Jeder sechste von den Rentnerinnen und Rentnern in Niedersachsen ist von Altersarmut betroffen. Das stellte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Niedersachsen in einem Bericht zur Situation der Rentnerinnen und Rentner fest. Um da gegenzusteuern, dringt der DGB vor der Bundestagswahl mit einigen Aktionen auf einen rentenpolitischen Kurswechsel. So wandte sich der DGB bereits an einem frühen Morgen im Juli am Bahnhof Holzminden an die Pendler auf dem Weg zum Zug und jetzt an zwei Tagen auch in der Holzmindener Fußgängerzone mit einem Infostand an die Bürgerinnen und Bürger.
„Wenn nicht konsequent und zügig umgesteuert wird, bekommt die Mehrheit der zukünftigen Ruheständler ein massives Problem“, bringt es Walter Weike, Vorsitzender des DGB Kreisverbandes Holzminden, auf den Punkt. „Der Trend ist katastrophal: Menschen müssen länger arbeiten und haben trotzdem geringere Renten. Für uns ist klar und wir fordern: Rente muss für ein gutes Leben reichen!“ so Weike weiter. ++++ Mehr als Dreiviertel aller Frauen und gut ein Drittel der Männer, die 2015 in Niedersachsen in Altersrente gingen, erhalten Bezüge unterhalb von 900 Euro. Für viele der insgesamt 1,86 Millionen niedersächsischen Rentenbezieher reicht die gesetzliche Rente also keineswegs aus, um ihren Lebensstandard zu sichern. Alarmierend ist die Lage der Bezieher von Erwerbsminderungsrenten, also derjenigen, die wegen gesundheitlicher Probleme nur noch eingeschränkt oder gar nicht arbeiten können. Vier von fünf Frauen und mehr als zwei von drei Männern in dieser Situation bekommen eine Erwerbsminderungsrente unter 900 Euro. Im Jahr 2015 waren insgesamt gut 17 Prozent aller RentnerInnen von Armut bedroht, zehn Jahre zuvor lag diese Quote „nur“ bei rund 12 Prozent.
Der DGB fordert, dass das Rentenniveau sofort bei 48 Prozent stabilisiert und im nächsten Schritt auf 50 Prozent angehoben wird. Außerdem müssen in die Rentenversicherung mittelfristig auch Selbstständige und politische Mandatsträger bezogen werden. Betriebsrenten sollen gestärkt, Zeiten für Pflege von Angehörigen und für Aus- und Weiterbildung stärker anerkannt sowie die Erwerbsminderungsrente deutlich verbessert werden.
Fast 42 (!) Prozent der Beschäftigten in Niedersachsen haben Jobs wie Leiharbeit, Teilzeit und Minijobs, stellte DGB-Bezirksvorsitzender Hartmut Tölle fest und weiter: „Niedriglöhne und prekäre Jobs führen zu Renten, von denen keiner leben kann. Die Basis für eine gute Rente sind deshalb gute tarifliche Löhne und sichere Arbeitsplätze.“ Dieser landesweiten Forderung schließt sich der DGB Kreisverband Holzminden an. Weitere Informationen im DGB-Servicebüro Holzminden, Wilhelm-Raabe-Str. 35, 37603 Holzminden.
Foto: DBG Kreisverband Holzminden