Kreis Höxter (TKu). „Vision Zero – Keiner kommt um, jeder kommt an!“ - Diese Botschaft soll Leben retten und die Menschen wachrütteln! Bei der Bekanntgabe der Verkehrsunfallstatistik für den Kreis Höxter stand die „Vision Zero“ erneut im Mittelpunkt. „Vision Zero“, das ist der Wunsch und die Vision, keinen Verkehrstoten mehr zu haben. Jeder Getötete im Verkehr sei einer zu viel, hieß es von Landrat Michael Stickeln bei der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Unfallzahlen in der Kreispolizeibehörde Höxter gemeinsam mit Polizeihauptkommissar Markus Tewes (Leitung Direktion Verkehr) und Polizeidirektor Christian Brenski (Abteilungsleiter der Polizeidirektion). Die Zahlen zeigten zwar einen erfreulichen Rückgang bei den Verkehrsunfällen, jedoch betonte Stickel die Notwendigkeit, weiterhin Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu ergreifen.

Verkehrsdirektionsleiter Markus Tewes sei kein Mathematiker, wie er erklärte. Einfach nur die nüchternen Zahlen zu präsentieren und darüber zu referieren, läge ihm fern. Er möchte die Menschen wachrütteln – Leben retten! Und so stellte er einen neuen Kurzfilm vom Land NRW vor, der unter die Haut ging und bei dem Betroffene und Hinterbliebene zu Wort kommen. Im Kreis Höxter kamen im Jahr 2023 fünf Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 2022 genau 50 Prozent weniger. Dennoch sind das immer noch zu viele Getötete, da die Häufigkeitszahlen bei Schwerverletzten und Getöteten im Kreis Höxter etwa doppelt so hoch sind wie im Landesvergleich. Laut den vorgelegten Daten ist die Anzahl der Verkehrsunfälle im Kreis Höxter um knapp vier Prozent zurückgegangen, wobei besonders die Unfälle mit Personenschaden um 5,7 Prozent abgenommen haben. Dies zeige eine positive Entwicklung nach Jahren steigender Unfallzahlen. Fünf Menschen starben 2023 bei Verkehrsunfällen im Kreis Höxter. Diese Zahlen verdeutlichten die Notwendigkeit, die Bemühungen um die Verkehrssicherheit fortzusetzen, wie Markus Tewes betonte.

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei Höxter insgesamt 4.235 Verkehrsunfälle mit 130 Schwerverletzten, 440 Leichtverletzten und fünf Getöteten. Die Zahl der Schwerverletzten sank zum Vorjahresvergleich um fast 30 Prozent. Besonders tragisch waren zwei tödliche Verkehrsunfälle innerhalb von Ortschaften, bei denen ein Mitfahrer auf einem Müllwagen und eine Frau, die versuchte, ihren wegrollenden PKW zu stoppen, ums Leben kamen. Über zwei Drittel der Unfälle mit Schwerverletzten oder Toten ereigneten sich außerhalb geschlossener Ortschaften. Höxter und Bad Driburg sind die Kommunen, in denen die Unfallhäufigkeit im Jahr 2023 gestiegen ist. Tewes führt das in Höxter auf die Landesgartenschau in Höxter zurück, bei der es im vergangenen Jahr ein erhöhtes Verkehrsaufkommen gegeben hat. Viele Unfälle ereigneten sich jedoch außerhalb der Ortschaften, wo hohe Geschwindigkeiten gefahren werden, was entscheidend für die Schwere der Folgen ist, so Markus Tewes. Die 18 Unfallhäufigkeitsstellen im Kreis Höxter hätte die Polizei genau im Blick. Trotz zahlreicher Maßnahmen habe sich die Bahnunterführung vor Ottbergen erneut zu einer Unfallhäufigkeitsstelle entpuppt. Nicht weniger gefährlich, insbesondere für Kradfahrer, sei die L755 zwischen Langeland und Altenbeken. Aktuell werden mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Strecke für Kradfahrer sicherer zu machen, wozu auch die Installierung eines Unterfahrschutzes von Leitplanken gehört. Eine Sperrung dieser Strecke für Kradfahrer sei die letzte Maßnahme, sagt Tewes.

