Holzminden (kp). Die eine ist nach ihrer Babypause und Einarbeitungszeit wieder voll da und die andere bereitet derweil ihren Abschied vor. Katrin Steffen, Geschäftsführerin der Stadtmarketing GmbH, hat unlängst wieder die volle Verantwortung übernommen, da erreicht sie während all der Zeit ihre womöglich schwerste Nachricht: Christina Littkemann, seit 2014 beim Stadtmarketing, verlässt ihren Holzmindener Arbeitsplatz und zieht mit ihrer Familie zurück in ihren Heimatort nach Fürth.
Wir haben die beiden Kolleginnen und Freundinnen auf ihren letzten gemeinsamen Metern zu einem Doppel-Interview getroffen. Zusammen lassen wir die vergangenen Jahre Revue passieren und begeben uns auf die Suche nach denkwürdigen Anekdoten.
Kai Pöhl (Redaktion): Wie wird zum Abschied angestoßen: Mit Glühwein oder doch eher Champagner?
Katrin Steffen: Ich würde sagen eher mit Sekt (Lacht).
Christina Littkemann: Sekt und Glühwein.
Katrin: Zum Anstoßen ist es ja eigentlich gar nicht. Es ist ja kein freudiger Anlass.
Christina: Das stimmt. Zudem sind wir eh beide keine Champagner-Typen. Deswegen tut es auch ein Sekt. Oder eben ein Glühwein, frisch vom Weihnachtsmarkt.
Redaktion: Wann wird denn der letzte Tag sein, an dem ihr gemeinsam die Stadtmarketing-Tür hinter euch schließen werdet?
Christina: Kommenden Donnerstag wird mein letzter Arbeitstag sein.
Redaktion: Wann war eigentlich für dich klar, dass du Abschied nehmen wirst und wie schwer ist es dir gefallen?
Christina: Paradoxerweise wurde es mir zum Heimatshoppen im September klar. Das war die erste Veranstaltung zu der dann auch Katrin wieder da war. Vom Job her ist mir die Entscheidung schon sehr schwer gefallen. Das hier ist für mich immer schon mehr als nur ein Job gewesen. Es gab eigentlich nie einen Tag, an dem ich nicht gern zur Arbeit gegangen bin. Wir sind ein ganz besonderes Team. Die Zusammenarbeit läuft blind. Katrin und ich zum Beispiel haben uns in all den Jahren nicht einmal gestritten. Allerdings ist und bleibt meine Heimat Fürth, auch wenn mir Holzminden sehr am Herzen liegt: Meine Familie und Freunde leben dort und ich war schon länger hin und hergerissen. Und durch die Geburt meines Kindes ist das Private dann immer mehr in den Vordergrund gerückt. Jetzt ist der Wunsch einfach da, dass die Oma ums Eck ist und die Kleine mit ihrem familiären Umfeld aufwächst.
Redaktion: Wie lange hast du gebraucht, um dich zu trauen, es Katrin zu sagen?
Christina: Es wurde mir leider, ich nenne keine Namen, von einem großen Plappermaul der Stadt vorweggenommen. Ich konnte es ihr nicht persönlich sagen.
Redaktion: Wie war da deine Reaktion, als du davon zum ersten Mal gehört hast?
Katrin: Ich war total perplex und habe sie erstmal angerufen. Christina tat es dann sofort leid, dass ich es sozusagen über zehn Ecken gehört habe. Ich habe es aber sofort verstanden, da die Familie Vorrang hat. Ich wusste, dass Christina und Markus irgendwann wieder in die Heimat wollen. Es war natürlich zuerst ein Schock. Ich war gerade wieder da, wir waren wieder das alte Team und dann kam die Nachricht. Ich kann das aber verstehen.
Christina: Du hattest mir sogar ne WhatsApp geschrieben „Ruf mich mal an!“ Und da wusste ich natürlich schon, was los ist. Ich war gerade auf dem Spielplatz, dann hatten wir es kurz geklärt und dann am Montag nochmal ausführlich darüber gesprochen. Ich wusste aber, dass ich bei Katrin auf Verständnis stoßen werde. Und dann haben wir erstmal ne Runde zusammen geweint.
