Holzminden (red). Mit der Lesung des aus Holzminden stammenden Autors Wolfgang Bellmer startete die Stadtbücherei nach einer langen Corona-Pause ihr literarisches Veranstaltungsprogramm. Der Autor der Elise-Trilogie las in der Holzmindener Stadthalle aus seinem neuen Roman „Die Kiste“.
Im Band 3 seiner Elise-Trilogie, in der Wolfgang Bellmer Motive aus dem Leben seiner Mutter literarisch verarbeitet, gibt es eine geheimnisvoll anmutende Szene im April 1945, die nicht aufgelöst wird. In seinem neuesten Roman „Die Kiste“ stellt diese Szene um einen Wehrmachtsoffizier, der sich mit seinem Fahrzeug auf einem Waldweg festfährt und von Elise und ihrem Mann aus dem Dreck gezogen wird, den Ausgangspunkt für die Handlung dar. Wolfgang Bellmer wählte für das Spannungsfeld seines neuen Romans „Die Kiste“ das Bild einer Lunte, die auf beiden Seiten angezündet wird. Die Leserinnen und Leser werden lange im Unklaren gelassen, ob es zu einer Explosion kommt, wenn die an der Lunte entlang züngelnden Flammen aufeinandertreffen. Denn nach dem Start in den letzten turbulenten Kriegstagen, springt die Handlung des Romans in das 21. Jahrhundert: Ein aus Holzminden stammender Regisseur kommt in seine Heimatstadt zurück, um fernab der erwartungsvollen Filmmetropolen endlich wieder einen Film zu drehen, der an seine frühen Erfolge anknüpft. Mit dem Drehbuch zu „Elise“ hat er bereits eine gute Basis, aber irgendetwas fehlt. Bei den Dreharbeiten macht der Regisseur Entdeckungen, die auf ein vielversprechendes, aber auch gefährliches Geheimnis hinweisen.
Wolfgang Bellmer präsentierte seinem Publikum Auszüge aus diesen beiden mehr als 50 Jahre auseinander liegenden Erzählsträngen und machte darauf Lust, die Entschlüsselung des Geheimnisses selbst zu erlesen. Dem Autor gelang es, die spannungsvollen Aspekte seines Romanes gut zu vermitteln – die intime Atmosphäre früherer Lesungen, in denen die Nähe von Publikum und Autor einen lebendigeren Austausch ermöglichte, konnte in der Stadthalle bei Wahrung aller Abstandsregeln allerdings nicht aufkommen. Trotzdem durften Publikum und Veranstalter (neben der Stadtbücherei war das der Verlag Jörg Mitzkat) zufrieden sein, dass Bücher und Literatur endlich wieder eine Bühne bekommen haben.
Foto: Jörg Mitzkat