Holzminden (lbr). Am 24. Februar 2022 stellte der Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin die Welt auf den Kopf. Viele Ukrainer mussten ihr Land verlassen und suchten Zuflucht in Deutschland. „Als Amateurfunker hat man Kontakt mit der ganzen Welt. Und natürlich auch zur Ukraine. Amateurfunk ist völlig unpolitisch, so sagt es das Amateurfunkgesetz und deshalb spricht man beim Funken auch nicht über Politik oder Religion, aber die Auswirkungen des Krieges bekommt man natürlich hautnah mit“, erzählt Carsten Dauer, Inhaber des Hotels „Hellers Krug“ und leidenschaftlicher Amateurfunker. Seit mehr als einem Jahr engagiert sich Dauer unerlässlich für ukrainische Funker. „Es ist immer eine Teamleistung“, betont Dauer. Für dieses Engagement wird er an diesem Wochenende mit dem Hamvention Award "Amateur of the Year" auf der größten internationalen Amateurfunkmesse in Dayton, Ohio ausgezeichnet.
Doch beginnen wir von vorne: Am 11. März 2022 machte Dauer sich auf in die Ukraine, um persönlich zu helfen. „Ich habe Funkern aus der Ukraine angeboten, dass sie ihre Familien zu mir schicken können, wenn diese fliehen müssen“, erklärt er. Mit Spenden vollgepackt bis unters Dach machte er sich auf an die Grenze. „Christian Belke organisierte damals eine Spendenaktion und da ich eh losfahren wollte, um Funkerfreunde abzuholen, machte ich das Auto mit den wichtigsten Sachen wie Winterjacken und Schlafsäcke voll“, erklärt Dauer. Er fuhr 13 Stunden am Stück, bevor er bei einem polnischen Funker unterkam, um am nächsten Tag Ukrainer und ihre Katze mit zurück nach Holzminden zu nehmen und in seinem Hotel unterzubringen. Diese leben noch heute bei ihm.
Auch der Landkreis nutzte das Hotel von Dauer kurzweilig, um geflüchtete Familien unterzubringen. Rund 30 Personen aus der Ukraine lebten im Hellers Krug und Familie Dauer half bei den zahlreichen, komplizierten Anträgen und organisierte Medikamente sowie Arztbesuche. „Ich habe in dieser Zeit wirklich viel zum Thema Verwaltung und Formulare gelernt“, sagte er.
Dauer wollte besonders den Kindern wieder Freude und Leichtigkeit schenken, also wurden gemeinsame Ausflüge beispielsweise in den Wildpark nach Neuhaus organisiert oder es wurde gemeinsam gekocht. „Wenn die Kinder dann wieder lachen oder auf deinem Hof Fahrradfahren lernen, dann denkst du, du machst das richtige“, versichert er.
Über die letzten Monate bis heute sammelte er vor allem technische Spenden. Kabel, Powerbanks, Batterien, Funkgeräte, Radios und portables Internet - insgesamt mehr als zehn Tonnen an Technik-Spenden wurden gesammelt und in die Ukraine geliefert. „Über die Zeit ist ein tolles Netzwerk aus Speditionen und ansässigen Unternehmen gewachsen, die dabei helfen“, ergänzt Dauer. Und auch Geldspenden kamen zusammen. „Über eine Aktion eines befreundeten Funkers aus Boston kamen 32.000 Dollar zusammen“, berichtet der Holzmindener und ergänzt: „Wir meistern das alles gemeinsam als Team, allein würde ich das nicht schaffen.“ Auch dieses Geld wurde zweckgebunden eingesetzt. Beispielsweise bezahlten sie davon eine Operation einer Ukrainerin oder halfen einer Familie beim Umzug in ein Haus, welches weiter weg von der Front ist. Zwei Solaranlagen helfen dabei, dass ein Dorf sicher mit Notstrom versorgt ist. Die Frau eines Funkers ist Lehrerin und somit ist der Onlineunterricht gesichert. Ein Krankenhaus in Kramatorsk, hat einen kleinen Generator bekommen, den Funker aus Süddeutschland gespendet haben. Noch immer ist sein Engagement ungebrochen: „Ich texte jeden Tag mit Menschen aus der Ukraine.“
Dafür wurde er zum Amateurfunker des Jahres ausgezeichnet und hat den Preis am vergangenen Samstag persönlich in Empfang nehmen können. Der Vortragsraum auf der Messe war fast ausgebucht und es gab Standing Ovation.
Fotos: Dauer