Holzminden (fw). Auf große Resonanz stieß die Auftaktveranstaltung zur Städtebauförderung am gestrigen Abend bei den Bürgerinnen und Bürgern Holzmindens. Fast 150 Personen nahmen an der Veranstaltung zum Thema „Städtebauförderung“ in der Stadthalle teil.
ISEK – Integriertes Stadtentwicklungskonzept für die Stadt Holzminden: Was ist das genau? In einer vor Ort ausgelegten Broschüre heißt es wie folgt: „Dieses Konzept legt als informelles Planungsinstrument einen ´roten Faden´ an die Stadtentwicklung. Es definiert Handlungsfelder, leitet daraus Maßnahmen ab und setzt zielgerichtete Prioritäten […] Das ISEK definiert den Rahmen der Stadtentwicklung, ist aber flexibel, fortschreibungsfähig und offen für neue Impulse“
„Neue Impulse“ stand am gestrigen Abend ganz oben auf der Agenda. Nach einleitenden Begrüßungsworten von Bürgermeister Jürgen Daul, der nochmals betonte, dass nicht allein nur Geld das ausschlaggebende Mittel sei, sondern auch Ideen und Engagement aller und es einen gemeinsamen Weg in die Zukunft geben würde, referierte Jens-Martin Wolff vom Baudezernent über die Stadtentwicklung Holzmindens.
Der demografische Wandel, die Veränderungen im Einzelhandel, Leerstände in den zentralen Versorgungsbereichen, Funktionsverluste und Sanierungsstau an Gebäuden und im öffentlichen Raum würden für die Innenstadt eine große Herausforderung bedeuten. Die Innenstadt müsse sich den veränderten Bedingungen und Anforderungen anpassen, um ihren Beitrag für eine zukunftsfähige Stadt leisten zu können, heiß es in der Vorankündigung.
Ulf-Bernhard Streit von der DSK, Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG aus Hannover, erläuterte den Anwesenden zunächst, was laut gesetzlicher Definition des Baugesetzbuches eine städtebauliche Sanierungsmaßnahme bedeutet: „Maßnahmen, durch die ein Gebiet zur Behebung städtebaulicher Missstände wesentlich verbessert oder umgestaltet wird“. Seit Anfang der siebziger Jahre halten Bund und Länder in den Programmen der Städtebauförderung Finanzhilfen für Städte und Gemeinden bereit. Die gesamte Finanzierung wird jeweils zu einem Drittel unter dem Bund, dem Land und der Gemeinde aufgeteilt. Gefördert werden kann dabei die Aufwertung des öffentlichen Raumen, wie zum Beispiel Wege, Straßen oder Plätze, das Wohnumfeld und private Freiflächen. Auch die Anpassung der städtischen Infrastruktur einschließlich der Grundversorgung und eine Förderung von privaten Gebäudemodernisierungen können durch die Finanzhilfen unterstützt werden.
Die Erarbeitung dieses Planungsinstruments integriert des Weiteren ein energetisches Quartierskonzept, welches von Jan Normann von der Klimaschutzagentur Weserbergland erläutert wurde. Die Handlungsfelder seien hierbei eine energieeffiziente Infrastruktur, eine effiziente Wärmeversorgung, der Ausbau erneuerbarer Energien, die Einbeziehung der Quartiersbewohner und Akteure sowie die Berücksichtigung demografischer Faktoren und Aspekte der Stadtentwicklung. Aber auch die vorbereitenden Maßnahmen für die Ausweisung von Sanierungsgebieten beziehungsweise Städtebauförderung und die Akquise von zusätzlichen Fördermitteln sind wichtige Bestandteile des Konzeptes.
Ziele seien hierbei die Realisierung der stadtbildprägenden Bebauung zwischen Weser und Altstadt, die funktionelle Gliederung von Verortung von Einzelhandel, Wohnen, Gewerbe/Dienstleistung sowie Gastronomie und die Schaffung von neuen und generationsgerechten Wohnformen und Standards für verschiedene Zielgruppen. Allen voran steht hierfür die das Ziel der Aufnahme in die Städtebauförderung im Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“.
Ein nicht unwichtiger Teil des Veranstaltungsabends war der Workshop für die Bürgerinnen und Bürger. Hier erklärte Tanja Klein vom Bearbeitungsteam des Büros Kommunikation Konsens Konzept (KoKo) den Ablauf.
Die vier Ecken der Stadthalle waren in bestimmte Themengebiete unterteilt:
- Einkaufen im Herzen der Stadt
- Kultur und soziales Leben im Herzen der Stadt
- Wohnen im Herzen der Stadt
- Klimaneutrales Herz der Stadt
So bestand für jeden die Möglichkeit, sich mehr oder weniger an der Konzeptentwicklung zu beteiligen. Mitmachen, Kritik äußern und Impulse geben. Ideen von mehr Parkmöglichkeiten und Grünflächen über autofreie Innenstadt bis hin zu mehr Kulturangebote, gerade auch für Jugendliche und Studenten. Viele weitere Anregungen wurden dem Team der ISEK mit auf den Weg gegeben.
Holzminden sei eine besondere Stadt, deren Stärken man auch nutzen müsse, so die Meinung fast aller Bürger. Stärken wie zum Beispiel der außerordentlich schöne Marktplatz, die verschiedenen Veranstaltungen, die kurzen Wege oder auch das schöne Weserufer. Das Selbstbewusstsein der Stadt durch sozialen Zusammenhalt müsse gefördert werden, aber auch Einkaufserlebnisse geschaffen und die Wohnsituation besonders für ältere Menschen verändert werden. Eine neue Attraktivität für jede Altersgruppe durch Kindergärten könne entstehen, Leerstandsvermeidungen oder eine bessere Müll- und Hundekotentsorgung sind weitere Wünsche. Viele weitere Ideen von mehr Parkmöglichkeiten und Grünflächen über autofreie Innenstadt bis hin zu mehr Kulturangeboten, gerade auch für Jugendlich und Studenten, wurden dem Team der ISEK mit auf den Weg gegeben.
„Wir bedanken uns für ihr zahlreiches Erscheinen und die vielen Impulse, wir werden sie alle sammeln und in unser Konzept mit einbringen“, betonte Wolff vom Baudezernent.
Der Antrag zur Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm zum Programmjahr 2019 muss zum 01. Juni 2018 eingereicht werden. Bis dahin wird weiter an diesem Konzept gearbeitet. Der nächste Veranstaltungstermin ist für den Frühsommer geplant.
Foto: fw