Landkreis Holzminden (red). Die Vertreterversammlung der VR-Bank in Südniedersachsen fand in diesem Jahr digital statt. Zunächst begrüßte Reinhard von Werder, Aufsichtsratsvorsitzender, die Vertreter und wies auf die besondere Handhabung der Versammlung hin. Folkert Groenveld, Vorsitzender des Vorstands, begrüßte die Möglichkeit der virtuellen Sitzung, wenngleich er auch für die Zukunft wieder auf den persönlichen Austausch mit Vertretern und Gästen hofft. So ging er in seinem Rückblick nicht nur auf die wichtigsten Fakten des Jahres 2019 ein, sondern auch auf die Herausforderungen des Jahres 2020.
Über den Jahresabschluss 2019 berichtete er, dass man bei einer Bilanzsumme von rund 1,2 Mrd. EUR ein im Vergleich mit anderen Banken zufriedenstellendes Ergebnis erzielen konnte. Die Kundeneinlagen sind mit 819 Mio. EUR nochmals deutlich gestiegen und zeigten das große Vertrauen der Kunden in ihre VR-Bank. Groeneveld erinnerte allerdings daran, dass dies Segen und Fluch zugleich sei. „Für jeden Euro, den wir als Einlage erhalten und nicht im Kreditgeschäft oder an den Kapitalmärkten einsetzen können, müssen wir 0,5 % Zinsen bei unserer Zentralbank zahlen. Wir können nicht mehr tatenlos zusehen, auch wenn wir uns mit der Entscheidung schwergetan haben.“ Er führte weiter aus, dass für größere Guthaben ab Anfang nächsten Jahres Negativzinsen eingeführt werden müssten, da nicht mit einer Änderung der Zins- und Geldpolitik der Zentralbank zu rechnen sei. „Wir schützen aber ausdrücklich den Kleinsparer, den Notgroschen,“ betonte Groeneveld. Das Kundenkreditgeschäft konnte trotz großer, unplanmäßigen Kredittilgungen durch ein starkes Neugeschäft auf unverändert gutem Niveau gehalten werden und das Bewertungsergebnis fiel durch die positive Entwicklung an Börse und Kapitalmärkten ebenfalls positiv aus. Auch das Warengeschäft konnte sein Umsatzvolumen auf 129 Mio. EUR ausweiten. Dies liegt u. a. an der Übernahme der Raiffeisen Adelebsen-Uslar im letzten Jahr. Für das laufende Jahr berichtete Groeneveld von einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld. Die sinkenden Zinsmargen stehen steigenden Kreditrisiken im Umfeld von Corona gegenüber. Es sei mit einer merklichen Steigerung von Kreditausfällen zu rechnen – wenn auch nicht im laufenden Geschäftsjahr, da die staatlichen Unterstützungsprogramme ihre positiven Effekte zeigen würden. Es sei aber im Jahr 2021 für besonders krisengeschüttelte Branchen und Unternehmen noch mit Auswirkungen der Pandemie zu rechnen. „Wir sehen uns aufgrund unserer sehr soliden wirtschaftlichen Situation gut gerüstet,“ versicherte Groeneveld. Corona habe auch die Bankenwelt verändert. Neben der Herausforderung Hygienekonzepte umzusetzen und auf die Gesunderhaltung von Kunden und Mitarbeitern zu achten, war es der VR-Bank wichtig, ihrer Verantwortung als systemrelevanter Dienstleister im Bank- und Warengeschäft nachzukommen. Groeneveld berichtete, dass die Bank in alle Richtungen agiert und beraten habe. Die Fragen und Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Sorgen der Kunden betreffend ihrer Geldanlagen in den Wochen des Börsenabschwungs, die Existenzängste vereinzelter Kreditkunden oder an den Warenstandorten die Sicherstellung der Lieferfähigkeit. In diesem Zusammenhang dankte er besonders den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in allen Bereichen das genossenschaftliche Geschäftsmodell mittrugen. „Sie haben bei all‘ ihren persönlichen Fragen und Bedenken in dieser Zeit tatkräftig angepackt und sich der Sorgen und Wünsche unserer Mitglieder und Kunden angenommen. In diesen herausfordernden Zeiten durften wir die Bedeutung unseres Unternehmens für die Region erfahren,“ so Groeneveld. Weiterhin berichtete Groeneveld, dass der Bereich der Digitalisierung deutlich an Geschwindigkeit gewonnen habe und zahlreiche Leistungen und Angebote für die Kunden online zur Verfügung stehen. Die VR-Bank hat sich schnell den Bedingungen angepasst und sich weiterentwickelt. So wurde mit dem Immobiliengeschäft auch ein weitetes Standbein geschaffen und in Obernjesa eine millionenschwere Düngerhalle mit Bahn- und LKW-Ladestation sowie in Uslar ein Raiffeisenmarkt gebaut. Außerdem sei für die Bankhauptstelle in Holzminden die Investitionsentscheidung für eine Fotovoltaikanlage gefällt worden. Dadurch kann ein großer Teil des Energiebedarfs aus eigener Herstellung gedeckt werden. Groenevelds Fazit: „Morgen kann kommen!“ Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Dr. Hubertus Müller-Stauch, verlas anschließend das Ergebnis der gesetzlichen Prüfung. Danach wurden keine Mängel festgestellt und das uneingeschränkte Testat erteilt. Aufgrund des komfortablen Gesamtbetriebsergebnisses schlugen Aufsichtsrat und Vorstand, entgegen den Anforderungen und Wünschen der Bankenaufsicht, eine Dividendenzahlung von 5 % vor, deren Ausschüttung die Vertreter zustimmten.
Einstimmig votierten die Mitglieder auch für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Turnusgemäß mussten 5 Aufsichtsratsmitglieder wiedergewählt werden. Wiedergewählt wurden Dr. Jens Herbort aus Hann. Münden, Matthias Kumlehn und Dr. Georg Thönnissen aus Holzminden, Christof Möller aus Deensen und Jörg Müller aus Friedland. Weiterhin standen Satzungsänderungen sowie Wahlen zum Wahlausschuss auf der Tagesordnung.
Foto: VR-Bank