Höxter (red). Kaum Frost im Winter, hitzige Sommer und lange Trockenperioden: Die Folgen des Klimawandels bekommt jeder Gärtner zu spüren. Andererseits können dadurch in unseren Gefilden Bäume und Sträucher heimisch werden, die wir sonst eher aus dem Sommerurlaub am Mittelmeer kennen. Landschaftsarchitektin Magdalene Winkelhorst freut sich über Exoten im Huxarium Gartenpark Höxter. Im Schutz hoher Mauern gedeihen im Remtergarten am Welterbe Schloss Corvey außergewöhnliche Gehölze.
Zum Beispiel der Blauglockenbaum: „Der zeigt vor dem Laubaustrieb auf großen Rispen imposante blaue, glockenförmige Blüten“, beschreibt die Fachfrau für alles Grünende und Blühende im Huxarium. Extrem schnellwüchsig ist der Blauglockenbau, spielend schafft er einen Meter Jahreszuwachs pro Jahr. Hinzu kommen die großen Blätter, die einen exotischen Charakter vermitteln. Im Remtergarten steht die schwächer wachsende und kleiner wüchsigere Sorte Paulownia fortunei „Fast Blue“.
Bisher sei der Blauglockenbaum eher in milderen Gefilden entlang des Rheins wie in der Pfalz oder im Freiburger Raum gepflanzt worden. „In milden Wintern wie zuletzt kann der Blauglockenbaum auch bei uns zur Blüte kommen.“ Definitiv brauche er aber einen geschützten Standort, wie hier im Klostergarten zu Füßen des doppeltürmigen Westwerks aus der Zeit Karls des Großen.
Extreme Kälte und Wind verträgt auch der Taschentuchbaum nicht. Der sehr ausladende Eyecatcher steht hier unweit des ältesten Bauwerks Westfalens. „Während der Blütezeit sieht es aus als hätte jemand Taschentücher in die Krone geworfen“. Diese „Blüten“ sind aber eigentlich nur verfärbte Hochblätter, wie man es auch vom Blumenhartriegel kennt, der natürlich ebenfalls im Remtergarten zu finden ist. „Beim Cornus braucht man Geduld, wenn er sich erst eingelebt hat, ist er total blühsicher.“
Der Kuchenbaum punktet in ganz anderer Hinsicht: Er duftet verführerisch. „Und sein Herbstlaub erinnert an Indian Summer“, meint Magdalene Winkelhorst. Auch der Kuchenbaum brauche viel Platz, ähnlich wie der Taschentuchbaum. Schneiden sollte man ihn möglichst nicht, genauso wie Cornus oder Magnolie.
Ein richtiger Riese ist der Tulpenbaum, dessen kleine Blüten tatsächlich an Tulpen erinnern, aber erst nach etwa 15 Jahren erstmals zum Vorschein kommen. „Der ist vergleichbar mit Eiche oder Buche – ein Großbaum also, den man nicht unterschätzen darf.“ Auch er fand seinen Platz im Remtergarten am Schloss Corvey.
Im botanischen Schätzkästchen des Huxarium Gartenparks sind noch mehr außergewöhnliche Gehölze zu finden. „Zum Beispiel der schwarze Holunder mit seinem dunklen, roten Laub, der ja derzeit total in Mode ist.“ Vor dem Hintergrund kommen die Blüten natürlich besser zur Geltung, und nebenbei trägt der Holunder ja auch noch süße Früchte, genauso wie die beiden großen Maulbeerbäume im Remtergarten, die hier schon immer standen.
Ein anderer Strauch überzeugt mit einer sehr späten Blüte – und mit einem wahrhaft poetischen Namen: Sieben Söhne des Himmels heißt er – botanisch Heptacodium miconioides. Er ist robust, verträgt Trockenheit und blüht erst im August. „Da im August nicht mehr viele Gehölze blühen eine echte Alternative für jede Biene“, sagt Magdalene Winkelhorst. Durch seine abblätternde Rinde ist der Heptacodium auch ohne Laub im Winter optisch ein Hingucker.
Ihr Lieblingsgehölz ist übrigens der Judasbaum, der durch seinen extrem langsamen Wuchs auch für kleinere Gärten geeignet ist. „Wir haben ihn hier in rotlaubig. Er bekommt grell-pinke Blüten vor dem Laubaustrieb“, so die Landschaftsarchitektin. In Italien finde man den Judasbaum an vielen Straßenrändern, in den griechischen Bergen sei er sogar ein Wildgehölz. „Er verträgt magere, trockene Standorte. Bei strengem Frost verfrieren aber die Blüten und er bildet keine neuen Triebe.“ Dann gebe es in dem betreffenden Jahr halt keinen Zuwachs.
Foto: Huxarium Gartenpark Höxter