Holzminden (red). Zähneputzen gehört zur Kategorie all jener alltäglichen Rituale, die vielleicht nicht immer Spaß, aber fürs eigene Wohlbefinden zweifellos Sinn machen. Es bedarf frühzeitiger Einübung und wiederholter Erinnerung, um in den Köpfen besonders der Kinder zu bleiben. Martina Timmermann aus dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Landkreises Holzminden kümmert sich schon seit 27 Jahren um die Zahngesundheit von Kindern. Um die Nachhaltigkeit bei der Zahnprophylaxe weiter zu verbessern, geht Timmermann seit einem Jahr auf neuen Wegen auch außerhalb von Kitas und Grundschulen auf die Jüngsten zu. Ein wichtiger Kooperationspartner dabei: Die Geburtshilfestation des Agaplesion Evangelischen Krankenhauses Holzminden. Denn geübt werden kann nicht früh genug.
Seit 1995 ist Martina Timmermann in Sachen Zahnvorsorge im Landkreis unterwegs.
Auf vielen Seminaren für pädagogische Fachkräfte aus den Einrichtungen, die von der Prophylaxefachkraft in den letzten Jahren angeboten wurden, war immer auch ein wichtiges Thema, wie man Kindern am besten das richtige Zähneputzen spielerisch beibringen kann und gleichzeitig auch die Eltern von der Wichtig- und Notwendigkeit solchen Tuns überzeugt.
Seit letztem Jahr packt deshalb Martina Timmermann kleine Kartons, in denen neben Informationen auch Zahnbürste und Zahnpasta enthalten sind. „Das tägliche richtige Zähneputzen und auch das Wissen um die Mundhygiene muss frühzeitig erlernt werden, damit es nicht schon im Kindesalter zu schweren Schäden kommt, die die betroffenen Kinder dann ein Leben lang begleiten,“ weiß die Prophylaxefachkraft. Immerhin ein Viertel aller Kariesfälle in Deutschland werden schon im Kindesalter festgestellt. Einmal beschädigte Zähne brauchen in der Folge dann immer wieder neue Versorgung. „Dem wollen wir entgegenwirken, aber auch eine Grundlage dafür schaffen, dass Mundhygiene überhaupt ernst genommen wird.“
Dass nicht früh genug mit der Zahnpflege begonnen werden kann, zeigen die erfolgreichen Bemühungen, neue Kooperationspartner für das Vorhaben zu gewinnen. Die Kartons mit den Zahnpflegeutensilien und den Informationen sollen ab Herbst nicht nur ein fester Bestandteil der Schuleingangsuntersuchung und ein willkommenes Mitbringsel für das HOPP-Präventionsprogramm-Team bei ihren Besuchen in den Kitas werden, auch die Jüngsten sollen bedacht werden.
Seit Anfang des Jahres werden die kleinen Kartons deshalb auch von den Kinderkrankenschwestern und Hebammen auf der Neugeborenenstation im Holzmindener Krankenhaus fleißig verteilt. „Wir haben dafür den Karton an die Bedürfnisse der Allerkleinsten angepasst“, sagt Martin Pfeffer, Bereichsleiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes. Statt einer richtigen Bürste liegt nun eine Zahnbanane bei. Diese ist eine kleine, der gelben Südfrucht nachgeformte Bürste, die drei wichtige Funktionen erfüllt: Sie kann als klassischer Baby-Beißring benutzt werden, gewöhnt die Allerkleinsten schon in den ersten Lebensmonaten an die Bürste und fördert Sehwahrnehmung und Motorik.
Und auch von den Eltern wird die Initiative begrüßt, kann Familienkinderkrankenschwester Anette Schürzeberg vom Agaplesion Krankenhaus Holzminden vermelden. „Wir bekommen ein sehr positives Feedback, die Eltern nehmen das sehr gut an“, sagt Schürzeberg.
Die Prophylaxeschachtel könnte zudem in ganz Niedersachsen Schule machen. Denn nachdem das Projekt im Landkreis so erfolgreich angelaufen ist, wird Martina Timmermann die neue Aktion auf fünf Fortbildungsveranstaltungen für alle Prophylaxefachkräfte aus Niedersachsen vorstellen.
Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden