Holzminden (red). Kraniche und Wildgänse haben ein ähnliches Zugverhalten und nutzen oftmals gemeinsame Rastgebiete. Da auch ihre Flugbilder recht ähnlich sind, sind sie für Laien manchmal schwer auseinanderzuhalten. „Beide Vogelgruppen fliegen typischerweise in keilförmiger Formation“ sagt Britta Raabe, die aktuell diesbezüglich viele Anrufe in der Regionalgeschäftsstelle des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) erhält. Dadurch sparen die Vögel bei ihren weiten Flügen Energie, denn sie nutzen den durch den Vordermann entstehenden Windschatten. Der Energiegewinn kann bis zu 3/4 betragen. Um fliegende Vogelgruppen besser unterscheiden zu können, gibt die Naturfreundin telefonisch Bestimmungshilfe und nennt Interessierten dazu die wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung „denn die Flugbilder beider Arten ähneln sich sehr“.

Kraniche wirken mit Ihren Flügeln eher kantig, denn sie besitzen lange Federn an den Enden der Schwingen, die sehr an lange Finger erinnern. „Diese „Handschwingen“ kennen viele Anrufer von Störchen“ sagt Raabe. Kraniche schlagen zudem wenig mit den Flügeln und gleiten eher dahin, als dass sie mit hektischen Flügelschlägen auffallen würden. Sie legen häufiger Segelphasen ein, schlagen dann kaum oder gar nicht mit den Flügeln. Kraniche nutzen die Thermik, indem sie sich durch aufsteigende Winde nach oben schrauben. Hierbei wird die Formation kurzfristig aufgelöst und als Beobachter kann man den Eindruck bekommen, die Tiere würden orientierungslos kreisen. Bei Gänsen kann man dieses Verhalten dagegen nicht beobachten.

Kraniche sind außerdem ein ganzes Stück größer als Wildgänse: die Spannweite eines Kranichs beträgt 180 bis 220 Zentimeter, die unserer Wildgansarten bis 175 Zentimeter. Sie haben lange Beine, die, im Gegensatz zu den Gänsen, im Flug über die Schwanzfedern hinausragen. „Kraniche haben ‚vorn‘ einen langen Hals und „hinten“ sieht man lange Beine“ lacht Raabe, doch „bei Gänsen sieht man nur „vorn“ den langen Hals, denn „hinten“ stehen die Beine nicht optisch aus der Silhouette heraus“.

Gänse wirken in Ihrem Flugbild kompakter, runder und insgesamt schlagen sie fast durchgehend mit den Flügeln – außer wenn sie landen. Bei Ihnen fehlen die ausgeprägten, langen Federn der Handschwingen, die Flügelenden wirken insgesamt spitzer zulaufend. Beide Arten kündigen sich häufig schon aus der Ferne durch ihre Rufe an. Doch diese unterscheiden sich sehr deutlich: Kranichrufe erinnern an ein „erhabenes“ Trompeten: „krru“ - „krarr“ im Wechsel. Im Herbst kann man die „Tschirp“-Rufe der Jungvögel aus nächster Nähe heraushören. Gänse rufen je nach Art unterschiedlich, ähneln aber einander. Sie schnattern, quäken (beispielsweise Graugans) quieken (beispielsweise Blässgans). Einzig die Saatgänse fliegen fast stumm.

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Foto: Kathy Büscher