Kreis Höxter (red). „Eine gesicherte Kindertagesbetreuung ist für viele junge Familien existenziell wichtig. Durch Unterfinanzierung und Fachkräftemangel stehen Kindertageseinrichtungen aktuell jedoch extrem unter Druck.“ Mit diesen Worten richten der Landrat und die Bürgermeister im Kreis Höxter einen Appell an die Landesregierung. Sie fordern eine schnelle finanzielle Stärkung durch das Land, um die Kindertagesbetreuung kurzfristig zu sichern. „Mit Beginn des neuen Kita-Jahres 2023/24 stehen die Eltern nicht nur vor der Herausforderung, einen Betreuungsplatz für ihr Kind zu finden. Sie müssen zudem befürchten, dass einzelnen Einrichtungen durch Liquiditätsengpässe im laufenden Betrieb das „Aus“ drohen kann“, drücken sie ihre Sorge aus.
In Nordrhein-Westfalen erfolgt die Finanzierung des Kita-Betriebs im Wesentlichen über die Kindpauschalen. Das sind feste Sätze pro Kind, die zur Anpassung an die steigenden Kosten in der Regel jährlich erhöht werden. Den größten Anteil trägt das Land, gefolgt von den Jugendhilfeträgern. Für die Kitas im Kreis Höxter ist dies das Jugendamt des Kreises. Auch die Träger der Kindertageseinrichtungen leisten einen Eigenanteil, der größtenteils von den Städten übernommen wird. Mit ihren Beiträgen tragen auch die Eltern zur Finanzierung des laufenden Kitabetriebs bei.
Die Anpassung der Kindpauschalen an die Kostenentwicklung erfolgt jedoch stets im Rückblick auf die Kosten, die im zurückliegenden Kindergartenjahr angefallen sind. Aufgrund der deutlichen Kostensteigerungen insbesondere bei Personal, Heizung, Strom, Wasser und Gebäudeunterhaltung können die laufenden Betriebskosten mit den derzeitigen Kindpauschalen nicht gedeckt werden. „Vor diesem Hintergrund ist die finanzielle Not der Träger nachvollziehbar“, erklärt Landrat Michael Stickeln. Die zeitversetzte Anpassung der Kindpauschale komme zu spät. Es sei zu befürchten, dass es nicht nur zu dramatischen Liquiditätsengpässen bei den Einrichtungen kommen könne, sondern einzelne Träger auch über die Schließung von Kitas nachdenken müssten. „Wenn die Kindertagesbetreuung wegfällt, würde das Familien vor große Probleme stellen“, so Stickeln.
Im Kreis Höxter mit insgesamt 100 Kindertageseinrichtungen gibt es eine große Trägervielfalt. Zwei Drittel der Einrichtungen werden von freien und kirchlichen Trägern geführt. „Als verlässliche und bewährte Partner leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherstellung der Kindertagesbetreuung und zur Erfüllung von Rechtsansprüchen auf Kita-Plätze“, erklärt Steinheims Bürgermeister Carsten Torke als Sprecher der Bürgermeister der zehn Städte im Kreisgebiet. Ab dem kommenden Kitajahr, das am 1. August 2023 beginnt, werden kreisweit voraussichtlich 3.843 Kinder über drei Jahren und 1.090 Kinder unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen betreut werden. Zusätzlich werden 358 Kinder unter drei Jahren durch Kindertagespflegepersonen betreut.
„Ein Ausfall dieser Träger könnte von den Kommunen im Kreis Höxter nicht kompensiert werden“, so Torke. Deshalb fordern die zehn Bürgermeister gemeinsam mit dem Landrat den Ministerpräsidenten des Landes NRW, Hendrik Wüst, und die zuständige Familienministerin Josefine Paul, auf, die finanzielle Ausstattung der Träger kurzfristig zu stärken, um eine akute Finanzierungsnot und eine drohende Schließung von Kitas abzuwenden. „Nur so kann das bestehende Betreuungsangebot in der Kindertagesbetreuung auch bei uns im Kreis Höxter aufrechterhalten werden“, erklärt der Sprecher der Bürgermeister.
Landrat und Bürgermeister bekräftigen ihre Überzeugung, dass Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur gelingen kann, wenn der gesamtgesellschaftlich hohe Stellenwert der Kindertagesbetreuung anerkannt wird. Deshalb sei - auch bei einer angespannten Haushaltslage des Landes Nordrhein-Westfalen - eine schnelle finanzielle Stärkung der Träger dringend notwendig.