Hildesheim (red). Zum siebten Mal rollte die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen für 213 Meister aus elf verschiedenen Handwerken den Roten Teppich aus. Insgesamt 1.350 Angehörige und Gäste aus Politik, Wirtschaft und Handwerk feierten die Stars des Handwerks, die in den vergangenen Monaten ihre Meisterprüfungen abgelegt haben. HWK-Hauptgeschäftsführerin Ina-Maria Heidmann gratulierte als erste den Meisterabsolventen: „Schauen Sie sich um, die vielen Gäste sind für Sie angereist, weil Sie wissen, dass ohne den Meister und das Handwerk nichts geht. Wir – Ihre Angehörigen, Ihre Lehrwerkmeister, Ihre ehrenamtlichen Prüfer, Ihre gesamte Handwerksorganisation – feiern heute mit Ihnen und sind sehr stolz auf Sie.“
Delfino Roman, Präsident der Handwerkskammer HildesheimSüdniedersachsen, ging in seiner Rede auf das Bedürfnis der jungen Menschen nach politischer Mitbestimmung unter dem Motto „Fridays for Future“ ein. „‘Macht mit‘, möchte ich den Schülerinnen und Schülern zurufen, denn das Handwerk liefert euch Antworten auf eure Sehnsüchte“, so Roman. Das Handwerk habe Bio und Öko erfunden und bei den wichtigen Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz würde eine handwerkliche Tätigkeit echte Mitgestaltung, nicht nur eine theoretische Auseinandersetzung mit der Materie bieten. „Elektrotechnikermeister und Installateur- und Heizungsbauermeister sind die Experten für weniger Strom- und Wasserverbrauch, Maurer- und Betonbauerbauermeister sind Spezialisten für klimaneutrale Gebäude, Zimmerermeister setzen aktiv Maßnahmen gegen die Wohnungsnot in Städten um und Fleischermeister arbeiten mit regionalen Zulieferern zusammen und vermeiden so lange Transportwege.“ Das Handwerk verkörpere wie kein anderer Wirtschaftsbereich die Ideale und Wünsche der Jugend, für die Betriebe sei das eine große Chance, um ihren Fachkräftebedarf zu decken.
Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) sprach in seiner Festrede über eine neue gesellschaftliche Wertschätzung gegenüber dem Handwerk: „Ist Ihnen beispielsweise schon einmal aufgefallen, wie oft die Worte ‚handgemacht‘ oder ‚meisterlich‘ in der Werbung auftauchen? Unsere handgefertigten, hochwertigen Produkte sind wieder im Kommen. Denn die digitale Informationsüberflutung hat eine Kehrseite: Die Sehnsucht nach Echtheit und Originalität“, so Wollseifer. Er warnte aber gleichwohl vor einer missbräuchlichen Verwendung, denn wo Handwerk draufstehe, müsse auch wirklich Handwerk drin sein: „Schauen wir mal beispielsweise in die Regale von Discountern: Da liegen Brote und da steht drauf: gebacken nach alter Handwerkstradition. Obwohl sie nie einer menschlichen Hand nahe gekommenen sind. Verbraucher wünschen sich mehr Ehrlichkeit.“
Sowohl Wollseifer als auch Roman blickten auf die landes- und bundespolitischen Erfolge für das Handwerk zurück. So haben die niedersächsischen Handwerkskammern mit der Meistergründungsprämie einen weiteren wichtigen Stein ins Rollen gebracht. „Ab sofort können Meister*innen von kleinen und mittleren Unternehmen, die innerhalb der letzten zwei Jahre im Haupterwerb einen Betrieb gegründet oder übernommen haben, die Personalausgaben für eine neu eingestellte Arbeitnehmerin oder einen neu eingestellten Arbeitnehmer mit 10.000 € vom Land Niedersachsen fördern lassen“, freute sich Roman. Dies sei ein wichtiges Signal für die Förderung des Mittelstandes und würde Meistern den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern. Der ZDH-Präsident sprach über die vom Bundeskabinett beschlossene Novelle der Handwerksordnung, die Anfang 2020 dazu führen soll, dass die Meisterpflicht in 12 Handwerken wiedereingeführt wird.
„Das wäre nicht nur ein Riesenerfolg für uns im Handwerk, sondern auch ein starkes Signal an Verbraucher und Gesellschaft! Schließlich ist und bleibt der Meisterbrief das Qualitätssiegel, dem Kunden am meisten vertrauen.“ 213 Oscars des Handwerks verliehen Der Höhepunkt des Abends war auch in diesem Jahr die feierliche Übergabe der Meisterbriefe, quasi der Oscars des Handwerks. 213 Meister*innen des Handwerks erhielten aus den Händen ihres Handwerkskammerpräsidenten Delfino Roman die begehrten Zertifikate, die die Meisterabsolventen zur Führung eines eigenen Betriebes und zur Ausbildung des handwerklichen Nachwuchses befähigen.
Foto: Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen