Landkreis Holzminden (red). Damit inklusive Betreuung in allen Kindertagesstätten selbstverständlich gelebt und pädagogisch begleitet wird, hat der Landkreis Holzminden zusammen mit den Kommunen und den Trägern ein Regionales Konzept auf den Weg gebracht, in dem langfristige Ziele festgeschrieben werden. In einem gut zweijährigen Prozess hatten sich die Beteiligten auf grundlegende Perspektiven geeinigt. In der Georg-v.-Langen-Schule Berufsbildende Schulen Holzminden wurde das Konzept jetzt feierlich unterzeichnet.
Das „Regionale Konzept zur Integration und Inklusion in Kindertagesstätten im Landkreis Holzminden“ sieht nicht nur vor, dass inklusive Pädagogik im pädagogischen Alltag aller Kitas gelebt wird, sondern unter anderem auch, dass bis 2030 80 Prozent aller Kinder mit Behinderung oder drohender Behinderung in integrativen Gruppen betreut werden sollen. Daneben soll auch ein multiprofessionelles mobiles Beratungsteam gebildet werden, um individuell zu beraten.
Eingeladen zur Unterzeichnung des Konzepts hatte die Verantwortlichen von Trägern und Kommunen Landrat Michael Schünemann. Er sei seit langem mit dem Thema Inklusion vertraut, betonte der Landrat bei seiner Begrüßung. In seiner Tätigkeit in der Gebäudewirtschaft in unterschiedlichen Verwaltungen habe er den oft diskutierten Ausbau inklusiver Schulen immer wieder begleitet. „Ich bin froh, dass wir uns heute endlich für die Unterzeichnung des so wichtigen Konzeptes zusammenfinden“, unterstrich Schünemann. Die Pandemie habe den letzten Schritt, die Vereinbarung zu unterzeichnen noch einmal erheblich verzögert. Sein Dank gelte allen Unterstützern und Beteiligten bei der Konzeptentwicklung.
Gastredner Constantin Grosch, Inklusionsaktivist und Kreistagsabgeordneter im Landkreis Hameln-Pyrmont, zeigte sich froh darüber, dass die Kooperationspartner sich nun auf den Weg gemacht hätten. Grosch machte aber auch deutlich, dass die Bedürfnisse von behinderten Kindern weder besonders noch anders seien. „Es sind die exakt gleichen, wie bei allen anderen Menschen auch. Das Bedürfnis nach Nähe, Anerkennung, Erfolg, Gemeinschaft, Spaß und Sicherheit.“ Was sich unterscheide, so Grosch, seien die Mittel, Werkzeuge und Unterstützung, die zum Erfüllen dieser Bedürfnisse benötigen würden. Es müsse oberste Aufgabe sein, allen Menschen, insbesondere aber Kindern, die Möglichkeit zum Finden und Pflegen von Freundschaften zu geben. „Deswegen sind Inklusionskonzepte so wichtig, weil sie als Ergebnis das vermeintlich zufällige Aufeinandertreffen von Menschen ermöglicht.“
Es erfordere Kita-Träger, die tatsächlich den Unterschied zwischen Integration und Inklusion verstanden hätten und Kommunen, die verstehen, dass die Anpassung des System Kita an das Individuum nicht mit den gleichen Mitteln und Wegen funktioniere wie ein integratives System, so Grosch. „Wenn wir wollen, dass Menschen die größtmögliche Autonomie über ihr Leben erhalten, müssen wir sie mit der dafür nötigen Unterstützung ausrüsten und ihnen den Weg zu eben jener Autonomie aufzeigen. Inklusionskonzepte werfen deshalb einen Blick auf Prozesse zum Erlangen dieser Unterstützung und Ressourcen.“
Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden