Weserbergland (red). Die Agentur für Arbeit zieht für den Ausbildungsstellenmarkt im Weserbergland Bilanz: 2.580 junge Menschen meldeten sich vom 01. Oktober 2020 bis zum 30. September 2021 bei den Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Hameln und den Jobcentern in den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Holzminden und Schaumburg als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Dies sind 237 weniger als im Vorjahr (-8,4 %). Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist im Vergleich zum vorherigen Jahr dagegen gestiegen: 2.588 Ausbildungsstellen wurden gemeldet, 96 mehr als in 2020 (+3,9 %).
Mit 2.580 gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern und 2.588 gemeldeten Ausbildungsstellen ist die Bilanz im Berichtsjahr 2020/21 somit rechnerisch im Weserbergland fast ausgeglichen, für jeden jungen Menschen, der sich ausbildungssuchend gemeldet hat, war also theoretisch eine Ausbildungsstelle vorhanden.
79 Ausbildungssuchende waren zum 30. September noch ohne Ausbildungsplatz oder eine andere konkrete Perspektive. Im Vorjahr waren zu diesem Zeitpunkt 176 Jugendliche unversorgt (-55,1%). Bei den Ausbildungsstellen blieben 56 unbesetzt, 30 weniger als im Vorjahr (-34,9%).
Gerhard Durchstecher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hameln, erläutert zu diesen Zahlen: „Der Ausbildungsmarkt im Weserbergland hat in diesem wie auch im letzten Jahr unter starkem Einfluss der Pandemie gestanden. Viele Trends, die in den Jahren zuvor bereits ersichtlich waren, haben sich verstärkt und quasi in Zeitraffer beschleunigt.“ Hierunter fallen beispielsweise die Auswirkungen des demografischen Wandels, die Tendenz zu höheren Schulabschlüssen und der allgemeine Trend zur Akademisierung. Durchstecher erläutert: „Diese Effekte verbunden mit den pandemie-bedingten Einschränkun gen haben dazu geführt, dass sich weniger Jugendliche als in den Vorjahren ausbildungssuchend gemeldet haben. Eine Herausforderung in der Berufsberatung wird es zukünftig sein, gemeinsam mit den jungen Menschen zu erarbeiten, welches für sie der richtige Einstieg ins Berufsleben ist und ob eine Ausbildung vielleicht eine gute Alternative zu einem Studium sein kann.“
Erfreulicherweise sind die Unternehmen im Weserbergland weiterhin sehr ausbildungsbereit und intensiv auf der Suche nach Auszubildenden. Hierzu sagt Vural Sevinc, als Bereichsleiter des Jobcenters Hameln-Pyrmont mitverantwortlich für den gemeinsamen Arbeitgeberservice von Agentur für Arbeit und Jobcenter: „Die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist fast auf dem gleichen Niveau wie vor der Pandemie. Damit setzen die Arbeitgeber im Weserbergland ein starkes Zeichen. Jugendliche, die auf der Suche nach einer Ausbildung sind, haben auch noch in 2021 gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Unbesetzte Stellen sind beispielsweise im verarbeitenden Gewerbe zu finden, aber auch im Einzelhandel.“
Jens Auberg, Teamleiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Hameln, berichtet: „In der Berufsberatung gilt mehr denn je: Niemand darf uns verloren gehen. Aus diesem Grund kümmern wir uns intensiv um diejenigen, die Unterstützung auf dem Weg ins Berufsleben brauchen.“ Dies sei in Zeiten der Pandemie häufig eine Herausforderung gewesen: „Um die Jugendlichen auch während der in Schulschließungen zu erreichen, haben wir vermehrt per Telefon und Videotelefonie agiert. Außerdem haben wir im Februar 2020 erstmals den HIT digital durchgeführt und so über 1.000 junge Menschen ansprechen können“, sagt Auberg und ergänzt: „Die Berufsberatung unterstützt selbstverständlich bei der Suche nach Ausbildungsstellen. Außerdem bieten wir viele unkomplizierte Möglichkeiten, gezielt mit Betrieben in Kontakt zu treten und Praktika zu ermöglichen.“
Die TOP 10 der bei den Jugendlichen beliebtesten Ausbildungsberufe (sortiert nach der Anzahl der Berufswünsche):
1. Verkäufer/in (211)
2. Kaufmann/-frau – Büromanagement (159)
3. Kfz-Mechatroniker – PKW-Technik (150)
4. Medizinische/r Fachangestellte/r (127)
5. Kaufmann/-frau im Einzelhandel (110)
6. Industriekaufmann/-frau (75)
7. Tischler/in (66) 8. Friseur/in (65)
9. Industriemechaniker/in (61)
10. Anlagenmechaniker – Sanitär-/Heiz.-Klimatechnik (56)
Die TOP 10 der von den Unternehmen angebotenen Ausbildungsstellen:
1. Kaufmann/-frau im Einzelhandel (219)
2. Verkäufer/in (172)
3. Medizinische/r Fachangestellte/r (100)
4. Kaufmann/-frau – Büromanagement (90)
5. Industriekaufmann/-frau (85)
6. Anlagenmechaniker – Sanitär-/Heiz.-Klimatechnik (64)
7. Maschinen- und Anlagenführer/in (59)
8. Fluggerätmechaniker/in – Instandhaltungstechnik (58)
9. Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik (58)
10. Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r (55)
Ausblick Ausbildungsmarkt „Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist genau wie der allgemeine Arbeitsmarkt vor allem vom demografischen Wandel beeinflusst,“ sagt Gerhard Durchstecher. „Auszubildende von heute sind die Fachkräfte von morgen, dies ist den Arbeitgebern bewusst. Daher bieten Sie weiterhin Ausbildungsplätze an,“ so Durchstecher und erklärt: „Der Bedarf an Fachkräften ist mittel- bis langfristig die viel größere Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt als die Auswirkungen der Pandemie. Daher ist und bleibt es wichtig, jungen Menschen aufzuzeigen, dass sie mit einer fundierten Ausbildung eine gute Grundlage für ihr Erwerbsleben schaffen.“ Die Chance für junge Leute, die eine Ausbildung machen möchten, bleibt unverändert gut, der Ausbildungsmarkt wird mehr und mehr zum Bewerbermarkt: Die Anzahl der Bewerber sinkt immer mehr ab, während die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen tendenziell steigt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für junge Menschen, eine passende Stelle zu finden. Passungsprobleme werden aber weiter bestehen bleiben: Erwartungen von Betrieb und Jugendlichem können nicht übereinstimmen oder aber es fehlt insbesondere im ländlichen Raum an einer entsprechenden Verkehrsanbindung.