme der aktuellen Situation? Welche Themen treibt das politische Berlin in diesem Zusammenhang um? Welche Maßnahmen können den Wohnungsbau beschleunigen? Sun Jensch beantwortete diese Fragen und legte dar, welche Rolle der Immobilienwirtschaft und dem ZIA dabei zukommt.
Aktuell steht der ZIA vor allem zu den Themen Mietrecht, Baubeschleunigung, Klimapolitik, Steuern, Stadtentwicklung, Digitalisierung und Kapitalmarktunion im Austausch mit der Politik. Die grundlegende Haltung ist darauf ausgerichtet, Anreize für Investoren und Bauherren zu schaffen statt weitere Regulierungen und Verbote. So sieht Sun Jensch in Maßnahmen wie dem Berliner Mietendeckel keine Lösung, sondern eher eine Verschärfung des Problems. Investoren würden wegen fehlender Planungssicherheit abgeschreckt, der Neubau käme zum Erliegen – und nicht nur das: „Auch ein Modernisierungsstopp ist abzusehen. Dadurch wird allein das Handwerk Umsatzeinbußen von rund sieben Milliarden Euro pro Jahr verzeichnen.“ Außerdem wird zu recht geprüft, ob das Gesetz verfassungswidrig ist.
Maßnahmen zur Baubeschleunigung
Der ZIA liefert verschiedene Ansätze zur Baubeschleunigung, zum Beispiel eine Homogenisierung der Musterbauordnung, um Planungskosten zu senken, eine Baugesetzbuch Novelle, die Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsprozessen sowie stärkere Nachverdichtung und Aufstockung in den Ballungszentren. Allein in Letzterem läge ein Potenzial von fast zwei Millionen Wohnungen. „Was wir nicht brauchen“, betont Sun Jensch, „sind weitere Marktregulierungen wie Baugebot, Vorkaufsrechte, die Grundsteuer C oder gar der Berliner Mietendeckel. Diese oder ähnliche Maßnahmen gab es in der Vergangenheit bereits, ohne dass sie den gewünschten Effekt erzielten.“
Der Immobilienwirtschaft komme dabei eine verantwortungsvolle Rolle zu, schließlich schaffe sie lebenswerte Räume, die Begegnungen und Gemeinschaft fördern, Menschen inspirieren, Unternehmergeist fördern und das Klima schützen: „Wir planen Städte, die so vielfältig sind, wie wir Menschen, die in ihnen leben.“ Eine transparente und konsequente Kommunikation sei dabei wesentlich und helfe, die Interessen der Verbandsmitglieder zu verdeutlichen sowie das Image der Immobilienwirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung zu verbessern.
Bei der anschließenden regen Diskussion zeichnete sich ab, dass das Thema „Wohnungsnot versus politisches Versagen?“ für den weiteren Verlauf der Veranstaltung zusätzlichen Gesprächsstoff geliefert hatte.
Unternehmenspräsentationen und Get-together
Am Nachmittag präsentierten sich 20 Unternehmen der Immobilienbranche den Studierenden als potentielle Arbeitgeber. Beim abschließenden Get-together im Lichthof ergab sich Gelegenheit zum persönlichen Austausch in entspannter Atmosphäre. Wie in den vergangenen Jahren war eine hohe Zahl HAWK-Alumni vertreten, die das Event nutzten, um an ihre alte Wirkungsstätte zurückzukehren, den Studierenden Karrierewege nach dem Abschluss aufzuzeigen und gleichzeitig Nachwuchskräfte für ihre Arbeitgeber zu generieren.
Foto: Lange/KHWE