Landkreis Holzminden (red). Vom Lohn über den Urlaub bis zur Arbeitszeit: Wer die Entscheidung darüber, wie der eigene Arbeitsplatz aussieht, nicht allein dem Chef überlassen will, der soll jetzt bei der Betriebsratswahl mitmachen. Dazu ruft die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Beschäftigte im Landkreis Holzminden auf. „Betriebsräte kümmern sich darum, dass Betriebe und Beschäftigte besser durch eine Krise kommen – zum Beispiel, indem sie Jobs sichern oder ein höheres Kurzarbeitergeld durchsetzen. Außerdem treiben die Interessenvertretungen oft notwendige Neuerungen in Unternehmen an, weil sie die betriebsinterne Kommunikation stärken – so können zum Beispiel auch Regelungen zum Homeoffice besser gestaltet werden“, sagt NGG-Geschäftsführerin Lena Melcher.
Die Betriebsratswahlen laufen vom 1. März bis zum 31. Mai. Bereits in Firmen ab fünf Beschäftigten kann eine Arbeitnehmervertretung gewählt werden. Die Wahlen finden alle vier Jahre statt und sind neben der Kommunal-, Landtags-, Bundestags- und Europawahl eine der größten Abstimmungen überhaupt. Gewerkschafterin Melcher spricht von einem „Best-Practice-Beispiel in puncto Demokratie“. In kaum einem anderen Bereich könnten die Beschäftigten ihre eigenen Interessen stärker beeinflussen als am Arbeitsplatz. „Ob in der Backstube, in der Hotelküche oder in der Süßwarenfabrik – niemand sollte sich um sein gutes Recht bringen lassen und jetzt seine Stimme abgeben“, so Melcher. Wo es noch keine Arbeitnehmervertretung gebe, könne übrigens jederzeit eine Betriebsratswahl eingeleitet werden. Hierbei stehe die NGG vor Ort mit Rat und Tat zur Seite.
Die Gewerkschaft verweist auf wichtige Vorteile der Mitbestimmung. Nach einer repräsentativen Studie der Hans-Böckler-Stiftung liegen die Löhne in Firmen, die einen Betriebsrat haben, um durchschnittlich 8,4 Prozent höher. Beim Kurzarbeitergeld erhielten demnach zuletzt zwei Drittel aller Beschäftigten, die auf eine Arbeitnehmervertretung bauen können, eine Aufstockung (ohne Betriebsrat: 25,6 Prozent). Auch bei der betrieblichen Weiterbildung, der Frauenförderung und der Nachwuchsgewinnung schneiden mitbestimmte Unternehmen deutlich besser ab. Zugleich profitieren die Arbeitgeber: Laut Böckler-Stiftung sind Firmen mit Betriebsrat um 12,8 Prozent produktiver als solche ohne – und schreiben 14 Prozent höhere Gewinne.