Holzminden (red). Wenn am Montag vor den Dienstgebäuden aller Behörden die Flaggen wehen, wird wohl kaum jemand nach dem Grund fragen. Allein die Tatsache, dass es sich um einen gesetzlichen Feiertag handelt, der uns einen „freien“ Tag beschert, hebt ihn gegenüber vielen anderen Gedenktagen hervor.
„Tag der Deutschen Einheit“ – mit der Wiedervereinigung der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen beiden deutschen Staaten wurde er im Einigungsvertrag zum Feiertag bestimmt. Er löste damit den 17. Juni, der zuvor die Einheit als politisches Ziel thematisiert hatte, ab. Aus dem Wunsch war Realität geworden.
Mehr als dreißig Jahre später ist deutlich zu erkennen, dass es nach wie vor Unterschiede (mentale und reale) zwischen Ost- und Westdeutschland, zwischen den Ost- und Westdeutschen gibt. Das muss nicht zwingend negativ gesehen werden: Wer unter „Einheit“ Nivellierung der Meinungen und persönlichen Ansichten versteht, fordert möglicherweise eine zu starke Reduktion auf den kleinsten gemeinsamen Nenner.
So kann dieser Tag auch mahnen, im Rahmen der Einheit der Vielfalt Raum zu lassen. Das erfordert eine besondere Einstellung den Mitmenschen gegenüber: Toleranz. Der Tag der Deutschen Einheit ruft uns auf, unterschiedliche Sichtweisen zu respektieren, respektvoll miteinander umzugehen, voneinander zu lernen, sich auf fremde Perspektiven einzulassen. Nicht das ICH soll im Mittelpunkt stehen, sondern das WIR.