Holzminden (mk). Jeder Mensch, und sei er auch noch so klein, hinterlässt Spuren. Bei Sternenkindern wird in unserer Gesellschaft dieses gerne verdrängt oder gar dazu geschwiegen. Dabei ist es für betroffene Eltern so wichtig, den Weg der Trauer zu gehen. Sternenkinder sind kleine Menschen, die vor, während, oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Ursprünglich als ein Sternenkind werden diese kleinen Winzlinge bezeichnet, welche mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm auf die Welt kommen. Aber auch Babys, die mit mehr als 500 Gramm Geburtsgewicht sterben, finden diese liebevolle Abschiedsbekundung.
Im Agaplesion Evangelischen Krankenhaus in Holzminden hat es sich die Pastorin Jessica Jähnert-Müller zu einer Herzensangelegenheit gemacht, den trauernden Eltern einen würdigen Abschied für ihr Sternenkind zu ermöglichen. Mit ihrer Initiative wurde ein Flyer gestaltet, welcher den Eltern in dieser traurigen Schocksituation eine einfühlsame Begleitung beim Abschied ihres Kindes aufzeigt. Etwas, was im Alltag eines Krankenhauses überall sehr schnell in Vergessenheit gerät. Doch für die Eltern, die oft wie betäubt über das Geschehene sind, ist ein Abschließen dieser leidvollen Erfahrung zur Trauerbewältigung enorm wichtig.
Erinnerungen für die Ewigkeit
Im Holzmindener Krankenhaus wird die Möglichkeit gegeben, vom Baby, welches als stille Geburt ab der 16. Schwangerschaftswoche im Kreißsaal zur Welt gebracht wird, in Ruhe Abschied zu nehmen. Erinnerungen zu sammeln, die später zu wahren Schätzen für die Eltern werden und an die, in diesem mächtigen Moment der Traurigkeit, ohne die professionelle Hilfe von außen nicht gedacht wird. Die Hebammen des Krankenhauses unterstützen die Eltern bei dem Schaffen nach Erinnerungen, wie einen Fuß- oder Handabdruck, eine Haarlocke oder ein Tuch, in das ihr Kind gehüllt lag. Sie schaffen ein wichtiges, nur kurzes Zeitfenster, in welchem den Eltern auch die Möglichkeit gegeben wird, Fotos von ihrem Sternenkind zu machen. Zudem gibt es seit einiger Zeit auch den Hinweis im Krankenhaus Holzminden, dass professionelle Fotografen von der Initiative „Dein Sternenkind“ in den Kreissaal kommen und den Eltern mit ihrem Sternkind kostenfreie Erinnerungsbilder schenken.
Schönes – Berührendes – Würdigendes
Durch die Seelsorge von Frau Jessica Jähnert-Müller des Agaplesion Krankenhauses kann dem kleinen Menschen auf Wunsch der Eltern ein Segen mit auf den Weg gegeben werden. Anstelle der Segnung besteht bei noch lebend geborenen Babys die Möglichkeit einer Nottaufe. Für die betreffenden Eltern ist es ein schönes, berührendes Ritual, dass sie in dieser unbegreiflichen Situation stärkt. Es gibt ihnen Halt und würdigt ihr Sternenkind als das, was es war: Ein kleiner Mensch.
Gedenkstätte für Sternenkinder
Eltern haben die Möglichkeit, unabhängig von Gewicht und Alter, ihr Kind individuell zu bestatten. Sollte dies nicht gewünscht sein oder aufgrund des Geschehenen man sich einfach alleine überfordert fühlt, besteht die Möglichkeit einer Gemeinschaftsbestattung. Diese findet zweimal im Jahr (Juni und Dezember) auf dem Friedhof in der Allersheimer Straße statt und wird in einer sehr emotionalen Zeremonie von Frau Pastorin Jessica Jähnert-Müller vollzogen.
Bereits seit dem Frühjahr 2008 entstand auf dem Friedhof in der Allersheimer Straße ein Feld von Gräbern für früh- und fehlgeborene Kinder. Ein hübsch angelegtes sonnendurchflutetes Areal, welches umgeben von früheren Kindergräbern ist. Ganz in der Sichtweite der alten Friedhofskapelle, in der zur Erinnerung an die Sternenkinder die Trauerfeier durch die Pastorin des Evangelischen Krankenhauses abgehalten wird, liegt dieses kleine Sternenfeld. Für die betroffenen Familien der verstorbenen Winzlinge, dessen Leben noch nicht einmal richtig begonnen hatte, ist hier ein würdiger Platz des Gedenkens und ein Ort der Trauer gefunden worden.
Ein Monument aus weißem Marmor, der einst auf einer anderen Grabstelle des Allersheimer Friedhofes stand und dann zum Zwecke der Sternenkinder eine Überarbeitung fand, steht nun am Platz zur Erinnerung an die Kleinsten. Er stellt einen Engel mit kleinen Sternen dar. Wie enorm wichtig dieser Ort für die Betroffenen von Sternenkindern ist, beweisen die liebevollen Beigaben, welche um den Marmorengel gelegt sind.
Eine Existenz für Sternenkinder
In dem Flyer, welcher von Jessica Jähnert-Müller initiiert wurde, wird zudem darauf hingewiesen, dass auch „Sternenkinder“, die mit einem Gewicht unter 500 Gramm tot geboren wurden, beim Standesamt die Möglichkeit erhalten, dokumentiert zu werden. Damit wird dem toten Baby dauerhaft eine Existenz eingeräumt, was nicht immer gegeben war. Dieses kam erst mit der Initiative des betroffenen Ehepaares Barbara und Mario Martin zustande, welcher zu einer Änderung des Personenstandrechtes aufrief. Nahezu 40.000 Bürger in Deutschland unterstützten das Ehepaar Martin bei ihrer Petition, welche einen umfassenden Rapport bundesweit freisetzte. Schließlich hat am 31.01.2013 der Deutsche Bundestag ihrer Petition einstimmig stattgegeben.
Eine Umarmung und Trost
Ein kleiner Trost für die verwaisten Eltern und die Möglichkeit einer würdevollen Bestattung ihres Kindes so klein, aber so groß in ihren Herzen es bereits war. Jede noch so kleine Erinnerung wird für sie zu einem großen Schatz. Ein außerordentlich wertvoller Schatz in der Erinnerung an ihr Sternenkind und eine Unterstützung auf Ihrem Trauerweg. Wer die kleinen Winzlinge ein Stück auf ihrem letzten Weg begleiten möchte, kann dies bei einer der zweimal im Jahr gemeinsam für alle Sternenkinder stattfindenden Urnenbeisetzungen tun und den verwaisten Eltern damit eine liebevolle Unterstützung bieten, so Pastorin Jessica Jähnert-Müller.
Anfragen zu Terminen der STERNENKINDER-Beisetzung:
AGAPLESION EVANGELISCHES KRANKENHAUS HOLZMINDEN GmbH