Redaktion: Katrin, du bist seit 2010 für die Stadtmarketing GmbH beschäftigt. Damals unter Ralf Schwager als ehrenamtlichen Geschäftsführer. Kannst du dich noch an dein erstes Kennenlernen mit Christina erinnern? Vielleicht im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs?
Katrin: Tatsächlich hat Christina damals Vorstellungsgespräche mit Frau Koßmann und Herrn Schwager geführt, da war ich aber nicht involviert. Ich habe Christina das erste Mal bei einem Workshop der Solling-Vogler-Region kennengelernt, sozusagen in touristischer Funktion. Christina für die SVR und ich für das Stadtmarketing. Und daher kannten wir uns schon und ich wusste, worüber Ruth und Herr Schwager sprachen, als der Name Christina Littkemann fiel. Richtig kennengelernt hatten wir uns dann an unserem ersten gemeinsamen Arbeitstag. Die Chemie hatte von Anfang an gepasst.
Redaktion: Meine erste bewusste Begegnung mit dir, Christina, war während der Weihnachtsmarkt-Eröffnung 2015. Wir hatten einige Monate vorher unser Portal Holzminden-News ins Leben gerufen, ich war etwas nervös und du hast mir in aller Ruhe den anstehenden Ablauf erklärt. Wie wichtig war dir persönlich der Weihnachtsmarkt als eines der Veranstaltungs-Highlights in Holzminden und wie froh bist du, dass du ihn dieses Jahr, trotz aller Umstände, noch einmal mitplanen und miterleben darfst?
Christina: Dass der Weihnachtsmarkt hier direkt vor unserer Tür stattfindet ist immer etwas Besonderes. Vor allem die Eröffnung mit Feuershow und Eislaufgala ist jedes Mal magisch, wenn man das als Veranstalter miterleben darf. Und ja, mit meiner letzten Woche und der heutigen Eröffnung ist es auf jeden Fall ein toller Abschluss. Besonders fehlen wird mir vor allem auch der Schmalzkuchen in der Mittagspause (lacht). Ich kann mich auch noch an die ersten Jahre erinnern, die ich mit Katrin im Schlittschuh-Büro tätig war, das war damals noch bei Intersport Schwager. Da musste man dann über so kleine Gummimatten zum Eislaufen. Man konnte in den letzten Jahren immer mehr beobachten, wie alles viel professioneller wurde und ich glaube so schön wie in diesem Jahr waren Eisbahn und Weihnachtsmarkt noch nie.
Redaktion: Welches Weihnachtsmarkt-Jahr ist euch beiden ganz besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Katrin: Leider gibt es ein Jahr, welches mit einer sehr tragischen Erinnerung verbunden ist: Während eines Weihnachtsmarktes ist unser ehemaliger Eisbahnmeister Carsten verstorben.
Christina: Ja, das war wirklich tragisch.
Katrin: Es gab selbstverständlich auch lustige Erinnerungen
Christina: Ja. Wir haben uns erst heute daran erinnert. Vor einigen Jahren gab es ein riesiges Schneegestöber. Bei mir war es immer so, dass ich vor der Weihnachtszeit noch kurz nach Fürth gefahren bin, um Freunde und Familie zu sehen und um dann wieder zurück nach Holzminden zu kommen. Wir waren gerade auf der Autobahn, und Katrin du warst auch gerade irgendwo in Hameln aufgebrochen, und das Schneetreiben war plötzlich so stark, dass es kein Vorankommen mehr gab. Und auch der Bus selber für die Eislaufgala der Mädels von Arminia Bielefeld kam nicht voran.
Katrin: Ganz genau. Wir mussten für den Tag alles absagen.
Christina: Selbst die Märchenfiguren konnten wegen des Schneechaos nicht kommen, so dass wir dann sowas geschrieben haben wie: ´Frau Holle kommt nicht durch wegen des Schnees`
Katrin: Eine lustige Aktion ist uns auch noch eingefallen. Herr Schwager hatte ja immer so schöne Ideen, die er uns auf den Tisch gelegt hat (lacht) und in einem Jahr hatte er die Idee, eine Geschenke-Umtausch-Aktion zu machen. Wir sollten uns auf die Obere Straße stellen und Leute, die ihre Weihnachtsgeschenke nicht wollten oder nicht mochten, sollten die dann bei uns umtauschen können (beide lachen). Dann haben wir ein paar Dinge gesammelt und uns auf die Obere Straße gestellt, mit Musik und Tischen auf denen die Gegenstände standen…
Redaktion: Und wie ist es angekommen?
