Kreis Holzminden (r). Wenn es um überregionale finanzielle Fördertöpfe geht, schleicht der Landkreis Holzminden seit ein paar Jahren wie die Katze um die Sahnetöpfe. Kaum eine EU-, Bundes- oder Landesförderung, bei der nicht auch der Kreis bedacht oder zumindest etwas versucht wurde. In der letzten Woche konnten Dr. Jutta Klüber-Süßle und Dr. Linda Hartmann, beide aus dem Bereich Kreisentwicklung/Wirtschaftsförderung, schon wieder einen Förderbescheid des Bundes in Höhe von 297.000,- Euro stolz in die Kamera halten. Der Grund ist diesmal ein interner: Mit dem ausgelobten Geld sollen nachhaltige, alternative Mobilitätsmaßnahmen in die Tat umgesetzt werden.
Dass der Landkreis überhaupt in Sachen Klimaschutz stark aufgestellt ist und deshalb das Thema Betriebliche Mobilität in den Fokus rückt, liegt an dem Masterplan 100% Klimaschutz, den der Kreistag inklusive Maßnahmenkatalog im letzten Jahr verabschiedet hat. Dieser Beschluss sicherte unter anderem auch die Stelle Dr. Linda Hartmanns, die im Landkreis als Klimaschutzmanagerin schon seit einigen Jahren umtriebig nach Lösungen zur CO2-Einsparung sucht.
Hartmann hatte im Vorfeld des Wettbewerbs „Mobil gewinnt“ eine Umfrage unter den Mitarbeitenden der Kreisverwaltung gestartet, um zu erfahren, wie sie ihre Dienstreisen und Arbeitswege gestalten, was möglich ist und was gewünscht wird. Die Ergebnisse daraus flossen unmittelbar in den vom Bundesumwelt- und vom Bundesverkehrsministerium ausgelobten Wettbewerbsantrag mit ein. 2.000,- Euro gab es für den Erfolg bei „Mobil gewinnt“. Der eigentliche Hauptgewinn aber kam hinterher. Denn als Preisträger befand das Verkehrsministerium den Landkreis auch in Bezug auf den zweiten Teil des Förderverfahrens für würdig. Und der brachte dem Kreis jetzt, ein knappes Jahr später, den großen Geldsegen.
Ganz so einfach war die abschließende Bewilligung allerdings nicht. „Einfach nur `Copy und Paste´ zu drücken, ging bei der Antragserstellung leider nicht“, sagt Dr. Linda Hartmann. Ein 51 Seiten dickes Pamphlet habe sie für die Bewerbung erstellen müssen, erklärt die Klimaschutzmanagerin des Landkreises. Ein automatischer Erfolg war damit aber noch lange nicht garantiert. Denn für die 26 am Ende erteilten Zuwendungen hatten sich immerhin 54 Antragsteller, darunter auch klangvolle Namen von Privatunternehmen, wie die Bayer AG, Alnatura oder das Forschungszentrum Jülich, beworben. Niedersachsenweit wurden vier Nachhaltigkeitsprojekte eingereicht, der Landkreis Holzminden ist der einzige, der am Ende den Zuschlag erhalten hat.
Was genau aber wird denn nun überhaupt gefördert? „Wir sind kein Experimentierkasten hier, sondern setzen auf klassische Maßnahmen, die auch erprobt sind“, sagt Dr. Jutta Klüber-Süßle, Bereichsleiterin für Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung. Deshalb sei es auch wichtig gewesen, die Mitarbeiter vorher zu befragen, um nur Machbares in den Antrag einfließen zu lassen. Neun verschiedene Einzelmaßnahmen sind es insgesamt, durch die die Dienstreisen des Landkreises im Hinblick auf ökologische Alternativen künftig umgestaltet werden sollen. Wobei Dr. Linda Hartmann keinen Hehl daraus macht, dass ihr die Projekte im Zusammenhang mit dem Thema Fahrrad besonders am Herzen liegen. Neben einem konventionellen Dienstfahrrad können mit dem Geld auch zwei Pedelecs sowie ein E-Lastenfahrrad für den Posttransport aus dem Schloss Bevern angeschafft werden.
Überdies ist die fast vollständige Übernahme aller Mehrkosten für die Anschaffung von zwei gasbetriebenen sogenannten CNG- sowie einem Elektroauto für den Fuhrpark in der Förderung enthalten. Und damit speziell die Umstellung auf das E-Auto nicht zum risikoreichen Abenteuerausflug gerät, ist ein Fahrtraining auch gleich mit dabei. Autos und Fahrräder sollen künftig überdies mit entsprechenden Navigationsgeräten ausgestattet werden. „Das klingt hinsichtlich möglicher Wirkungen auf den ersten Blick trivial“, sagt Dr. Linda Hartmann, „aber die Nutzung solcher Geräte verhindert das Reinfahren in Staus, sie suchen selbständig kürzere Alternativrouten, und man kann nebenbei auch noch über Bluetooth telefonieren.“ Die Nutzung solcher Geräte verringere auf jeden Fall den Stress für die Mitarbeitenden.
Daneben sollen aber auch noch andere wichtige Mobilitätsmaßnahmen in die Tat umgesetzt werden, wie etwa die Anschaffung eines Dienstreistools oder die Einrichtung einer Mitfahrzentrale für größere Betriebe im Landkreis Holzminden. Bei der Vielzahl der Maßnahmen hat Dr. Hartmann aber auch nicht den Spaß vergessen. Für die Mitarbeiter der Verwaltung, die durch ihre Teilnahme an der Umfrage den Geldsegen erst ermöglicht haben, gibt es im nächsten Jahr einen Mobilitätstag. Der klärt offene Fragen und verbessert das Gemeinschaftsgefühl.
Über das Projekt Masterplan 100% Klimaschutz
Insgesamt 22 ausgesuchte Kommunen werden seit dem 1. Juli 2016 durch das Projekt Masterplan 100% Klimaschutz vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Das Landkreis-Bündnis – bestehend aus Hameln-Pyrmont, Holzminden und Schaumburg – ist eine von ihnen und nimmt damit eine Vorreiterrolle in Sachen CO2-Neutralität und Energiesparkurs ein. Gemeinsam verfolgen die Landkreise das Ziel, in der Region die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 Prozent gegenüber 1990 und den Endenergieverbrauch um 50 Prozent gegenüber 2010 zu senken. Mit einer Laufzeit von vier Jahren umfasst das Projekt allein im Weserbergland eine Fördersumme von insgesamt 775.000 Euro und ein Gesamtprojektvolumen von 916.000 Euro. Weitere Informationen finden Sie unter: www.masterplan-weserbergland.de.
Über die Nationale Klimaschutzinitiative
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Foto: Landkreis Holzminden/Peter Drews