20 Auszubildende halten, mit gebührendem Abstand, stolz ihr Zeugnis in der Hand. Sie haben ihre Qualifizierungsmaßnahme „Online Vertriebskanäle nutzen“ erfolgreich bestanden. Das Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH), die BBS in Holzminden, die IHK Hannover, die Technische Hochschule Lübeck und die Wirtschaftsförderung im Landkreis Holzminden freuen sich nach einem Jahr Laufzeit über ihren ersten Abschlussjahrgang. Sie haben die Fördergelder aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gut genutzt.
Samir Tamourtbir gehört zu den erfolgreichen Absolventen des Programms. Der 24-jährige Holzmindener befindet sich im 2. Lehrjahr der Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration beim Landkreis Holzminden. Durch seine Fachhochschulreife an der BBS Holzminden kennt er die Berufsschule gut und hat dort auch sein Büro.
Vor einem Jahr beschloss er, einen Online-Shop zu eröffnen, um importierte Waren zu verkaufen, dabei erfuhr er zeitgleich von der Qualifizierungsmaßnahme an seiner Berufsschule – idealer hätte das Timing nicht sein können, und „mit IHK Zertifikat“, fügt er hinzu.
„Regionale Unternehmen zu stärken, heißt, die Region zu stärken. Primäres Ziel des Projektes ist es, die Kompetenzen bei den angehenden Fachkräften im Themenbereich Online-Vertrieb zu steigern und damit auch die Attraktivität zahlreicher kaufmännischer Ausbildungsberufe zu erhöhen“, betont Andreas Hölzchen, Schulleiter der BBS Holzminden. HAWK-Projektleitung Prof. Dr. Alexandra Engel fügt hinzu: „Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, den Berufsschulstandort Holzminden zu stärken und damit auch langfristig die wohnortnahe Beschulung und duale Berufsausbildung in der Region zu sichern. Eine breit aufgestellte und innovative berufsbildende Schule ist Grundlage für die Deckung des Fachkräftebedarfs im Landkreis Holzminden.“
Gleichzeitig sensibilisiere das Projekt nicht nur für die Chancen digitaler Transformationen, sondern leiste ganz konkret einen Beitrag dazu, dass Auszubildende als treibende Kraft aktueller wirtschaftlicher und technologischer Modernisierung fungieren, hebt auch Projektmitarbeiter Sascha Schenk vom Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) hervor.
Ein Jahr lang lernt Samir Tamourtbir neben seiner regulären Ausbildung zweimal im Monat abends und bei Online-Seminaren, welche rechtlichen Grundlagen beim Vertrieb über das Internet besonders wichtig sind. „Impressumspflicht, Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB), Datenschutz“, zählt er einige Schwerpunkte auf, die ihn maßgeblich und fundiert bei seinem Vorhaben weiterhelfen. Im Unterricht spricht ihn auch das Thema effektive Marketingstrategien besonders an, dort lernt er zum Beispiel die Besonderheiten von Marketing per E-Mail oder über Social Media-Kanäle, kennen: „Das hat mich alles deutlich weitergebracht“, sagt er rückblickend auf seine Qualifizierungsmaßnahme.
Gerade im Kontext ländlicher Bedingungen hat der Onlinevertrieb eine große Bedeutung für die regionale Wirtschaft, waren sich die Kooperationspartner aus Bildung und Wirtschaft schnell einig. Insbesondere die mit sehr hohem Anteil vertretenen kleineren Unternehmen seien im Zuge der Digitalisierung stetig der Gefahr ausgesetzt, digital abgehängt zu werden.
„Die ländliche Wirtschaft profitiert dabei in besonderem Maße von der Möglichkeit des digitalen Vertriebs, da so strukturbedingte und wettbewerbsverzerrende Nachteile aufgehoben werden können und auch die Klein- und Mittelunternehmen Zugang zu überregionalen Märkten bekommen. Vor diesem Hintergrund spielt ein zeitgemäßes Bildungsangebot auch im Kontext der Fachkräfteentwicklung eine wichtige Rolle auch, um dadurch die ländlich-peripheren Strukturnachteile auszugleichen“, so Projektleitung Prof. Dr. Alexandra Engel. Das Zusatzangebot soll jetzt dauerhaft in Holzminden angeboten und um weitere Lernorte erweitert werden.
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