Christina und Katrin: Super (Gelächter). Wir haben dieselben Sachen alle wieder mitgenommen…
Redaktion: Katrin, seit 2017 hast du die Geschäftsführung von Ralf Schwager und damit die volle Verantwortung übernommen. Nach außen konnte man dich und Christina auch immer mal gerne als eine Art Doppelspitze wahrnehmen. Wie wichtig war es damals für dich, dass du Christina stets an deiner Seite wusstest?
Katrin: Es war immer total gut zu wissen, dass Christina da ist. Wir haben selber viel rumgetüftelt und uns hier sogar mal ein Wochenende eingeschlossen, weil wir im Tagesgeschäft gar nicht die Möglichkeit haben so richtig in die Tiefe zu gehen. Dann haben wir ein Planungswochenende gemacht und eine Präsentation entwickelt. Über die Innenstadt und wo hier die Potentiale sind. Für sowas war Christina immer offen. Jeder ist irgendwie dankbar, wenn er gute Leute um sich rum hat. Wir machen auch immer viel als Team, deswegen war das für mich nie ein Problem. Ich muss jetzt nicht immer die Chefin sein, klar muss einer immer den Hut aufhaben und die Verantwortung übernehmen, aber es war immer gut zu wissen, dass Christina mit Rat und Tat zur Seite stand. Das werde ich natürlich vermissen. Aber man muss auch sagen, dass das Team zwischenzeitlich gewachsen ist. Es gibt natürlich auch noch unsere anderen Mädels, die selbstverständlich genau so eingebunden sind. Wir sind hier also keine Einzelkämpfer.
Redaktion: Was waren für euch die persönlichen Highlights der letzten knapp acht Jahre? Ob Veranstaltungen oder andere denkwürdige Anekdoten, die hinter den Türen des Stadtmarketings passiert sind?
Katrin: Ganz besonders ist uns der erste City-Biathlon in Erinnerung geblieben, den Christina maßgeblich geplant hat. Als der Tag dann da und die Tribüne voll war, war einfach richtig tolle Stimmung. Die Holzmindener haben einfach eine richtig coole Stimmung gemacht.
Redaktion: Hatte der Veranstalter Holzminden im Nachhinein nicht sogar als beste Location gekürt?
Christina: Ja und das ist glaube ich auch nach wie vor so. Andere Städte haben das wesentlich kleiner aufgezogen. Also in diesem Ausmaß, mit Tribüne, mit Rahmenprogramm, mit prominentem Gast hatte er das immer als Paradebeispiel für die Biathlon-Etappe genannt.
Christina: Ja, was gab es noch so für Highlights?
Katrin: Dass wir gleichzeitig schwanger wurden, ohne es vorher abzusprechen war auch ein Highlight (lacht).
Christina: Ja, das war auch sehr lustig.
Katrin: Christina hatte es mir erzählt und da wusste ich schon, dass ich auch schwanger bin, habe aber noch nichts gesagt und dachte nur: ´Hmmmm´
Redaktion: Gesetzt dem Fall, ab nächstem Jahr läuft wieder vieles wie gewohnt: Christina, welche drei Veranstaltungen in Holzminden wirst du dir auf keinen Fall entgehen lassen, weil sie, egal von wie weit man anreist, immer ein Besuch in Holzminden wert sind?
Christina: Wenn es die Zeit zulässt, dann würde ich nächsten Sommer auf jeden Fall ein Marktsommer-Konzert besuchen. Das ist immer eine ganz, ganz tolle Atmosphäre. Wie Urlaub auf dem schönen Marktplatz. Dann den City-Biathlon, wenn er wieder stattfindet. Und ich denke endlich, nach zwei Jahren, würde ich versuchen, das Kükenfest wieder zu besuchen.
Redaktion: Christina, im Namen der Redaktion wünsche ich dir alles erdenklich Gute und bedanke mich für die tolle Zusammenarbeit der letzten Jahre. Christina und Katrin, vielen Dank für das tolle Gespräch!