Höxter (TKu). In Höxter haben von Donnerstag bis Samstag etwa 100 Einsatzkräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) für den Ernstfall geübt. Dabei handelte es sich um eine Großübung des EU-Moduls "Flood Rescue using Boats" (FRB), die ihre Zusammenarbeit der Fluthilfe innerhalb ihrer Einheit verbessern wollte. „Bei dem FRB-Modul handelt es sich um eine Einheit der Europäischen Katastrophenschutzhilfe. Sie kommt bei größeren Rettungseinsätzen in Überschwemmungsgebieten innerhalb Europas zur Hilfe“, erklärte die DLRG-Präsidentin Ute Vogt während einer Pressekonferenz am Ort des Übungs-Geschehens auf dem Gelände der Bundeswehr am Wasserübungsplatz in Höxter. Gemeinsam mit dem THW-Landesbeauftragten Nicolas Hefner und zahlreichen weiteren Führungskräften beider Organisationen begleitete sie diese Großübung. Am Wasserplatz der Bundeswehr hatte die gemeinsame Einheit ihr Quartier und die Einsatzzelte aufgeschlagen, um autark agieren zu können und hier wurde die Einheit auch den Verantwortlichen des regionalen Rettungs- und Katastrophenschutzdienstes vorgestellt, von denen zahlreiche Vertreter erschienen waren, darunter auch Politikerinnen und Politiker. Landrat Michael Stickeln und die stellvertretende Bürgermeisterin Andrea Dangela würdigten die Arbeit der Einsatzkräfte, die durch immer mehr Überschwemmungs-Katastrophen häufiger zum Einsatz kämen.
Unter der Leitung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) trainierten die etwa 100 Einsatzkräfte mit acht Booten, Kränen sowie Groß- und Rettungsfahrzeugen, darunter auch der bundesweit einzige Rettungswagen der DLRG mit einer Anhängerkupplung für ein Boot, der ständig hochqualifiziert mit zwei Notfallsanitätern und einem Notarzt besetzt ist. Ihr Ziel war es, Szenarien wie Evakuierungen und Wasserrettungen entlang der Weser zu beüben. Die Hauptübung fand am vergangenen Freitag statt, bei der es 75 Personen aus Lüchtringen mit Booten zu retten galt. Da die FRB europaweit operiert, galt während der Übung Englisch als Umgangssprache. Die Menschen aus dem Flutgebiet Lüchtringen wurden deshalb auch nach "Höxter County" gebracht, wie ihnen mitgeteilt wurde. Acht Boote pendelten dazu ständig von dem Weserdorf in die Kreisstadt Höxter mit den zu rettenden Personen an Bord. Am Fährhaus in Lüchtringen wurden die Menschen registriert, abgeholt und nach Höxter transportiert, wo sie von weiteren Helferinnen und Helfern in Empfang genommen und erneut registriert wurden. Um den Einsatz möglichst realistisch abzubilden, waren die zu rettenden Personen angehalten, sich möglichst traurig zu verhalten, da ihr Hab und Gut zerstört wurde. Darüber hinaus gab es auch speziell geschulte Darsteller, die besondere Situationen simulierten, wie Verletzungen, Panikreaktionen oder schwimmende Personen im Wasser. Die Statisten sollten damit das Stresslevel der Einsatzkräfte erhöhen. Daher galt es für die Einsatzkräfte immer, zuerst eine Lageerkundung durchzuführen.
Diese Großübung konzentrierte sich auf Szenarien von Überschwemmungen im Weserbergland. Die DLRG konzentrierte sich auf die Wasserrettung und die medizinische Versorgung von Betroffenen, während das THW hingegen den Transport von Gütern und die Bergung von Schiffen trainierte. Martin Holzhause, Pressesprecher der DLRG-Bundesgeschäftsstelle, betonte die Wichtigkeit dieser Übung für die Einsatzbereitschaft der Teams. Die FRB-Einheit wurde speziell für Auslandseinsätze in Hochwassergebieten innerhalb der EU entwickelt. Ihr Auftrag besteht darin, Hilfe zu leisten, wenn ein betroffenes Land Unterstützung von der Europäischen Union anfordert. Um die Abläufe professionell zu gestalten, müssen die Teams regelmäßig trainieren. Die Übung in Höxter ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Die Einheit müsse in der Lage sein, bis zu 50 Menschen gleichzeitig zu retten und zu transportieren, und mindestens zehn Tage lang autonom arbeiten können. Mit solchen Übungen und der ständigen Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten stellen sich DLRG und THW den Herausforderungen, die durch zunehmende Unwetter und Hochwasserlagen entstünden. Ihre gemeinsamen Bemühungen trüge dazu bei, die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung in Deutschland und darüber hinaus zu gewährleisten. Auch das Weserbergland sei vom Hochwasser bedroht. Zuletzt trat die Weser von Weihnachten bis Januar mehrfach über die Ufer und erreichte sogar die höchste Stufe mit mehr als sechs Metern. Aber auch kleinere Flüsse wie die Nethe oder die Emmer dehnten sich aufgrund des Dauerregens massiv aus und viele Wiesen und Felder standen unter Wasser. Das Hochwasser hatte insbesondere 2023 im Kreis Höxter für ein sehr unruhiges Weihnachtsfest gesorgt und einige Schäden angerichtet. Vor allem bis Heiligabend hatten die Einsatzkräfte kaum eine Atmenpause. Es galt, Sandsäcke zu füllen, Keller auszupumpen und Autos aus den Fluten zu holen.
Fotos/Video: Thomas Kube