Silberborn (hakö). Schon von weitem vernehme ich am vergangenen Dienstag fröhliche Kinderstimmen. Dazu der betörende Duft des Waldes. Eine Idylle, die Lust macht zum Verweilen, aber auch zum Nachdenken anregt über die Zukunft des so herrlich gelegenen Jugendfreizeitheims des Landkreises Northeim.

Ein solches Juwel darf man eigentlich nicht aus der Hand geben. Ich entdecke auf Hinweistafeln am Eingang aktuelle Angebote, die für die Faszination Natur sprechen, aber auch für die Unterkunft. Hier im Kern der Bildungsregion Weserbergland sind erst kürzlich "Totengräber" aktiv geworden, animiert von "Technokraten" in Verwaltungsstuben. "Unterdeckung" heißt das Schlagwort, macht die Runde quer durch die Kommunalpolitik.

Knallhart die Entscheidung, das Jugendfreizeitheim zu schließen per 31.12. diesen Jahres. Einfach dicht zu machen. In der Beschlußvorlage für die Kreistagsmitglieder heißt es zwar Einstellung, aber es bedeutet die Schließung. Das ist Fakt. Es sei denn, ein Investor wird gefunden für die Nachnutzung, der die einst so beliebte Herberge unter anderem für (Grund-)Schulklassen, Vereine und Verbände am Leben erhält, im Interesse der Kinder, der Jugend, unserer Jugend.

Seit Jahren ist der Träger und natürlich die Politik halbherzig mit dem Thema umgegangen. Vollkommen emotionslos die Stellungnahmen der (großen) Parteien, bis unter anderem auf die AfD, Grüne/Bündnis 90, die weitere Gespräche forderten. Die "Mehrheitsbeschaffer" zeigten keine Anteilnahme am Schicksal und damit auch an der Entwicklung/Erziehung von Kindern.

Beschämend. Nur egoistisches Denken zum Nachteil junger Menschen. Ihnen wird die Natur genommen, die ihnen vieles gibt. Warum hat man lange Zeit geschwiegen in der Verwaltung? Warum hat die Politik (mal wieder) versagt? Die stellvertretende Landrätin weiß nicht, wovon sie spricht, wenn sie glaubt und das öffentlich macht, dem Angebot in Silberborn fehle es an Zeitgeist. Und überhaupt, Kinder fühlen sich ihrer Meinung nach wohler in Berlin, London oder Paris. Und den Preis dafür sollen Eltern zahlen. Unglaublich.

Vor fast 20 Jahren hat der Landkreis Göttingen sein Filetstück, das Schullandheim in Pelzerhaken an der Ostsee, abgestoßen zum Leidwesen auch des Kreissportbundes Göttingen. Sechsstellige jährliche Unterhaltungskosten waren nicht mehr haltbar. Der Treffpunkt auch internationaler Ferienfreizeiten in bester Lage in der Neustädter Bucht wurde dem Erdboden gleich gemacht und somit teures Bauland für "Spekulanten". Heute stehen Wohneinheiten dort, wo sich einst die Jugend Europas traf.

Daher gilt es aktuell, alle Kräfte zu bündeln, um das Heim weiterführen zu können mit vielleicht verändertem Angebot und entsprechender Preisgestaltung für dennoch günstige Übernachtungen.

"Gebt den Kindern das Paradies zurück!" rufe ich den Verantwortlichen zu, jedenfalls denjenigen, die sich gerade jetzt verantwortlich fühlen und das auch einer breiten Öffentlichkeit deutlich machen. Und davon soll es tatsächlich doch einige geben. Eine Herzensangelegenheit. Für die Politik bestimmt nicht, wie die Abstimmung im Kreistag zeigte.



Fotos: Hartmut Kölling