Weserbergland (red). Alle Jahre wieder wird das ‚Fest der Liebe und Freude‘ zu den Abfall-Feiertagen. „Jetzt ist eine gute Zeit, Gewohnheiten zu überdenken“ sagt Britta Raabe, die die Regionalgeschäftsstelle des Naturschutzbundes leitet. „In diesen Corona-Zeiten und besonders jetzt, im „Lockdown“, ist es besonders gegeben, umzudenken. Wir können nicht so weiter leben wie bisher.“ Dieses Jahr einfach mal umweltfreundlich durch die Weihnachtszeit mit abfallarmen Feiertagen, nachhaltigen Geschenken und heimischen Bäumen zu begehen, ist ihr eine Herzensangelegenheit. Die wichtigsten Grundregeln dabei sind: „Möglichst keinen neuen Abfall produzieren, sondern nutzen was ohnehin schon da ist und wiederverwendbare Materialien verwenden“ regt die Naturfreundin daher an.
Geschenkpapier - Jede Menge Energie nur für die Tonne
Die Herstellung von Papier ist äußerst energieintensiv und verbraucht viel Holz. Leider ist der Papierverbrauch weltweit drastisch angestiegen: jeder Bundesbürger verbraucht statistisch 243 Kilogramm Papier pro Jahr. Rechnet man allein für das Geschenkpapier mit einer handelsüblichen Rolle -drei Meter lang, 70 Zentimeter breit, 60 Gramm pro Quadratmeter- je Erwachsenen, kämen bundesweit 8,7 Millionen Kilogramm zusammen. Ein Kilo neues Papier erfordert etwa 50 Liter Wasser und fünf Kilowattstunden Energie. Grob gerechnet würden so 435 Millionen Liter Wasser und 43,5 Millionen Kilowattstunden verbraucht, was in etwa dem jährlichen Energiebedarf einer Kleinstadt mit 12.500 Einwohnern entspricht.
Damit die besinnliche Zeit also nicht zu „Abfall-Feiertagen“ wird, kann schon jetzt mit der Anschaffung umweltfreundlicher sowie abfallvermeidender Geschenkverpackungen vorgesorgt werden. Es muss zum Beispiel nicht immer klassisches Geschenkpapier sein, erst recht kein alubeschichtetes Schmuckpapier. Denn dass die Meterware oft mit Azofarbstoffen gefärbt oder mit anorganischen Pigmenten aus Cadmium-, Blei- oder Chromverbindungen versetzt ist und auch die Druckfarben meist umweltschädlich sind, wissen viele nicht. Beim aufwändigen Auswaschen der Farben im Recyclingprozess bleibt dann ein giftiger Farbschlamm übrig, der oft nur als Sondermüll entsorgbar ist. Beschichtungen sind außerdem nur schwer wieder vom Papier zu trennen. Als Faustregel gilt: Je aufwendiger und schwerer ein Geschenkpapier, desto umweltschädlicher ist es auch.
Als Alternative bieten sich neutrale Kartons, Recyclinggeschenkpapier und individuell gestaltbares Packpapier an. Dieses kann fantasievoll bemalt oder mit Gebäck, Zweigen, getrockneten Blättern und Blumen beklebt werden. Besonders schöne Verpackungen lassen sich aus Kinderzeichnungen, alten Zeitschriften, Zeitungs- oder Kalenderseiten, Comics, Stadtplänen, oder Notenblättern gestalten. Eine liebevoll gestaltete Verpackung erfreut den Beschenkten zusätzlich zum eigentlichen Geschenk.
Ideal sind Verpackungen, die jedes Jahr wiederverwendet werden können, so dass nicht immer neuer Müll entsteht. So können individuell gestaltetet Geschenkkisten oder Schatztruhen sich über die Jahre zu echten Traditionsstücken in der Familie entwickeln. Aber auch Blechdosen von Keksen oder Pralinen oder Vintage-Dosen vom Flohmarkt sind eine schöne Geschenkverpackung. Marmeladen- und Einmachgläser eignen sich für das Verschenken von Lebensmitteln wie selbst gemachtem Müsli, Marmelade oder Süßigkeiten.
Eine Recycling-Idee aus Kindertagen
Raabe fällt dazu auch noch eine Anekdote aus Ihrer Kinderzeit ein: „meine Großmütter haben –oft schon während der Feiertage- die größten und schönsten Geschenkpapierbögen fürs nächste Jahr gerettet, indem sie sie gebügelt haben. Dann wurden sie ordentlich aufgerollt und weggeräumt.“ Und auch das Schleifenpapier wurde so geglättet und lagerte dann in einem Karton. „Ich habe es geliebt, darin zu wühlen und mir die schönen Schleifen anzusehen und sie durch die Finger gleiten zu lassen“. Das war ihr oft schon eine Vorfreude auf das nächste Fest, erinnert sich Raabe.
Stoffverpackung – eine großartige Idee aus Japan
Eine sehr schöne Verpackungsmöglichkeit bietet auch eine Falttechnik aus Japan namens „Furoshiki“. Hier werden Geschenke mit einfachen bis sehr komplexen Falttechniken kunstvoll in Tücher verpackt. Dafür finden sich zahlreiche Anleitungen im Internet. Besonders schön ist es, wenn die Verpackung thematisch zum Geschenk passt. So lässt sich zum Beispiel ein Kochbuch in einem Geschirrhandtuch verschenken. Ein weiterer Vorteil ist, dass in Stoff verpackte Geschenke häufig ohne Geschenkband auskommen. Allerdings ist die Verpackung in neue Stoffe nur nachhaltig, wenn die Stoffe nachher entweder normal nutzbar sind, wie zum Beispiel Schals oder Küchenhandtücher, oder wirklich viele Jahre lang als Verpackung genutzt werden. Nachhaltiger sind Stoffreste oder aussortierte Kleidungsstücke, die entweder als Tücher für „Furoshiki“ oder zum Beispiel als selbst genähte Geschenkbeutel zum Einsatz kommen.
Auch die Deko sollte nachhaltig sein
Der Nachhaltigkeitsgedanke sollte aber bei der Deko nicht aufhören. Denn auch Geschenkschleifen bestehen häufig aus Kunststoffen und werden zusammen mit dem Geschenkpapier entsorgt. Denn an den Feiertagen wird häufig auch beim Mülltrennen ein Auge zugedrückt. Geschenkbänder sollten also besser aus Stoff oder Bastfaser sein und müssen nach Gebrauch nicht im Abfall landen, sondern können im Folgejahr wieder benutzt werden. Zudem sind Schnüre aus Naturfasern oder Wollreste die nachhaltige Alternative für Klebestreifen aus Plastik. Zapfen, Zweige und Nüsse sorgen für einen weihnachtlichen Touch am Geschenk.
Es muss ja nicht immer was Verpacktes sein
Eine besonders schöne Alternative ist auch, Zeit für- und miteinander zu verschenken. Am Ende eines Jahres beklagen sich nicht wenige darüber, keine Zeit für die Liebsten zu haben. Vermeidet man Einkauf und Umtausch teurer Geschenke, ergibt sich die gemeinsame Zeit ganz von allein. Eine weitere Möglichkeit ist ein Geschenk für den guten Zweck und die Freude daran, etwas Gutes getan zu haben.