Holzminden (red). Kaum ein Vogel hat eine so enge Beziehung zum Menschen wie die Schwalbe. „Sie kommt als einer der wenigen Vögel sogar zu den Menschen ins Haus“, sagt Britta Raabe, Leiterin der NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland. Und aus diesem Grund haben die Flugkünstler auch ihre deutlichen Spuren in der Kulturgeschichte des Menschen hinterlassen. Im Mittelalter, so berichtet die Naturschützerin, galt die Schwalbe als Lichtvogel, der rund um Mariä Verkündigung am 25. März auftauchte und quasi den Frühling mitbrachte. Man habe sie auch Muttergottesvogel genannt, weil sie sie sich meist um Mariä Geburt, am 8. September, wieder auf den Weg nach Afrika machte. „Mariä Geburt fliegen alle Schwalben furt“, heißt es denn auch in einem alten Sprichwort, weiß Raabe.
Schwalben haben sich als sogenannte Kulturfolger an eine vom Menschen geprägte Umgebung angepasst. Sie tauschten ihre ursprünglichen Brutplätze an felsigen Steilküsten gegen einen Platz im Stall oder an der Hauswand ein. Somit blieb den Menschen ihre jährliche Rückkehr nicht verborgen: „Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren“ sagt der Volksmund. Dieser enge Bezug zum Menschen hat jedoch nicht verhindern können, dass die Schwalben in ganz Deutschland und insbesondere auch in Niedersachsen in den vergangenen Jahrzehnten immer seltener geworden sind. Mehl- und Rauchschwalben werden in der aktuellen Roten Liste als gefährdet eingestuft.
Der Grund für den Rückgang liegt vor allem in der Beeinträchtigung der Lebensräume. Versiegelung von Feldwegen, Höfen und Dorfplätzen, Umwandlung von Grünland in intensiv genutzte Äcker, Einsatz von Insektiziden sowie in jüngerer Zeit moderne Fassadenbauweisen und Hygienevorschriften der intensiven Landwirtschaft machen den Mehl- und Rauchschwalben zu schaffen: Sie finden oftmals keinen lehmigen Boden zum Bau ihrer Nester mehr, können ihre Nester an den zu glatten, oft frisch renovierten Fassaden nicht mehr befestigen. Ein weiterer Aspekt ist die Zerstörung und Entfernung von Schwalbennestern an und in Gebäuden, weil diesen in einer auf Sauberkeit und Sterilität tendierenden Gesellschaft keine Daseinsberechtigung mehr eingeräumt wird: mache Hausbesitzer dulden die Nester nicht und entfernen sie immer und immer wieder. Gerade jetzt, wo die Schwalben abziehen werden, vielerorts die Nester abgeschlagen oder mit dem Hochdruckreiniger hinweggespült. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass dies nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng verboten ist. Wer dies trotzdem tut kann mit einem empfindlichen Bußgeld rechnen“, stellt Raabe klar.
Gegen die Unwissenheit vieler Menschen setzt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) jedoch seit vielen Jahren Aufklärung und praktische Hinweise für Hilfsmaßnahmen gegen Kotverschmutzung. „Wir wollen darüber hinaus positive Zeichen setzen und Menschen, die ihre Häuser den Schwalben ein Stück weit öffnen, auszeichnen“, so Raabe weiter. Aus diesem Grund hat der NABU in Niedersachsen vor Jahren die Aktion „Schwalben willkommen“ ins Leben gerufen. „In diesem Jahr wurden hunderte Schwalbenfreunde dafür ausgezeichnet, dass die sprichwörtlichen Glücksboten in den Häusern willkommen sind und aus ihren über 4.000 Kilometer entfernten Überwinterungsgebieten südlich der Sahara jedes Frühjahr wieder in ihre Nester zurückkehren können.“
Wie man Nisthilfen für die Tiere oder gar in seinem Garten eine Lehmpfütze anlegt, das alles kann man auf der Homepage des NABU Niedersachsen erfahren. Es gibt spezielle Bauanleitungen für Kotbretter, damit die Fassade und der Gehweg sauber bleiben. Wer den Schwalben in Niedersachsen ebenfalls Unterschlupf gewährt und Interesse an der Auszeichnung hat, der kann sich auch beim NABU melden. Per E-Mail oder Post kann man sich mit einem ausgefüllten Antrag für die beliebte Plakette bewerben. Diesen kann man entweder im Internet unter www.NABU-niedersachsen.de/schwalben herunterladen oder einfach beim NABU Niedersachen per Mail unter
Weitere Informationen zu Schwalben unter:
- Schwalbenfreundliches Haus - NABU Niedersachsen
- NABU-Naturtelefon: 030.28 49 84-60 00
Foto: Kathy Büscher, NABU