Landkreis Holzminden (red).Die Fraktionen von Bündnis 90 / Die Grünen und Die Linke im Stadtrat und die Gruppe Grüne-Linke aus dem Kreistag hatten einen umfangreichen Fragenkatalog zur aktuellen Entwicklung zum Thema Realisierung Frauenhaus 2021 an eine der Stiftungen der Stadt gestellt. „Jetzt liegt die Antwort vor. Wir machen uns ernsthafte Sorgen, ob das Frauenhaus überhaupt in absehbarer Zeit hier in Holzminden realisiert werden wird und daran scheint die Bauverwaltung der Stadt nicht ganz unschuldig zu sein“, so Peter Ruhwedel, (Bündnis 90 / Die Grünen) Gruppensprecher im Kreistag. „Mit der Instandsetzung des Hauses hätte noch in diesem Jahr begonnen werden können, besonders, da wir mit der Architektin Müller eine sehr motivierte und engagierte Frau an unserer Seite hatten, doch nun sind große Probleme aufgetreten, die dringend im Sinne der von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder gelöst werden müssen“, ergänzt Sabine Golczyk, (Die Linke).
Bereits 2019 hatte die Architektin während der Vorstellung der Modernisierungsvoruntersuchung sowohl den Stiftungsvorstand als auch die Vertreter des Landkreises sowie die Vertreter des Bauamtes auf die Notwendigkeit von Abweichungen von den Vorschriften der NbauO für Neubauten hingewiesen. Damals war dies von keiner Seite als „problematisch“ angesehen worden. „Doch Ermessensspielräume, die durchaus möglich sind, wurden bei der Baugenehmigung zu wenig genutzt.“, meint Alexander Titze, Bürgermeisterkandidat der Grünen in der Stadt Holzminden.
Die Problematik der Deckenhöhe zwischen dem 1. und 2. Obergeschoß führte zu Auflagen bei der Genehmigung durch die Stadt. Die Abweichung beträgt lediglich 6 cm. Doch die Forderungen der Baugenehmigung können jetzt nur erfüllt werden, wenn man viele weitere zusätzliche Auflagen erfüllt, wie ein neuer Fußbodenaufbau im 2. Obergeschoss, neue Zargen und Türen, eine Erhöhung der Türstürze sowie ggf. auch Versetzung der Balken. Insgesamt 28 Auflagen und vier weitere Hinweise bezogen auf Schallschutz / Wärmeschutz sowie die Auflage der Benennung eines „Fachbauleiters Brandschutz“ führen nun dazu, dass eine wirtschaftliche Umsetzung durch die enorme Kostensteigerung des Projekts fraglich erscheint. Außerdem hat nun auch die Architektin gekündigt.
Grüne und Linke befürchten, dass das Projekt für die Stiftung nun nicht mehr wirtschaftlich tragbar wird. Außerdem gebe es nun auch noch einen Widerspruch gegen die Baugenehmigung als auch gegen den Kostenbescheid von Seiten des Stiftungsvorstandes. Dadurch werde auch die Förderung des Projekts gefährdet. Christian Meyer (MdL, Bündnis 90 / Die Grünen): „Holzminden braucht endlich ein Frauenhaus. Die Stadt Holzminden und das Bauamt sollte sich endlich konstruktiv beteiligen und Bürokratie abbauen.“ Aufgrund der Geschehnisse seien nicht nur die Fristen der Fertigstellung, sondern aktuell auch die Förderung fraglich. Sabine Golczyk und Peter Ruhwedel appellieren an die Verantwortlichen der Stadt und des Kreises: „Insgesamt gefährdet die aktuelle Situation die Wirtschaftlichkeit des Projektes und damit auch die Förderung. Das kann nicht im Sinne der von Gewalt betroffenen Frauen sein. Es kann nicht sein, dass das Frauenhaus scheitert, obwohl alle Parteien des Kreistag und des Stadtrats auf eine schnelle Umsetzung hoffen!“