Höxter (red). Denkmal von Weltrang und zugleich kraftspendender Ort eines nahbaren, bodenständigen Gemeindelebens: In dieser Symbiose werden etwa 70 junge Menschen bald das UNESCO-Weltkulturerbe Corvey erleben können. Sie empfangen im Mai in der ehemaligen Abteikirche das Sakrament der Firmung und lernen die ehemalige Benediktinerabtei zuvor im Rahmen der vorbereitenden Glaubenskurse in ihrer Strahlkraft, Bedeutung und Stein gewordenen Glaubensbotschaft kennen.
Gemeindereferent Carsten Sperling und Pastor Thomas Nal organisieren seit einigen Jahren schon die Firmvorbereitung im Pastoralverbund Corvey und haben das namensgebende Weserkloster für 2025 als Ort ausgewählt. Die Abtei bietet sich aus Sicht der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus als Impulsquelle an. Denn die jungen Menschen treffen in Corvey nicht nur auf seine große Geschichte, von der die hochbedeutenden Wandmalereien aus karolingischer Zeit im Westwerk künden, sondern auch auf die Gegenwart. Die Kirchengemeinde geht mit der Zeit, erschließt den Menschen die Alleinstellungsmerkmale des Welterbes multimedial und setzt mit dem neuen Hochaltarbild des Esloher Künstlers Thomas Jessen ein weiteres Ausrufezeichen.
Neues Osterbild bringt Jugendliche in den Diskurs
Die großformatige moderne Darstellung des österlichen Geschehens ist im September 2024 auf Initiative des Bonifatiuswerks in das Magazin der wechselnden Gemälde mit Schlüsselszenen des Glaubens eingezogen. Es regt zum „Nachdenken über Ostern“ an, so will es der Künstler, und tut dies nach Premierenwochen im Herbst 2024 bald erstmals am Hochfest der Auferstehung.
Das Team der Firmvorbereitung möchte die jungen Menschen über das Gemälde in den Diskurs bringen und sie auch zur Feier der Kar- und Ostertage (17. bis 19. April) nach Corvey einzuladen. Um beides kümmern sich Gemeindereferent Carsten Sperling und Pastor Thomas Nal in bewährter und inspirierender Weise. Bei der Firmvorbereitung werden sie wie immer von Ehrenamtlichen tatkräftig unterstützt. In diesem Jahr leiten 15 Frauen und Männer die Glaubenskurse mit den Jugendlichen.
Zum Programm in Corvey gehören zwei besondere Lightroom-Gottesdienste. Der erste steht am Donnerstag, 20. März, 19 Uhr, unter dem Leitwort „Christ sein“. „Besonders freue ich mich auf ein Gespräch mit Ole Winkeltau, einem jungen Medizinstudenten aus Höxter. Er studiert inzwischen in Polen und wird darüber berichten, warum er sich bewusst für das Christsein entschieden hat. Ich denke, seine Geschichte könnte viele Menschen bewegen und einen spannenden Perspektivwechsel bieten“, sagt Gemeindereferent Carsten Sperling.
Führungen bringen Steine zum Sprechen
Am Donnerstag, 3. April, öffnet sich das Kirchenportal der ehemaligen Benediktinerabtei um 17 und 19 Uhr zu Führungen mit den Firmbewerberinnen und -bewerbern. Annika Pröbe, Standortleitung Welterbe karolingisches Westwerk und Abteikirche Corvey im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn, gestaltet die Führung gemeinsam mit Kirchenvorstand Josef Kowalski. Ihm ist es ein Anliegen, zu unterstreichen, „was die Architektur dieses Weltkulturerbes erzählt“. Zusammen mit Annika Pröbe wird der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes Steine zum Sprechen bringen.
Das neue Hochaltargemälde rückt dann zu Ostern und auch im zweiten Lightroom-Gottesdienst am Sonntag, 4. Mai, 18.30 Uhr, ins Blickfeld. Im Mittelpunkt steht das Thema Auferstehung. „Dabei möchte ich das neue Osterbild, das ich sehr passend finde, thematisch einbinden“, kündigt Carsten Sperling an.
Am Freitag, 9. Mai, kommt dann der Heilige Geist ins Spiel. Denn in der Firmung, die den Jugendlichen an diesem Tag gespendet wird, empfangen sie den Heiligen Geist. Weihbischof Matthias König spendet den jungen Menschen in zwei Eucharistiefeiern, um 15 und 17 Uhr, dieses wichtige Sakrament.
Dass Corvey den Rahmen bildet, empfinden Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek und Kirchenvorstand Josef Kowalski als impulsgebend. Denn an diesem Ort haben vor mehr als 1200 Jahren mutige Glaubenszeugen begonnen, das Evangelium zu verkünden. Die Gründung des Klosters 822 war die „Stunde null“ des Christentums in der Region. Die Mönche haben die Flamme des Glaubens entfacht und weitergetragen – beseelt vom Heiligen Geist, den Josef Kowalski als das „göttliche Betriebssystem“ bezeichnet.
Kostenlose E-Ladesäule
Für dieses Betriebssystem ist Corvey aus seiner Sicht bis heute eine „kostenlose E-Ladesäule“ geblieben. Insofern erhofft sich Josef Kowalski, dass durch die Firmung bei den jungen Menschen eine Bindung zu diesem Ort begründet wird und sie immer wieder zum „Auftanken“ an diese E-Ladesäule zurückkehren.
Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Leiter des Pastoralverbunds und Pfarrverwalter von Corvey, empfindet die Firmung im Weltkulturerbe als eine gute Möglichkeit, „die christliche Tradition dieses Ortes für die nächste Generation anschaulich zu machen und an sie weiterzugeben“. Der Geistliche verbindet mit den Firmfeiern und auch mit den Angeboten während der Vorbereitungszeit den Wunsch, „dass Corvey und seine christlichen Werte für die jungen Menschen eine Grundlage sind für Hoffnung und Zuversicht im vor ihnen liegenden Leben“. Und dass das Welterbe und auch die Heimatregion ihnen ans Herz wachsen.
Foto: Pastoralverbund Corvey