Holzminden (ant). Holzmindens Bürgermeister Christian Belke, Landrat Michael Schünemann und Dr. Jutta Klüber-Süßle von der Wirtschaftsförderung Holzminden waren zu Gast bei den Harz-Weser-Werken (HaWeTec) in Holzminden, um sich vor Ort einen Überblick zu verschaffen.
Die 1971 gegründeten Harz-Weser-Werke sind einer der größten Träger der Eingliederungshilfe für Menschen mit Beeinträchtigungen in Niedersachsen. Unter dem Motto „Hier werken, wirken, wohnen wir“ gibt es an 30 Standorten über 2100 Plätze für Menschen mit Beeinträchtigungen. Davon sind rund 900 Menschen als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig.
Holzminden gehört zum kleinsten Standort der HaWeTec, der sich auf Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen spezialisiert hat. Dort werden die Säulen Arbeit und Bildung, Wohnen, Tagesstruktur und Ambulante Dienste angeboten. In Holzminden gibt es Plätze für 190 Menschen – unter der Führung von Werkstattleiter Sebastian Pöppe sind 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Werkstatt tätig. Ditmar Hartmann, Geschäftsführer der Harz-Weser-Werke, betonte, dass es wichtig sei, mit den Beschäftigten auch in den Sozialraum zu gehen, sie nicht abzuschotten und Begegnungen zu schaffen: „Es gibt immer noch viele Vorurteile in der Gesellschaft, die tief verankert sind“, weiß der Geschäftsführer. Umso wichtiger sei es, diesen entgegenzuwirken. So würden beispielsweise Ausflüge angeboten oder die Einrichtung gelegentlich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Harz-Weser-Werke arbeiten mit vielen großen regionalen sowie internationalen Kunden zusammen. So zählen beispielsweise Unternehmen wie Fagus-Grecon, Symrise, Bosch, Ottobock und Stiebel Eltron zu den Kunden der HaWeTec. „Wir sind breit aufgestellt“, betonte Hartmann und fügte hinzu, dass es wichtig sei, die Vernetzung weiter voranzutreiben. „Jeder Mensch ist einzigartig, so wie er ist – das ist unser Ethos“, betonte der Geschäftsführer. Wichtig sei es vor allem, den Beschäftigten der HaWeTec eine gute und sinnstiftende Tätigkeit zu bieten, um die Arbeit attraktiv zu machen. Am Standort Holzminden sind die Schwerpunkte der HaWeTec Dokumentenmanagement und Digitalisierung sowie die Elektromontage (Schaltschränke bauen), Hauswirtschaft, Industriemontage (leichte Montagetätigkeiten) und die Logistik. Weitere Bereiche sind zudem der Berufsbildungsbereich, in dem die Beschäftigten die Möglichkeit haben, innerhalb von zwei Jahren und drei Monaten eine Berufsbildung zu absolvieren. Vorab gibt es ein dreimonatiges Eingangsverfahren, bei dem Interessenschwerpunkte entdeckt und anschließend Fähigkeiten erprobt und vertieft werden: „Es wird nach den Fähigkeiten und Kompetenzen geschaut und dann entschieden, welcher Einsatzbereich passen könnte“, erklärte Christian Bierschenk, Bereichsleiter Arbeit und Bildung der Harz-Weser-Werke.
Auch das „Fairkauf“-Geschäft in der Innenstadt gehört zu den Harz-Weser-Werken. Im „Fairkauf“ arbeiten 21 Personen. Dort werden beispielsweise Dinge aus Haushaltsauflösungen verkauft, erklärte Bierschenk. Ein weiterer Bereich, auf den sich die HaWeTec in Holzminden spezialisiert hat, ist der Qualifizierungs- und Vermittlungsdienst. Ziel ist es, den Übergang aus der Werkstatt für behinderte Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern. So werden die Beschäftigten, die diese Möglichkeit in Anspruch nehmen möchten, durch Jobcoaches begleitet, unterstützt und vermittelt. „Wir fokussieren uns darauf, dass die Beschäftigten auch auf dem normalen Arbeitsmarkt Fuß fassen oder ein Praktikum machen“, so der Bereichsleiter.
Zu den Harz-Weser-Werken gehört auch die kürzlich renovierte Tagesstätte in der Innenstadt, in der Menschen mit psychischen Erkrankungen betreut werden. Ob diese künftig noch bestehen bleibt, sei noch nicht ganz sicher, berichtete der Geschäftsführer: „Wir müssen schauen, wie es angenommen wird“, betonte er und fügte hinzu, dass es nicht nur eine Kosten-, sondern auch eine Strukturfrage sei. Schließlich seien die Harz-Weser-Werke nicht nur ein pädagogischer Anbieter, sondern auch ein Wirtschaftsunternehmen.
„Unsere Aufgabe als Politik ist es, zu vernetzen, Menschen zusammenzubringen und an den Arbeitsmarkt zu vermitteln“, betonte der Bürgermeister. Generell gebe es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, weiß Bierschenk: „Es gibt nicht viele Experten, die wissen, welche Möglichkeiten es in diesem Bereich gibt“, erklärte er.
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