Verkehrsunfälle mit Fahrrädern und Pedelecs nehmen ebenfalls zu, wobei die Unfallursachen oft auf nicht angepasste Geschwindigkeit und mangelnde Rücksichtnahme zurückzuführen seien. Auffallend ist auch die hohe Anzahl von Wildunfällen, die auf Geschwindigkeitsüberschreitungen zurückzuführen sind. „Es ist daher von entscheidender Bedeutung, die Geschwindigkeit in Gebieten mit Wildwechsel zu reduzieren, um Kollisionen zu vermeiden und sowohl Menschen als auch Tieren eine Chance zu geben“, sagt Tewes. Die Anzahl der Wildunfälle stieg um ca. 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. 28,5 Prozent der im Kreis Höxter registrierten Verkehrsunfälle im Jahr 2023 waren Unfälle mit Wildtieren. Wie im Vorjahr wurden neun Menschen bei Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Wildtieren verletzt.

Die Aufklärungsquote von Verkehrsunfällen, insbesondere solchen mit Flucht, bleibe eine Herausforderung. Dennoch würden fast 50 Prozent dieser Straftaten aufgeklärt. Jeder Zweite, der sich unerlaubt von der Unfallstelle entfernte, konnte ermittelt werden. Die Aufklärungsquote sank zwar auf 47 Prozent - dies sei aber laut Tewes immer noch der zweitbeste Wert in NRW. Für die Unfallfluchten mit Personenschaden konnte eine Aufklärungsquote von 63,9 Prozent erreicht werden. Damit wird im Vergleich mit den Polizeibehörden im Land wie im Vorjahr der achte Platz belegt.

Während die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle, unter Beteiligung motorisierter Zweiradfahrer, gestiegen ist, ging die Anzahl der Verunglückten deutlich zurück. Die Altersstruktur ähnelt der des Vorjahres. Jeder zweite Verunglückte, der mit einem motorisierten Zweirad unterwegs war, fuhr ein „großes“ Motorrad. 30 der verunglückten Zweiradfahrer verunfallten ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer (Alleinunfall). Bei 17 Verkehrsunfällen, bei denen ein motorisierter Zweiradfahrer verletzt oder getötet wurde, war die nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit des Zweiradfahrenden unfallursächlich. Mit 300 Km/h über die B64 im Kreis Höxter: In einem Fall sei die Polizeibehörde auf einen Motorradfahrer aufmerksam gemacht worden, der seinen Geschwindigkeitsverstoß im Internet gepostet hat: Mit 300 Km/h über die B64 – das blieb nicht ohne Folgen. Mit seinem Internet-Post sei er inzwischen nicht nur seinen Führerschein los, sondern auch sein Motorrad, berichtete Markus Tewes.

Besonderes Augenmerk läge auf der Verkehrssicherheitsberatung, die sich an alle Alters- und Zielgruppen richte, aber insbesondere junge Fahrer anspräche, sagt Markus Tewes. Programme wie „Crash Kurs NRW“ sollen das Bewusstsein für die Gefahren im Straßenverkehr schärfen und Verhaltensänderungen bewirken. Die Verkehrsunfallprävention der Polizei umfasst auch die Ermittlung und Analyse von Unfallursachen sowie die Arbeit in Unfallkommissionen, um gefährliche Stellen zu identifizieren und zu entschärfen. Zudem wird die Verkehrsüberwachung verstärkt, insbesondere hinsichtlich Geschwindigkeitsverstößen und anderen Hauptunfallursachen.

Landrat Stickel unterstrich noch einmal das gemeinsame Ziel, das im Slogan des Deutschen Verkehrssicherheitsrates „Vision Zero - Keiner kommt um. Alle kommen an.“ zum Ausdruck kommt. Er ruft dazu auf, durch ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme Verkehrsunfälle zu verhindern und damit Menschenleben zu retten. Die Analyse der Unfallursachen zeige, dass Hauptfaktoren wie Geschwindigkeitsüberschreitungen, Fehler beim Abbiegen und mangelnde Aufmerksamkeit zu den Unfällen beitragen. Daher setzt die Polizei auf eine verstärkte Verkehrssicherheitsarbeit, die neben gezielter Verkehrsüberwachung auch präventive Maßnahmen umfasst. Alle Zahlen, Daten und Fakten können mit dem kompletten Verkehrsbericht auch auf der Internetseite der Polizei unter www.hoexter.polizei.nrw/artikel/polizeiliche-verkehrsstatistik heruntergeladen oder nachgesehen werden.

Fotos: Thomas Kube