Holzminden (cs). Der 24. Tag des Kindeswohls fand am Montag unter dem Titel „Was brauchen Pflegekinder? Alltag, Erfordernisse und Perspektiven“ im Stiebel Eltron Energy Campus in Holzminden statt. Die Veranstaltung von der Stiftung zum Wohl des Pflegekindes war seit Wochen ausverkauft und lockte rund 350 interessierte Besucher nach Holzminden.
Bereits in der Begrüßung durch den Geschäftsführer Michael Greiwe und den Vorsitzenden Prof. Dr. Ludwig Salgo wurde deutlich, wie wichtig und bedeutsam die Inhalte der diesjährigen Veranstaltung sind. Herr Greiwe machte darauf aufmerksam, dass die Bedürfnisse von Pflegekindern besser erkannt und zufriedengestellt werden müssen. Auch Joachim Glaum vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie begrüßte die interessierten Besucher. Er zeigte die Wichtigkeit des Netzwerks der niedersächsischen Pflegekinderhilfe und deren Bedeutung auf.
Alltag, Erfordernisse und Perspektiven – Was brauchen Pflegekinder?
Zahlreiche informative Fachbeiträge von geladenen Gästen prägten den Tag im Stiebel Eltron Energy Campus. So gab Prof. Dr. Jörg M. Fegert, ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder und Jugendpsychotherapie Ulm, einen Einblick in die Diskussion über Perspektiven und Beziehungen von Pflegekindern. Er machte darauf aufmerksam, dass eine nicht-kontinuierliche Unterbringung, also ein mehrfacher Wechsel von Pflegeverhältnissen, für die seelische Gesundheit und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sehr problematisch sei. So bedarf es seiner Meinung nach mehr Zuspruch von Rechten für Pflegekindern und – Eltern.
Auch Prof. Dr. Barbara Veit, Lehrstuhl für bürgerliches Recht – Georg-August Universität Göttingen, kam am Ende ihres Vortrages über die Vormundschaftsreform aus Sicht von Pflegekindern und –eltern zu dem Schluss, dass Kinder- und Elternrechte gestärkt werden müssten.
Frau Prof. Dr. Christine Köckeritz, Dipl.-Psychologin, referierte zu dem Thema „Möglichkeiten der Elternarbeit nach Kindeswohlgefährdung“ und zeigte die Lücken der ambulanten Hilfen und Schutzkonzepte auf. Sie machte deutlich, dass diese Lücken unter Umständen zu einer Verschlechterung der psychischen und körperlichen Gesundheit der Kinder führen könnten.
Ebenfalls zeigte Prof. Dr. Salgo die derzeitigen lückenhaften Rechte der Pflegekinder auf und machte darauf aufmerksam, dass diese unbedingt modifiziert und verbessert werden müssten. Dazu nahm er zu den Themen „Rückführung“, „Stetigkeit“ und „Kontinuitätssicherung“ Stellung und erläuterte in der umstrittenen und oft angestrebten Rückführung von Pflegekindern die Berücksichtigung von neu gewachsenen Bindungen zu Pflegeeltern.
Besonders anschaulich referierte Dipl. Psych. Oliver Hardenberg mit Bildern und Zitaten zu der Gefühlswelt vieler Pflegekinder bei Eintritt in die neue Pflegefamilie. „Viele Kinder haben zunächst mit Ängsten, Aggressionen, Verhaltensauffälligkeiten und traumatischen Erinnerungen zu kämpfen“, betonte er.
Verleihung des Förderpreises
Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Förderpreises für herausragende Arbeiten im Dienste von Pflegekindern. In diesem Jahr wurde der Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V., der dem Grundsatz folgt „Jedes Kind hat das Recht auf eine Familie“, ausgezeichnet.
Fotos: Stiftung zum Wohl des Kindes/ cs