Holzminden (lbr). Seit fast sieben Jahren ist der Studiengang Soziale Arbeit an der HAWK in Holzminden ohne richtige Räumlichkeiten. Dies soll sich mit einem Neubau auf den Teichanlagen in der Böntalstraße endlich ändern, um den Studierenden eine neue Perspektive zu geben und den Studiengang weiter auszubauen. Das Grundstück gehört dem Land Niedersachsen und dieses stellt ebenfalls 13,2 Millionen Euro für das Bauvorhaben zur Verfügung. Der Verwaltungsausschuss stimmte im Juni der Änderung des Flächennutzungsplans zu und die Pläne liegen derzeit öffentlich aus. Doch nicht alle sehen diesen Neubau so wie Bürgermeister Christian Belke und HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy als absolute Chance - der Widerstand ist derzeit laut und eine Bürgerinitiative „Pro Haarmann-Denkmal“ hat sich gebildet, die derzeit Unterschriften zum Erhalt des Denkmals sammelt und den Neubau an den Teichen verhindern möchte. Die HAWK und die Stadt lud zu einem gemeinsamen Pressegespräch, um transparent mit dem Thema umzugehen, mit Gerüchten aufzuräumen und klar zustellen, warum ein Neubau sowohl für die HAWK als auch für die Stadt so wichtig ist.
Ein offener Campus mit Café und öffentlichen Toiletten
Christian Belke stellte klar, wie wichtig dieses Projekt für die Zukunft und Weiterentwicklung der Stadt ist. „Die Hochschule ist eine wahnsinnige Bereicherung und enorm wichtig für uns als ‚Bildungshauptstadt‘ im Landkreis Holzminden. Die HAWK trägt dazu bei, Fachkräfte zu generieren für unsere Region. Der Fachkräftemangel ist gerade auf dem Sektor der sozialen Arbeit ja jetzt schon eklatant“, erklärt der Bürgermeister. Seine persönliche Vision von dieser Teichenanlage, so Belke, sei ein offener Campus, in dem es möglich ist, dass sich Studierende mit Bürgern und Bürgerinnen dieser Stadt austauschen – vielleicht ein gemeinsam genutztes studentisches Café mit attraktivem Außenbereich, mehr Möglichkeiten, mit Blick auf das Wasser gemütlich an der Teichenanlage zu sitzen. Eine, mit einem solchen Bau möglicherweise einhergehende, Toilettenanlage, wäre ebenfalls ein echter Zugewinn. Das würde tatsächlich zur Attraktivitätssteigerung beitragen und die Aufenthaltsqualität verbessern. „Hier könnte der schönste Campus in Niedersachsen entstehen“, sagt Belke.
Kein hässlicher Turm in der Teichenanlage
Rückblick: Im Januar 2020 stellte Präsident Dr. Marc Hudy in einer öffentlichen Sitzung des Bauausschusses in der Stadthalle das Vorhaben der HAWK vor und präsentierte den anwesenden Ausschussmitgliedern und Bürgern erstmalig die Option eines Neubaus an der Böntalstraße. Dabei präsentierte er auch zwei andere Varianten am Hafendamm und am Parkplatz Billerbeck, die sich in der Nutzen- und Wirtschaftlichkeitsanalyse nicht durchsetzen konnten. Gemeinsam mit dem Bürgermeister spielte er über die Jahre weitere Varianten durch, wie beispielsweise das ehemalige Fricke Gelände, doch auch diese Überlegungen waren nicht wirtschaftlich genug. Hudy zeigte damals das Bild eines Turmes, der noch immer in den Köpfen der Bürger verankert ist, dabei war dies damals nur eine erste Überlegung. „Das steht ja alles noch nicht fest. Nach der Auslegung würde zunächst ein Architektenwettbewerb stattfinden. Die Variante von damals haben wir nur gezeigt, da man dafür keinen Baum fällen müsste. Wie das Gebäude aussieht, steht ja noch garnicht fest", betonte Hudy am gestrigen Mittwoch.
Haarmann-Denkmal und Denkmalschutz nicht in Gefahr
„Der Architektenwettbewerb ist eine großartige Chance, eine tolle Lösung zu finden. Wir sind ja eine Hochschule, die hier am Standort auch nachhaltiges und ökologisches Bauen betreibt und deswegen ist es uns wirklich ein Anliegen, dass es hier schön wird und dass sich das Gebäude vor allem auch in die Landschaft und in den Park einfügt. Deswegen wollen wir die Bedenken auch gerne aufnehmen“, erklärte Hudy. Der Erhalt des Haarmann-Denkmals sowie das Einhalten des Denkmalschutzes seien für Hudy und Belke selbstverständlich. „Wir können Einfluss auf den Architektenwettbewerb nehmen und die Einwände oder Ängste der Bürger wie den Schutz des Haarmann-Denkmals als Bedingung machen“, erklärt der Bürgermeister und Hudy ergänzte: „Wir wollen es gemeinsam mit der Stadt, mit den Architekten, aber eben auch mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickeln. Zum Zeitplan ist von Landesseite avisiert, dass, wenn die formalen Schritte gegangen sind, noch in diesem Jahr der Architektenwettbewerb auch wirklich starten kann.“
Belke und Hudy stehen für Fragen zur Verfügung
Das Pressegespräch sei ein erster Aufschlag seitens der HAWK und der Stadt, um in den Dialog mit allen Beteiligten zu treten. „Ich bin stets für ein Gespräch bereit und wir überlegen, zu einem runden Tisch einzuladen“, erklärt Belke. Auch Hudy würde sich freuen, wenn man das persönliche Gespräch mit ihm suche und nicht nur über Leserbriefe kommunizieren würde. Auf die Frage, wie lange es noch dauern würde, bis die HAWK den Studiengang an einem anderen Standort ansiedeln würde, antwortete Hudy: „Ich habe einen langen Atem. Kritisch wird es, wenn uns die Baukosten weglaufen und die Landesmittel nicht mehr ausreichen“, sagt der Präsident abschließend.
Derzeit liegen 22 Einlassungen vor zum Vorhaben. „Wir nehmen alle Sorgen ernst und sind für die Hinweise auch dankbar“, erklärte Belke. Die nächste Entscheidung zum HAWK-Neubau steht im September in der nächsten Ratssitzung der Stadt Holzminden an.