Holzminden (red). Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen im Bundestag, Andreas Audretsch, hat Stiebel Eltron in Holzminden besucht. Nach einem Rundgang durch die Fertigung standen im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. Kai Schiefelbein, sowie Dr. Hendrik Ehrhardt, dem Leiter der Abteilung Public Affairs, grundlegende industriepolitische Themen und die aktuelle Situation im Heizungsmarkt auf dem Programm.
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer, dass die Konversion des Wärmesektors bereits stattfindet – „Wärmepumpen werden den Gaskessel als Standard-Wärmeerzeuger ablösen“, so Dr. Kai Schiefelbein, „und zwar auch in Bestandsgebäuden.“ Im Neubau sei die Ablösung längst erfolgt. Bei dem Besuch, der einige Tage vor dem Bruch der Ampelkoalition stattfand, erkundigte sich der Politiker, was dem Unternehmen helfen würde, auch in Zukunft als Hersteller, der einen Großteil seiner Green-Tech-Produkte in Deutschland produziert, eine wichtige Rolle im weltweiten Markt zu spielen. „In erster Linie sind wir natürlich für unseren Umsatz und damit auch unseren Erfolg selbst verantwortlich“, sagte Schiefelbein. „Hilfreich wäre es allerdings, wenn insbesondere in Sachen Bauvorhaben die Bürokratie reduziert würde und damit eine Realisierung deutlich schneller möglich wäre.“
Beim Thema Wärmepumpe erläuterte Schiefelbein, dass in nahezu allen europäischen Ländern der Absatz massiv zurückgegangen sei. „Das kam schon ein Stück weit unerwartet. Natürlich war uns klar, dass der Heizungsmarkt nach dem extrem hohen Absatz 2023 in diesem Jahr zurückgehen würde. Wir waren allerdings, wie eigentlich alle Branchenteilnehmer davon ausgegangen, dass die Wärmepumpe ihren Anteil am Gesamtmarkt steigern und damit weniger stark betroffen sein würde. Leider ist es genau anders gekommen – der Rückgang war bei der Wärmepumpe sogar noch größer.“ Für die Zukunft sei man dennoch optimistisch: „Es gab eine Herbstbelebung, die allerdings auch zu erwarten war. Die Förderung läuft, die Anzahl der Förderanträge nimmt seit dem Juni kontinuierlich zu, die Diskussion in den Medien hat sich versachlicht und es hat sich in der Bevölkerung herumgesprochen, dass die Wärmepumpe die Lösung für mehr Klimaschutz im Gebäudebereich ist und dass moderne Geräte fast jedes Haus, egal ob Altbau, Neubau, Einfamilienhaus oder Geschosswohnungsbau, effizient beheizen können.“ Wichtig seien allerdings faire Energiepreise, speziell das Verhältnis von Gas- zu Strompreis. Da liege Deutschland im europäischen Vergleich viel zu hoch, das schade der Wirtschaftlichkeit und damit der Akzeptanz der Wärmepumpe, auch wenn sie sich laut verschiedenen Studien und Analysen schon mit heutigen Energiepreisen rechne.
Andreas Audretsch teilte die Analyse zu den Energiepreisen. Für den Hochlauf bei Elektroautos und Wärmepumpen sei der weitere Ausbau des Stromnetzes, insbesondere auf der Verteilnetzebene, dringend erforderlich. Finanziert werden könne dies über den von seiner Partei vorgeschlagenen Deutschland-Investitionsfonds: „Damit könnten wir die Netzentgelte dauerhaft senken und günstige Strompreise für alle schaffen“, so der Grünen-Politiker.
Foto: STIEBEL ELTRON