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Dienstag, 26. November 2024 Mediadaten
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Holzminden (red). Eigentlich niemand bleibt von ihnen verschont: Kopfschmerzen treten in den verschiedensten Formen auf. Die bekannteste dürfte die Migräne sein – und die tritt ohne oder mit "Aura" auf. Die Migräne-Aura ist eine anfallsartige neurologische Störung, die sich vor allem durch Sehbeschwerden äußert, die meist den Kopfschmerz ankündigen. Seit ihrem 11. Lebensjahr leidet HAWK-Absolventin Anisha Gattnar selber unter der Aura-Migräne. In ihrer Bachelorarbeit an der Fakultät Gestaltung der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen am Standort Hildesheim hat sie die Erfahrungen von sich und anderen Menschen grafisch übersetzt.

Die Arbeit „G43.1- Aura Phänomene einer klassischen Migräne“ gewährt Außenstehenden einen Blick hinter die sonst verschlossenen Türen der Migräne und der Aura. Neurologische Dysfunktionen und abstrakte subjektive Erfahrungen Betroffener übersetzt die Studentin grafisch. In Verknüpfung mit Film- und Tonsequenzen auf der begleitenden Website schafft sie einen neuen, intermedialen und sinnübergreifenden Zugang, um die Migräne als neurologische Krankheit ästhetisch erfahrbar zu machen. Das Buch folgt dramaturgisch dem Ablauf einer klassischen Migräne, wodurch sich das Verständnis für diese Erkrankung nachhaltig verändern kann.

Bei der Migräne handelt es sich um eine eigenständige, genetisch bedingte, neurologische Erkrankung mit erheblichen sozioökonomischen Auswirkungen. Die Gesellschaft missversteht sie hingegen häufig als imaginierten Kopfschmerz, als Ausrede oder als „Frauenkrankheit“. Bestehende kommunikationstechnische Strukturen erhalten diese Vorurteile weiterhin am Leben. Die resultierende Unwissenheit bezüglich dieser Erkrankung steht häufig einer angemessenen Behandlung und einem guten Umgang von und mit Betroffenen im Wege.

Unverständnis und mangelnde Akzeptanz

„Ich erlebe seit meinem 11. Lebensjahr Migräne-Anfälle mit einer Aura. Deshalb weiß ich um die Unsicherheit und Unwissenheit bezüglich dieser Erkrankung unter Betroffenen, aber auch um die Reaktionen ihrer Mitmenschen. Oftmals habe ich mich in Situationen wiedergefunden, in denen ich mich rechtfertigen musste, um meinen Zustand zu legitimieren. Die Symptome der Aura und der Migräne sind für Außenstehende unsichtbar und schwer begreifbar, was zu Unverständnis und mangelnder Akzeptanz führt. Gleichzeitig wurde jedoch auch mit Neugier und Interesse nachgefragt, wie es eigentlich genau aussieht, wenn ich ‚nichts mehr sehe‘. Daraus entstand die Idee, meine Voraussetzungen als betroffene Gestalterin zu nutzen, um auf diesem Wege ein besseres Verständnis gegenüber dieser Erkrankung zu generieren“, erklärt Anisha Gattnar.

Die „Aura“ manifestierte die Migräne erstmals als neurologische Erkrankung. Sie leitet eine „klassische Migräne“ (ICD=G43.1) ein. Dabei können Störungen, Ausfälle und Dysfunktionen aller uns bekannten Sinne auftreten. Durch Darstellungen dieser neurologischen Phänomene macht die Arbeit diese unsichtbare Erkrankung Migräne für Außenstehende sichtbar.

Die Symptome werden erstmals verständlich dargestellt

Basierend auf den Ergebnissen einer vorangegangenen Studie, empirischen Beobachtungen und der Zusammenarbeit mit Betroffenen hat Anisha Gattnar ein Buch gestaltet, das also inhaltlich und äußerlich die Migräne-Aura beschreibt. Dabei suchte sie neue, individuelle, illustrative und gestalterische Mittel zur Kommunikation und Umsetzung der einzelnen Symptome. Die Rezipientinnen und Rezipienten können anhand ihrer eigenen sinnlichen Wahrnehmungen und einer Kombination aus textlichen, illustrativen und digitalen Umsetzungen interaktiv verstehen, was sich hinter den einzelnen Symptomen verbirgt.

Durch diese künstlerisch-ästhetische Herangehensweise schafft Anisha Gattnar einen neuen ansprechenden Zugang zu dieser Thematik, welcher langfristig zu einem besseren Verständnis gegenüber der Migräne beitragen soll.

Die Bachelorarbeit "G43.1 – Aura Phänomene einer klassischen Migräne" von Anisha Gattnar entstand im Wintersemester 2020/2021 und wurde von Barbara König-Warneboldt und Prof. Marion Lidolt geprüft.

Foto:HAWK 

 

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