Bodenwerder (red). Für die insgesamt 750 Handwerksbetriebe im Landkreis Holzminden wäre die noch vor Pfingsten geplante Sperrung der Bundesstraße 83 mehr als ein Ärgernis gewesen, erklärt Ina-Maria Heidmann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. „Es geht nicht nur um Staus, Verspätungen, oder um Lärm- oder Verkehrsbelastungen auf den Umleitungen. Längere Anfahrtswege zum Kunden schmälern die Umsätze und die in den Betrieben benötigten Fachkräfte könnten sich in Anbetracht längerer Arbeitswege gegen einen Arbeitgeber im Landkreis Holzminden entscheiden.“ 

Die Holzmindener Handwerksbetriebe sind nicht weniger als das wirtschaftliche Herz des Landkreises und sie alle sind direkt oder indirekt von der Sperrung bei Steinmühle betroffen. Zusammen erwirtschaften sie einen Gewinn von 30 Millionen Euro – also die Summe, die die Verlegung der B83 Schätzungen zu Folge kosten würde.

Einschränkungen der Mobilität in einer infrastrukturell nachhinkenden Region könnten sich nicht nur finanziell negativ auswirken. Es geht bei allen Abwägungen auch immer um Fragen der Lebensqualität. In einer Zeit, in der Mobilität ein hohes Gut ist und der Faktor „Zeit“ stets mit Lebenszeit gleichgesetzt wird, sind infrastrukturelle Eingriffe auch sozial ein ganz klarer Standortnachteil. Laut Bundesagentur für Arbeit haben 21.699 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ihren Arbeitsort in der Region Holzminden, von ihnen sind 33,9% Einpendler. 

„Handwerk 4.0 ist eine schöne Idee und die von der Landesregierung geplante Agenda zur vollständigen Breitbandanbindung Holzmindens ein längst überfälliger Schritt. Unsere Welt ist aber nicht nur digital, die Attraktivität von Standorten bemisst sich bis heute an physikalischen Parametern: es geht um eine gut ausgebaute Straßen-Infrastruktur und um lebendige Innenstädte und Gemeinden, die sowohl eine grenzüberschreitende Arbeits- und Ausbildungsmobilität gewährleisten aber auch die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen vor Ort sichern“, so Heidmann.

Es sei die Aufgabe der Politik, gründlich zwischen Umweltschutz, Wirtschaftlichkeit und Gefahrenneigung abzuwägen. „Wir waren uns darin sicher, dass die verantwortlichen Akteure zu einem vernünftigen Ergebnis kommen. Wir begrüßen, dass sich Verwaltung und Politik der Abwägung auch der widerstreitenden Interessen stellen und der langfristigen totalen Sperrung der B83 entgegentreten. Es ist ein gutes Signal, dass bei der Suche nach Alternativen zur jahrelangen Sperrung der B83 auf die intensive Kommunikation mit allen Betroffenen gesetzt wird“, erklärt Heidmann abschließend.

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