Holzminden (red). Der Blick aus dem Fenster ließ den Organisator Björn Schrader nicht frohlocken, kräftiger Regen und Graupel, keine idealen Bedingungen für die zweite Auflage seines Wastewalks. Aber alle Absprachen mit den Stadtwerken und dem Ordnungsamt waren für den 27. März getroffen, also blieb den, immerhin 20 Teilnehmern, der privaten Aktion „Burns zweiter Samstagsspaziergang“ nur der Griff zum Friesennerz und die Hoffnung auf eine ausreichende Regenlücke. Für anderthalb Stunden blieb es dann auch trocken und die 17 Erwachsenen und drei Kinder konnten sich mit Greifern und Säcken in kleinen Gruppen aufmachen, die Holzmindener Innenstadt von allerlei Unrat und Abfall zu befreien.
Als nach 90 Minuten dann erneut der Regen aus dem grauen Himmel fiel, lagen mehrere Säcke auf dem Parkplatz am Hafendamm, die Teilnehmer waren sichtlich zufrieden mit dem Resultat und immer wieder kam Verwunderung auf, weil es zum einen abenteuerliche Dinge sind, die aufgesammelt werden, von der Windel über Einlegesohlen bis zur obligatorischen Radkappe war alles dabei. „Ich kann echt keine Kippen mehr sehen, überall liegen die Biester“ kommentierte auch Jan Wehenkel, amtierender Präsident des Round Table 150 zum Ende der Veranstaltung. Auch mehrere Mitglieder des Round Table hatten nämlich ihren „Oldie“ bei der Aktion unterstützt, nachdem der RT im vergangenen Jahr ebenfalls die Idee eines Wastewalk übernommen hatte. Ein solches Projekt ist als Hands-on natürlich prädestiniert für den Einsatz der Tabler. Wie schon im Vorjahr unterstützten auch die Stadtwerke und das Stadtmarketing die Aktion, der Müll wird natürlich kostenfrei abgeholt und auch Greifer und Säcke wurden durch die Stadt zur Verfügung gestellt.
Es gab im Vorfeld oft die Frage nach dem Warum… es sei ja schließlich eine kommunale Aufgabe, die öffentlichen Räume sauber zu halten. Hier hat Björn Schrader eine andere Meinung, natürlich ist es eine von vielen Aufgaben der Stadt, aber es schadet ja nicht, wenn man sich auch privat für seine Community einbringt. Als Bewohner der Stadt tut es nicht weh, wenn man sich ab und zu auch für die Gemeinschaft einsetzt. „Wir leben in Zeiten, in denen es oft darum geht, möglichst viel aus der Gemeinschaft zu entnehmen, freiwillig etwas zu geben ist nicht mehr in Mode“, sagt der Mitvierziger, der selbst in der Innenstadt wohnt. Besonders gefreut hat er sich, dass so viele Leute trotz des Wetters zum Dienst an der Gemeinschaft kamen und auch, dass mehrere Kids mitmachten. Hier sieht er auch den nachhaltigen Ansatz, wer selbst einmal mit einem Greifer Kippen und Getränkeverpackungen aus den Büschen gezogen hat, der wird damit oft selbst zum Botschafter einer solchen Aktion.
Fest steht, dass viele der Teilnehmer zu Wiederholungstätern werden, denn es ist einfach auch ein gutes Gefühl, mit dem man sich nach so einer Runde in den Sessel setzen kann und sich selbst für seinen Einsatz belohnt. Die Frage nach weiteren Wiederholungen wurde jedenfalls schon am späten Samstagnachmittag gestellt und sobald die Situation es zulässt, wird es wieder einen Wastewalk geben, dann mit mehr Öffentlichkeitsarbeit und hoffentlich noch mehr Teilnehmern. Einzig am Wetter lässt sich nicht drehen, da bleibt es beim Prinzip Hoffnung.
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