Holzminden (r). Morgen, den 10. November, 20 Uhr, lädt das Collegium Cantorum in die Stadthalle Holzminden zu einem Konzertabend ein! Gemeinsam mit der Messiaskantorei Hannover, einem internationalen Solistenquartett und dem Göttinger Symphonie Orchester in sehr großer Besetzung präsentieren wieder 100 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Wolfgang Tiemann das 1944 uraufgeführte Meisterwerk des englischen Komponisten Michael Tippett - „A Child of Our Time“.
Gerade in diesen Tagen des Gedenkens an den 80. Jahrestag der sogenannten „Reichskristallnacht“ wird dieses Werk weltweit und prominent aufgeführt, weil es mit einer überaus einzigartigen, berührenden Musiksprache, kraftvoll und sensibel zugleich, die ureigenste Verknüpfung aus Licht und Schatten im menschlichen Sein, aus Verzweiflung und Hoffnung in das Zentrum seiner Komposition gestellt hat.
„A Child of Our Time“ beinhaltet die historischen Ereignisse, die zum Attentat des in Hannover geborenen Juden Herschel Grynszpan und in dessen Folge zum Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland geführt haben. Im Text aufgeworfene Fragen und Betrachtungen
zum damaligen Geschehen sind überzeitlich und scheinen heute von erschreckender Aktualität. Der Pazifist Tippett wollte seine Komposition dennoch als Versöhnungswerk verstanden wissen.
Angelehnt an die barocken Vorbilder Bach und Händel verwendet Tippett in seinem Oratorium jedoch bekannte Spirituals wie z.B. „Steal away“ oder „Go down, Moses“ an Stelle der Choräle, um durch deren musikalische Vertrautheit und Emotionalität ein Verständnis der Werksaussage zu unterstützen.
Die Entscheidung zur Aufführung dieses Werkes ist von den Mitgliedern, dem Vorstand und dem Chorleiter des Collegium Cantorums sehr bewusst gefällt worden.
Das Konzert soll sich einreihen in die zahlreichen regionalen Veranstaltungen und Planungen zu dieser Thematik und ist insbesondere eine eindrucksvolle Ergänzung der ökumenischen Andacht am 9.11. in der Lutherkirche mit anschließendem Kerzengang zum Gedenkstein am Katzensprung .
Während des gemeinsamen Probenwochenendes in Duderstadt konnten die beiden Chöre aus Hannover und Holzminden in intensiven Arbeitsphasen unter dem Dirigat der Chorleiter Guido Mürmann und Wolfgang Tiemann, aber auch beim geselligen Zusammensein hervorragend zusammenfinden. Die Sängerinnen und Sänger haben sich mit viel Engagement und stetig wachsender Begeisterung eine großartige Musik erarbeitet.
Sehr wahrscheinlich als norddeutsche Erstaufführung erklingt zu Beginn des Abends der „Funeral Song op.5“, den der damals 26jährige Igor Strawinsky als instrumentales Erinnerungsstück an seinen verehrten Lehrer Nikolai Rimskij-Korsakow komponiert hat. Die Weltpremiere des seit mehr als 100 Jahren verloren geglaubten Werkes im Dezember 2016 in St. Petersburg wurde in der Fachwelt von Musikwissenschaftlern, Dirigenten und Musikern als Sensation gefeiert.
In einer Werkeinführung, die 19 Uhr ebenfalls in der Stadthalle Holzminden beginnt, will der Musikvermittler Friedhelm Bruns aus Münster mittels musikalischer Einspielungen und moderierender Erläuterungen den Zuhörern einen interessanten und wiedererkennenden Zugang zum Abendprogramm erleichtern. Eintrittskarten sind in den bekannten Vorverkaufsstellen in Holzminden, der Tourist-Information Höxter sowie unter www.col-can-holzminden erhältlich. Die Abendkasse öffnet 18.30 Uhr.
Foto: Collegium Cantorum