Es sind schwierige Zeiten. Diese oder ähnliche Sätze haben viele von uns in den letzten Wochen und Monaten gehört oder sogar selber gesagt. Es fällt manchmal schwer zu entscheiden, was richtig oder falsch ist. Es gibt keine klassischen Schwarz-Weiß-Entscheidungen, vieles ist abzuwägen und manchmal bleibt nur die Suche nach dem kleineren Übel. Für uns als Kirche vor Ort ist es wichtig, in diesen Zeiten da zu sein. Unsere Kirche steht den Menschen zu den bekannten Öffnungszeiten offen. Hier kann jeder, der Trost sucht, eine Kerze in unserer Kerzenkuppel entzünden, ein Gebet sprechen oder einfach nur verweilen. Dies gilt für alle Menschen, egal ob geimpft oder nicht.
Aufrufe zu einer nicht angemeldeten Demonstration unter dem Deckmantel eines „Spaziergangs“ in rechtspopulistischen Social-Media-Gruppen haben die Polizei nun auf den Plan gerufen. Am vergangenen Montag sollte auf dem Luther-Kirchplatz eine solche Veranstaltung sein. Uns ist bewusst, dass bei solchen Spaziergängen ganz verschiedene Menschen mitgehen mit unterschiedlichen Beweggründen, Ansichten, Positionen. Wir stellen niemanden pauschal in eine bestimmte Ecke. Wir achten ausdrücklich die Meinungsfreiheit in unserer offenen und demokratischen Gesellschaft. Und auch bei der Frage vom Impflicht und den damit verbundenen Themen gibt es nicht die eine und einzige „christliche“ Position. Da kann man verschiedener Ansicht sein. Und muss das auch sagen dürfen.
Ganz bewusst haben wir uns allerdings nach Rücksprache mit der Polizei entschieden, als Kirchengemeinde weder die Kirche noch den Kirchvorplatz instrumentalisieren zu lassen. Denn als solches haben wir das empfunden. Mit der Unterstützung der Ordnungskräfte von Polizei und der Stadt Holzminden, wofür wir uns auch hier nochmal herzlich bedanken möchten, haben wir von unserem Hausrecht Gebrauch gemacht. Das Bild von Polizeiwagen auf unserem Kirchplatz gefällt selbstverständlich niemandem, auch uns nicht. Den einen oder anderen mag diese Entscheidung auch irritiert haben. Müsste Kirche nicht eigentlich offen zum Gespräch sein? Wäre es nicht eine wichtige Aufgabe, in einen Austausch einzutreten? Ja!. Das ist eine wichtige Aufgabe! Und wir als Kirchengemeinde, als Kirchenvorstand, und genauso Pastorin Hövelmann und Pastor Scheffler und Superintendentin Nadjé-Wirth sind sehr gerne zum Gespräch bereit. Für einzelne, aber auch für Gruppen, die die aktuelle Lage besprechen möchten und dafür einen Rahmen suchen. Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Fragen haben oder auch für Ihre Sorgen und für Ihren Ärger. Oder wenn Sie sich wünschen, dass wir ein Forum bieten für eine breitere Diskussion.
Und kommen Sie gerne in den Kirchraum, wenn Sie Gebet oder Stärkung suchen. Dafür ist die Lutherkirche täglich geöffnet. Für uns alle ist diese Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen und Sorgen, eine Kraftanstrengung, die wir nur gemeinsam und solidarisch bewältigen werden. Wir wünschen Ihnen allen alles Gute, dass Sie behütet bleiben! Und uns allen wünschen wir gemeinsam, dass wir uns als Gesellschaft nicht spalten lassen!
Benjamin Beineke (Vorstand Luthergemeinde)
Christiane Nadja-Wirth (Superintendentin)
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