Holzminden (red). Bereits zum vierten Mal fand jetzt in Holzminden ein intergenerationelles Erzählcafé statt. Beteiligt waren 17 Seniorinnen und Senioren sowie 17 Studierende des HAWK-Studienbereichs Soziale Arbeit. Realisiert wird das Projekt durch eine Kooperation der HAWK mit dem Senioren- und Pflegestützpunkt Niedersachsen im Landkreis Holzminden sowie der Mobilen Seniorenarbeit Holzminden.

Intergenerationelle Erzählcafés ermöglichen eine interaktive Form der Begegnung verschiedener Generationen. Sie fördern das gemeinsame Miteinander zwischen alten und jungen Menschen sowie das Lernen voneinander. Die Idee zur Umsetzung in Holzminden entstand im Kontext des Forschungsschwerpunkts Dialog, der zwischen 2012 und 2016 an der HAWK angesiedelt war.

Für die Teilnahme am Erzählcafé konnten die Projektbeteiligten in diesem Jahr 17 Seniorinnen und Senioren gewinnen, überwiegend aus dem Gesprächskreis „Aktiv leben - gesund alt werden“ unter Leitung von Dipl.-Sozialarbeiterin Silvia Kieven und der Mobilen Seniorenarbeit unter Leitung von Margret Brieger.

Für die Zielgruppe „Jung“ waren erstmals Studierende des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit an der HAWK eingebunden. Die Teilnahme ist für sie in ein Seminar eingebettet. Prof. Dr. Stefanie Debiel, die das Seminar gemeinsam mit Franziska Hartmann leitet, erklärt, warum Projekte wie das Erzählcafé aus vielerlei Hinsicht ein Gewinn sind: „Neben der konkreten Förderung des intergenerationellen Austausches geht es bei der Einbindung der Studierenden auch darum, ihnen als angehende Fachkräfte der Sozialen Arbeit fachliche Kompetenzen praxisnah zu vermitteln.“

Das Motto des diesjährigen Erzählcafés lautete „Skypst du schon – oder schreibst du noch?“ Die entsprechenden und atmosphärisch schönen Räumlichkeiten bot das Familien- und Kulturzentrum Drehscheibe. Im Anschluss an den klassischen „Erzählteil“, moderiert von Christel Girke, hatten die Seniorinnen, Senioren und Studierenden Gelegenheit, der jeweils anderen Altersgruppe generationentypische Kommunikationsformen näher zu bringen. Die Seniorinnen und Senioren machten sich auf der einen Seite zum Beispiel mit heutigen digitalen Kommunikationsmedien wie Skype, PowerPoint, E-Mails und WhatsApp vertraut. Auf der anderen Seite konnten die Studierenden etwas über das „Holzmindener Plattdeutsch“ erfahren und übten sich in früheren analogen Kommunikationsformen wie Stenografie, Kalligrafie und Sütterlin.

Der lebendige Austausch in den altersgemischten Gruppen zeigt, dass es sehr gut möglich ist, etwas voneinander und übereinander zu lernen. „Ich kann jetzt WhatsApp“, teilte eine Seniorin stolz in der abschließenden Reflexion der gesamten Runde mit. Ein anderer Senior freute sich, seine Skype-Kenntnisse an diesem Nachmittag so aufgefrischt zu haben, dass er das Medium mit Video-Telefonie wieder nutzen möchte.

Vor allem die Studierenden, die einen Einblick in die Stenografie bekamen, waren beeindruckt von dem hohen Merk- und Konzentrationsvermögen der älteren Generation. Fasziniert waren die jungen Teilnehmenden von der Kalligrafie. Hier hätten sie sich viel mehr Zeit gewünscht, um sich in der Kunst des „Schönschreibens“ – und dies im Zeitalter der Digitalisierung – zu üben.

Der Dialog zwischen „Jung und Alt“ an diesem Nachmittag gelang sehr gut und auch das Seminarkonzept, Theorie durch Einbindung der Praxis erfahrbar zu machen, ging auf. In der Auswertungsrunde mit den Studierenden wurde insbesondere der Theorie-Praxistransfer als wertvolle Erfahrung hervorgehoben. 

Foto: Hawk