Holzminden (red). Das Kulturleben in ganz Deutschland wurde in den letzten Monaten durchgeschüttelt. Konzerte fielen aus, Musikerkarrieren sind zerstört und Begegnungen fanden im Internet statt. Verzweiflung, Ratlosigkeit und die Frage nach kultureller Teilhabe haben die Szene beschäftigt. Was geht noch, was ist möglich und - ganz besonders - was ist nötig? Der kulturelle Reichtum in unserer Gesellschaft darf nicht verborgen bleiben und muss weiterhin ganz unterschiedliche Formen finden, um sich seinen Weg zu bahnen. Aus dem Kreise der Musikschule Holzminden ist in dieser Zeit ein neues Ensemble mit professionellen Musikerinnen und Musikern entstanden, das sich zeitgenössischer, klassischer Musik widmet.
Das „Weserbergland Neue Musik Ensemble“ wurde von dem Komponisten Dr. Jean Goldenbaum (Gitarre) und Musikschulleiter Alexander Käberich (Querflöte) gegründet. Neben den beiden Gründern bereichern Nana Sugimoto (Klavier/Orgel), Bastian Weiler (Saxophon) und Yong Yon Hwang (Schlagwerk) die Besetzung. Neue Musik soll auch im Weserbergland ein Forum finden und Impulse in bislang unerhörte Klangwelten geben. Das Ensemble hat in den letzten Monaten ein erstes Programm mit Werken von Goldenbaum erarbeitet. Meditative Klänge, spannungsreiche Melodien und faszinierende Klangbilder der unterschiedlichsten Instrumente regen zum Nachdenken an. Das erste Konzert des Ensembles steht unter der Überschrift „Nichts bleibt wie es ist“. Es ist der Titel eines eigens für diese Besetzung geschriebenen Werkes, das nun zur Uraufführung kommt.
Dr. Jean Goldenbaum hat die Gefühle und Empfindungen dieser einzigartigen Zeit, in der die Welt (inmitten einer der schwersten globalen Pandemien) versucht zur Normalität zurückzukehren, in Musik übersetzt. Für dieses Werk verarbeitet er vier Gedichte von Rose Ausländer (1901-1988) in seiner Komposition. Obwohl diese Gedichte Jahrzehnte vor der aktuellen Pandemie geschrieben wurden, bergen sie universelle und zeitlose Themen wie Verlust, Zweifel, Koexistenz und Hoffnung in sich. Inmitten der Musik werden die Texte rezitiert. Für eine so exzentrische und einzigartige musikalische Besetzung zu komponieren ist eine Herausforderung der sich Goldenbaum gerne gestellt hat. Entstanden ist ein reflektierendes, meditatives und emotionales Werk, eingebettet in die zeitgenössische Ästhetik des Komponisten.
Im Rahmen der Friedensdekade-Woche findet das Konzert am 06. November um 18 Uhr in der Lutherkirche Holzminden statt. Der Eintritt ist frei, es gilt die 3G-Regel.
Foto: Musikschule Holzminden