Die IGS ist eine Schulform, für die seit Jahrzehnten viele Sozialdemokraten in ganz Deutschland kämpfen. Die Grüne Partei empfiehlt ausdrücklich Gesamtschulen zur Förderung der Bildungsgerechtigkeit. Und bei uns im Landkreis Holzminden? Hier betätigen sich gerade ausgerechnet SPD und Grüne als Totengräber der IGS – und das, obwohl sie noch nicht einmal tot ist! Ja, die Abstimmungsergebnisse für die IGS sind knapp, die Beteiligung war gering und die Hürde ist hoch. Wenn man jedoch bedenkt, dass Teile unseres Landkreises schulpolitisch vor Jahren abgehängt wurden, die komplett nach NRW und Hessen orientiert sind, sieht das Ergebnis schon anders aus. Und wenn man überlegt, wie viele Eltern nicht abgestimmt haben, weil sie überhaupt kein Vertrauen mehr in die Politik(er) haben und einfach nur frustriert sind, dass Schulpolitik hier im Landkreis so lange nur ein Machtspiel war, das auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wurde, ist das Ergebnis gar nicht einmal so schlecht.
Die Elternbefragung ist aus gutem Grund nur eine der Möglichkeiten, eine IGS einzurichten. Im Schulrecht gibt es unterschiedliche Sonderregelungen, die trotz eines fehlenden oder knappen Abfrageergebnisses die Einrichtung einer IGS ermöglichen. Sich für diese gesetzlichen Spielräume einzusetzen, um auch in unserem Landkreis endlich diese zukunftsweisende Schulform zu ermöglichen, wäre machbar. Warum in aller Welt nutzen unsere rot-grünen Landtagsabgeordneten nicht ihren Draht nach Hannover? Warum kämpfen Sie nicht an der Seite von uns Eltern für diese Vorzeigeschule??? Nur weil sie am „falschen“ Standort stehen soll? Allen Ernstes?!? Wurde nicht vor exakt 12 Monaten genau dieser Standort in einem gemeinsamen Grundsatzbeschluss der Öffentlichkeit präsentiert? An ihm hatten SPD, CDU und über weite Teile auch die FDP mitgearbeitet. Viele Eltern waren erst nicht sehr begeistert von Ihrem überraschenden „Kompromisspaket“. Aber wir ElternvertreterInnen im Kreiselternrat haben uns mit den Details, den Hintergründen und den Alternativen intensiv beschäftigt und die große Chance erkannt, die dieser Familien im gesamten Landkreis und dem Landkreis als Ganzes bietet. Der Grundsatzbeschluss war ein überparteilicher Kompromiss, der es sogar schaffte, alle bisherigen Schulstandorte im Landkreis zu berücksichtigen. Er wurde in der Kreistagssitzung vom 14.12.2020 mehrheitlich so beschlossen. Was für eine elegante Lösung! Eine „Rot-Grüne Schulform“ an einem „CDU-Standort“ könnte – immer noch! – zu einem Erfolg werden, den sich alle Parteien auf die Fahnen schreiben könnten!
Bitte erklären Sie uns sachkundigen Eltern, warum dieser Kompromiss, jetzt keine Gültigkeit mehr haben soll! Bitte erklären Sie interessierten Jugendlichen, warum Sie sich nicht dafür einsetzen wollen, dass auch die Kreisholzmindener Schülerinnen und Schüler schon im kommenden Schuljahr endlich eine IGS besuchen könnten! Bitte erklären Sie auch uns Steuerzahlern, den Betrieben, die händeringend gut vorgebildete Auszubildende und Fachkräfte suchen, allen Bürgerinnen und Bürgern, warum Sie diese leidige Schuldebatte einfach nicht beenden wollen!
Jeder einzelne von Ihnen im Kreistag weiss, wie es demographisch und finanziell um den Landkreis bestellt ist und dass der bestehende Schulkompromiss eine gute Lösung vieler Probleme darstellen würde. Diesen sachgerechten Kompromiss jetzt auch endlich umzusetzen, dafür braucht es Mut – viel Mut!
Den Mut, über seinen Schatten zu springen, den Mut, Fehler einzugestehen, den Mut, Rückgrat zu zeigen, nach vorne zu sehen und loszulegen. Ich wünsche mir mutige Kreistags-Politiker und eine mutige, sachorientierte und zukunftsgerichtete Politik – für einen weiterhin liebens- und lebenswerten Landkreis Holzminden.
Bitte werden Sie nicht zum Totengräber – nicht für die IGS und nicht für unseren Landkreis!
Bitte setzen Sie sich JETZT noch für die Einrichtung dieser IGS im Landkreis ein, die zum Greifen nahe ist! Hier im Landkreis gemeinsam dieses Leuchtturmprojekt zu verwirklichen, wäre ein riesiger Erfolg, den sich alle auf die Fahnen schreiben können!
Sonja Bergmann-Gross
(Vorsitzende des KER Holzminden)
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