Northeim (hakö). Die Stadt Northeim ist derzeit im Austausch mit dem Unternehmen Amazon, um die Ansiedlung eines Verteilzentrums im neu entstehenden "Industriegebiet West" zu prüfen. Bürgermeister Simon Hartmann gab am Mittwoch im Rahmen eines Pressehintergrundgespräches in der Stadthalle einen Überblick zu den aktuellen Entwicklungen und dem Stand der Planungen. Er sprach von "einem neuen Kapitel für die Stadt". Die Moderation hatte die Chefin der städtischen Wirtschaftsförderung, Christiane Unger. Zugeschaltet aus München und Berlin waren Amazon-Pressesprecher in Nadiya Lubnina und Amazon-Projektleiter Thorsten Freers.

Ein zentrales Ziel der Stadt Northeim sei es laut Bürgermeister Simon Hartmann, den Wirtschaftsstandort der Kreisstadt nachhaltig zu stärken. Durch die Ansiedlung des Verteilerzentrums sollen zwischen 120 und 130 neue Arbeitsplätze im normalen Betrieb entstehen. In Spitzenzeiten wie November/Dezember seien es 230 bis 250. Die Logistikmitarbeiter starten, so Amazon-Projektleiter Thorsten Freers, mit einem Stundenlohn von 11,71 Euro.

Mit Amazon würde die Stadt Northeim, so hieß es, einen sehr kompetenten und innovativen Partner gewinnen. Da das Unternehmen mit Logistikpartnern sowie weiteren Dienstleistern und Betrieben vor Ort zusammenarbeitet, sind, wie Bürgermeister Simon Hartmann es formulierte, eine gesteigerte Attraktivität des Wirtschaftsstandortes und weitere Arbeitsplätze zu erwarten.

Verbunden mit einem aktiven Standortmarketing der Stadt ergibt sich laut Verwaltungschef eine große Chance, die Anziehungskraft Northeims als Arbeits- und Wirtschaftsstandort für weitere Unternehmen zu stärken. Die Ansiedlung würde sich positiv auf die Steuereinnahmekraft der Stadt Northeim auswirken, wie Gewerbesteuer, Einkommensteueranteile. Wirtschaftsförderin Christiane Unger wies darauf hin: "Die Stadt hat zudem das Ziel, im neuen Industriegebiet einen attraktiven Standort zur Ansiedlung kleiner und mittelständischer Unternehmen zu schaffen".

Wie ist der Stand der Planungen? Ende 2016 hat der Verwaltungsausschuss der Stadt Northeim die Aufstellung eines Bebauungsplans für das neu zu erschließende "Industriegebiet West" beschlossen. Der Entwurf des Bebauungsplans wurde im Oktober 2019 vom Verwaltungsausschuss verabschiedet und öffentlich ausgelegt. Die Rechtskraft des Bebauungsplans soll nach den Worten des Bürgermeisters durch den Satzungsbeschluss in der öffentlichen Sitzung des Stadtrates am 11. Juni 2020 und die anschließende öffentliche Auslegung hergestellt werden. Die Erschließungsarbeiten für das neue Industriegebiet durch die Stadt Northeim können nach Rechtskraft des Bebauungsplans beginnen. Amazon kalkuliert bereits mit dem Weihnachtsgeschäft 2021, hörte man.

Und wie steht es mit der Finanzierung? Die Stadt Northeim hat im Dezember 2019 einen Antrag auf Förderung aus dem Landesprogramm "Förderung hochwertiger wirtschaftsnaher Infrastrukturmaßnahmen" gestellt. Über die Förderung wird voraussichtlich Ende des Jahres entschieden.

Amazon-Projektleiter Thorsten Freers bestätigte per Videoschaltung, daß Amazon die Möglichkeit prüft, ein Verteilzentrum in Northeim zu eröffnen. Von hier aus wird Amazon Logistics über unabhängige Lieferpartner mehrere Postleitzahlen-Bereiche in Südniedersachsen im Umkreis von etwa 50 bis 60 Kilometer beliefern. Der Standort wäre kein Lager oder Zwischenpuffer, sondern ein Verteilzentrum. In einem Verteilzentrum kommen die Pakete aus Amazons europäischem Logistiknetzwerk an, werden entladen, auf die Zustellfahrzeuge verteilt und schließlich zu den Kunden gebracht. Die Auslieferung, so Amazon-Pressesprecher in Nadiya Lubnina, erfolgt mithilfe von Amazons eigener intelligenten Routenplanung.

Amazon Logistics ist ein Geschäftsbereich, so vernahmen die zahlreichen Vertreter der lokalen und überregionalen Medien, mit dem Ziel, Kunden noch zuverlässiger und schneller zu beliefern. Aufgrund der weiter steigenden Nachfrage nach Amazon Prime benötigt Amazon mehr Kapazitäten und Flexibilität für die Next-Day und Same-Day-Lieferung. Aus diesem Grund wurde Amazon Logistics gegründet. Amazons Logistics arbeitet wie ein regulärer Paketdienst und ergänzt die Kapazitäten der bestehenden Partner um seine eigenen.

Amazon Logistics arbeitet mit lokalen und unabhängigen Geschäftspartnern in der Zustellung zusammen und bietet ihnen die Möglichkeit, gemeinsam mit Amazon zu wachsen. Täglich wären rund 200 bis 215 Fahrzeuge für Amazon-Logistics in Northeim im Einsatz.

www.amazon.de

Wirtschaftsförderung der Stadt Northeim - Christiane Unger www.northeim.de

Foto: Hartmut Kölling